Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 03.04.2022

In den Sand geschrieben

12800_jesus_und_suenderin_1c_foto_friedbert_simon_kuenstler_polykarp_uehlein_pfarrbriefservice (1) (c) Friedbert Simon (Künstler: Henry Likonde) - pfarrbriefservice.de
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Datum:
Sa. 2. Apr. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Bei den Sonntagsevangelien, die ich (so wie Sie wahrscheinlich auch) schon x-mal gehört bzw. gelesen habe, passiert es mir immer öfter, dass ich über ein kleines Detail stolpere, das ich vielleicht viel zu oft überlesen bzw. überhört habe.

So geht es mir auch mit dem Evangelium dieses Sonntags. Da kommen die Pharisäer zu Jesus mit jener Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie erinnern an die Vorschriften in der Torah, im jüdischen Gesetz – und fragen: „Und was sagst du dazu?“

Und dann kommt dieses Detail über das ich stolpere, wenn es heißt: „Jesus aber brückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.“

Ich frage mich – und ich frage Sie: Was hat Jesus da geschrieben?
Hat er Männchen gemalt, wie es viele beim Telefonieren oder bei langweiligen Konferenzen tun?
Aber das steht ja nicht „er malte mit dem Finger im Staub herum“, sondern „er schrieb“.

Was hat Jesus da wohl geschrieben? Niemand weiß es.

Kann es sein, dass es gar nicht darauf ankam, was er geschrieben hat, sondern wie er es tat? Mit dem Finger in den Staub.

 

Die Pharisäer kamen zu ihm mit dem Gesetz unter dem Arm, mit dem geschriebenen und zementierten Willen Gottes. Was mit dieser Frau geschehen muss, steht da schwarz auf weiß geschrieben: die Frau muss gesteinigt werden.

Aber Jesus schreibt etwas Anderes, etwas Neues. Wir wissen nicht, was er da schreibt, aber wir können es erahnen, in dem was er zu ihnen sagt: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“

Und zu der Frau sagt er: „Ich verurteile dich nicht.“

 

Und da verstehe ich auf einmal sehr gut, dass das mit dem Finger in den Sand geschrieben ist. Das ist kein Freibrief für alle Ehebrecher. Das ist kein „Schwamm drüber“ oder „Halb so wild“ für alle, die es mit der Treue nicht genau nehmen.

Das ist kein Urteil „schwarz auf weiß“ und einzementiert, sondern mit dem Finger in den Sand geschrieben. In dieser Situation, in diesem Kontext, für diese Frau.

Wissen wir denn etwas über diese  Frau, über die näheren Umstände? Ist ihr Mann gewalttätig oder ein Trinker? Geht er vielleicht auch fremd? Oder wurde ihr die Ehe aufgezwungen?

Das ist das Problem vom Gesetz, das schwarz auf weiß irgendwo geschrieben steht. Für immer. Für alle Fälle. Ohne Ausnahme.

Es taugt nicht immer, wenn es um Menschen geht. Es wird viel zu oft den konkreten Menschen, der konkreten Situation nicht gerecht.
Da taugt vielleicht eher das, was in der konkreten Situation mit dem Finger in den Sand geschrieben wird.

Vielleicht täte es der Kirche gut, wenn sie im Umgang mit Menschen weniger auf zementierte Regeln pochen würde – und mehr auf den einzelnen Menschen eingehen würde, mit weichen Regeln, in den Sand geschrieben.

Vielleicht täte es aber auch uns selbst, Ihnen und mir, gut, wenn wir im Umgang mit Menschen auf konkrete Lösungen setzen, die manchmal eben nur „in den Sand geschrieben“ sind.

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Jesus lehrt im Tempel:
Vom Volk als Schriftgelehrter anerkannt,
aber die angestammten Lehrer,
misstrauen ihm doch.

Sie wollen ihn packen,
ihn vorführen, jetzt!
Die in flagranti Ertappte
kommt da gerade recht.

Sie ist Mittel zum Zweck –
zudem nur eine Frau!
Wenn Jesus sie schützt,
missachtet er die Ehe!

Der Schutz der Ehe
wie das Gesetz es vorsieht,
scheint die einzige Wahl.

Nicht nur die Frau – auch Jesus
steht mit dem Rücken zur Wand.
Doch Jesus lebt aus Gottes Liebe –
und die Wand … weicht!

 

Dorothee Sandherr-Klemp
aus: Magnificat. Das Stundenbuch 04/2022, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de In: Pfarrbriefservice.de

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Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag,
Ihr
Pastor Ulrich Lühring