Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 09.10.2022

Zwei Eimer Sand vom Heiligen Land

sand-g6d569f7eb_1920 (c) Julita (www.pixabay.de)
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Datum:
Sa. 8. Okt. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Die Lesung erzählt an diesem Sonntag ein eigenartiges Detail: Der vom Aussatz geheilte Syrer Naaman will am Ende Erde aus Israel mit in seine Heimat nehmen. „So viel, wie zwei Maultiere tragen können“, heißt es.

Beim ersten Lesen dachte ich unwillkürlich: Jedem seinen eigenen Aberglauben. Als ob man Gott in einem Eimer Erde mitnehmen könnte – je mehr je besser…

Aber dann kam mir in den Sinn, was ich schon oft gesehen habe: Ein Glas voll Sand vom Urlaub am Strand, ein paar Muscheln. Andere heben die Konzertkarten auf, anstatt sie wegzuwerfen. Wer von Ihnen hebt nicht Souvenirs und Andenken auf?

 

Vielleicht tun wir das, weil wir hoffen, dass wir etwas vom Zauber dieser schönen Zeit, vom Zauber dieses besonderen Ortes hinüberretten können in den Alltag.
Wir haben uns dort wohl gefühlt und nun nehmen wir ein Stück davon mit.

Allerdings ist es wichtig, dass es nicht irgendeine Muschel ist, irgendein Stein. Ich muss sie selbst gefunden haben – und sie muss mich erinnern an etwas Bestimmtes.

 

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum so viele Menschen verwackelte und unscharfe Selfies machen, auf denen kaum etwas zu erkennen ist, wenn es doch für ein paar Groschen die perfekten Ansichtskarten gibt?

Es darf eben nicht irgendeine perfekte Postkarte sein, sondern das Bild, das ich selbst gemacht habe. Die retuschierte Postkartenidylle löst in mir nicht die gleichen Erinnerungen aus wie das Bild mit den drohenden Regenwolken und dem abblätternden Putz, das ich selbst gesehen habe.

Wirkliche Erinnerungsstücke drücken das aus, was ich in diesem Moment erfahren habe – unverwechselbar und nicht wiederholbar, aber doch er-innerbar.

 

Damit sind wir wieder beim Syrer Naaman. Er nimmt Erde von einem bestimmten Stück Land mit nach Hause. Hier hat Gott ihn geheilt. Durch diese Erde wird er sich immer wieder an dieses Erlebnis erinnern: Gott ist da.

Mit fällt ein, dass es früher Rosenkränze gab mit einem Kreuz, das man aufklappen konnte – und darin war ein winziges Stück Erde vom Heiligen Land (oder von den Katakomben in Rom).

 

Worum es in der Lesung geht, das beschreibt Joseph von Eichendorff in einem Gedicht:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort.
Und die Welt habt an zu singen
triffst du nur das Zauberwort.

 Ein Ring ist nur ein Ring. Aber er beginnt (um es mit dem Gedicht zu sagen) zu singen durch das Zauberwort: Trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.

Eine Rose ist nur eine Rose. Aber sie beginnt zu singen durch das Zauberwort: Ich liebe dich.

 

Auch hier im Gottesdienst geht es immer wieder um so ein Zauberwort. Für den, der nicht glaubt, ist das, was wir gleich hier tun (im wahrsten Sinne des Wortes) „Hokuspokus“ – ein bisschen Brot und Wein.
Für den der glaubt, fängt die Feier an zu singen: Gott ist mitten unter uns.
Es gibt keinen Winkel der Schöpfung, durch den Gott sich nicht mitteilt.

 

Für mich ist diese seltsame Erzählung vom Syrer Naaman, der zwei Eselsfuhren Erde vom Heiligen Land mitnimmt, ein Anstoß aufmerksamer zu sein und zu werden für die Erinnerungszeichen, die mir heilig und wichtig sind:

  • Erinnerungszeichen an schöne Stunden;
  • Zeichen für Menschen, die mir wichtig sind;
  • Zeichen meines Glaubens

Denn diese Zeichen fangen nur dann an zu singen von dem, was in ihnen schläft...

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Mit dem Handy beten

Heute blättere ich wieder mal durch das Foto-Album auf meinem Smartphone:

Was ist in den letzten Wochen passiert?
Für welche Momente, die ich mit der Handykamera festgehalten habe, bin ich besonders dankbar?
Was tut mir gut?
Wofür oder für wen möchte ich künftig mehr Zeit investieren?

Mit jedem Foto wird mir bewusst, wie viele besonderen Momente es in meinem Alltag gibt. Meistens inspiriert mich diese „digitale Meditation", wieder mehr mit offenen Augen und Ohren unterwegs zu sein und als Erinnerung kostbare Momente mit der Kamera festzuhalten.
Und zwar gerade die kleinen, vielleicht sogar unscheinbaren Alltagsbeispiele, die ich vor lauter Selbstverständlichkeit fast übersehe:
der schöne Lindenbaum in meiner Straße,
die Katze der Nachbarin,
ein Hoffnungsgraffito an der Wand einer alten Fabrik ...

Stephan Sigg
Bonifatiusblatt, Heft 3/2022 - www.bonifatiuswerk.de