Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 04.12.2022

Wurzel Jesse

Datum:
Fr. 2. Dez. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Zu den ganz alten wirklich christlichen Bildern und Symbolen im Advent gehört das Bild der „Wurzel Jesse“.
Sie kennen vielleicht dieses Bild oder haben es von alten Adventsliedern im Ohr: „O Wurzel Jesse, fest von Stand…“.
Aber wohl die Wenigsten von uns werden wissen, was es wirklich bedeutet und wo es herkommt.

Das Motiv geht zurück auf eine Stelle aus dem Propheten Jesaja, die wir heute als Lesung hören werden:

An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
(Jesaja 11,1)

 Der Prophet Jesaja lebt und schreibt zu einer Zeit, in der die Zeit des großen Königs David längst vorbei ist. Jerusalem wurde erobert, das alte Reich Juda ist untergegangen.

Aber dennoch lässt Jesaja die Hoffnung nicht sinken. Er ist der große Hoffnungsprophet der Bibel.
Es wird neues Leben wachsen aus den alten Wurzeln – das beschreibt Jesaja in immer neuen Bildern.

Diese Wurzel hat für Jesaja einen Namen, ein Gesicht: Es ist der große König David. Wobei Jesaja sozusagen noch eine Schicht tiefer gräbt zu dessen Wurzeln – der eigentliche Wurzelstock ist der Vater Davids Isai.

Aus dem Hebräischen ISAI wurde dann in der griechischen Bibelübersetzung JESSAI – und das wurde in ganz alten, deutschen Bibeln mit JESSE übersetzt.
Aus dem „Baumstumpf Isais“, aus dem bei Jesaja neues Leben wächst, wurde so die „Wurzel Jesse“.

 

Mit dem Bild der „Wurzel Jesse“ weist der Prophet auch auf die Anfänge des Geschlechts David hin: Es waren unbedeutende Hirten und Bauern in der Nähe von Bethlehem – und aus diesen bescheidenen Anfängen kommt David, der Israel zu einer wirklichen Größe führt.

Die Prophezeiung Jesajas, die in damals wirklich schlimmen und schlechten Zeiten den kommenden Erlöser vorhersagt, wurde von den Christen (natürlich) auf Jesus bezogen. Er ist derjenige, auf den sich der „Geist des Herrn niederlässt“ (wie Jesaja es beschreibt). ER, Jesus, ist der neue David.

In der christlichen Tradition wird das Bild der „Wurzel Jesse“ zum Stammbaum Jesu. Er stammt aus dem „Haus Davids“, das heißt: seine Abstammung geht zurück bis zu König David.

 

In früheren Zeiten wurde vor der Christmette dieser „Stammbaum Jesu“ feierlich verlesen, der sogar von König David noch weiter zurückgesponnen wurde bis hin zu Adam und Eva.
Ich gestehe: Damit kann ich persönlich wenig anfangen.

Aber was mir gefällt ist dieses Bild der Wurzel: Jesus hat seine Wurzeln in ganz konkreten Menschen. Er hat einen Stammbaum, eine Familie, eine Familiengeschichte.
Seine Botschaft wurzelt in der Geschichte seiner Familie und in ganz konkreten Erfahrungen von Menschen mit Gott.

Das sagt mir das Bild der „Wurzel Jesse“.

Und es fragt mich: Wo sind denn meine Wurzeln?
Was sind die Wurzeln meines Lebens?
Und was sind die Wurzeln meines Glaubens?

 

In der indischen Mystik gibt es das Bild vom „umgekehrten Baum“. Seine Wurzeln sind nicht auf der Erde, sondern im Himmel.
Dieser mystische Baum wächst von oben nach unten – und breitet seine Zweige wie Sonnenstrahlen auf der Erde aus.

Auch dieses Bild hat für mich mit der „Wurzel Jesse“ zu tun:
Wir sind Menschen, die Wurzeln haben: eine Familie, eine Geschichte. Wir sind verbunden mit dieser Erde, mit dieser Welt.
Aber wir glauben, dass wir zugleich ganz andere Wurzeln haben – Wurzeln im Himmel. Wir sind verbunden mit Gott.

Und auf diese Wurzeln besinnen wir uns, gerade in den Tagen des Advents.

 

Wo sind denn Ihre Wurzeln?

Die Wurzeln Ihres Lebens, die Wurzeln Ihres Glaubens?

Und was ist mit ihren Wurzeln im Himmel – bei Gott?

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Nach einer Predigt von Bischof Joachim Wanke aus Erfurt

Im Leben und im  Glauben Wurzeln zu haben - das ist eine Überlebensfrage für uns Christen.

Lasst mich das in allem Ernst sagen: Wer aus der Kirche austritt, schneidet die Wurzel ab, von der unser Christsein genährt wird.
Nein, es ist ist keine Bagatelle, mal so eben aus der Kirche auszutreten und zu denken: Im Herzen bleib ich ja gläubig und irgendwie werde ich am Ende schon beerdigt werden, wie - das ist mir dann ohnehin egal.

Dass so viele Menschen aus der Kirche austreten, hat mit konkreten Fehlern und Mißständen zu tun. Das ist wahr.
Aber es hängt auch mit einer Mentalität zusammen, überhaupt Bindungen und Verpflichtungen nur als lästige Pflichten anzusehen und sie darum zu kappen.

Wer geht denn heute noch Verpflichtungen ein im Ehrenamt, im Verein? Und an eine Bindung an einen Menschen in der Ehe - da denken viele junge Menschen schon lange nicht mehr.

Wer Wurzeln kappt, zerstört Leben - auch wenn man am Anfang noch wenig merkt.

Ein Baum ohne Wurzeln geht ein.
Ein Christ ohne Wurzeln, ohne einen praktizierten, gelebten Glauben verdorrt.

Quelle: www.pfarrbriefservice.de
(von mir für diesen Zweck gekürzt)