Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 14.08.2022

Ist das Leben ein Kampf?

sports-gc3c57911b_1920 (c) Herbert Bieser (www.pixabay.de)
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Datum:
Sa. 13. Aug. 2022
Von:
Ulrich Lühring

„Mir nach spricht Christus, unser Held“ – dieses Kirchenlied gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsliedern. Es vergleicht das Leben des Menschen mit einem Kampf, in dem Christus zum Anführer wird, der im Streit zur Seite steht und mit aufmunterndem „Mir nach!“ in die Lebensschlacht ruft.
Diese  Sprache und diese Bilder sind mir fremd, nicht nur in Zeiten, wo uns „Krieg“ und „Helden“ wieder ganz nah auf den Pelz rücken. Ich spüre beim Singen des Liedes ein deutliches Unbehagen.

Womöglich geht es Ihnen ja durchaus ähnlich? Wenn das so ist, dann werden auch die Worte der heutigen Sonntagslesung auf Sie eine ähnliche Wirkung haben. Auch hier ist die Rede vom Kampf,  vom Widerstand bis aufs Blut, von Christus in der Gestalt eines Anführers, dessen Leidensweg wir folgen sollen.
Auch das etwas abgeschwächte Bild des sportlichen Wettkampfes in der Arena kann mich nicht wirklich überzeugen.

Was also tun mit solchen Bildern und Gedanken?

Was das Lied angeht ist die Lösung noch einfach: Ich habe es schon seit längerem aus meinem Repertoire gestrichen.
Sollen wir mit dem Text aus dem Hebräerbrief ähnlich verfahren und ihn einfach beiseitelegen?

Sie ahnen schon – so einfach mache ich es Ihnen und mir nicht...

 

Ich frage mich zunächst einmal: Warum haben die Autoren gerade so geschrieben und gerade diese Bilder gewählt?

Die Antwort lautet: Es handelt sich um Worte an eine bedrängte und verfolgte Gemeinde, an Christen in schwieriger Lebenslage. Beim Lied ist es die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, beim Lesungstext die Erfahrung der Christenverfolgung.
Auf die Menschen in dieser schwierigen und sogar bedrohlichen Lebenslage haben die Worte offensichtlich tröstend und ermutigend gewirkt.

Was daran ist denn ermutigend?
Und was könnte uns ermutigen, wenn wir uns selbst in schwierigen Lebenslagen erfahren?

 

Da klingen bei mir zunächst die Worte WETTLAUF und KAMPF nach. Sind das nicht Begriffe, die wir beinahe täglich zu hören und zu lesen bekommen?

  • In mancher Todesanzeige ist zu lesen: „Er hat tapfer gekämpft und wir mit ihm. Aber am Ende haben wir alle verloren.“
  • Bürgerinitiativen empfinden ihren Einsatz als Kampf, manchmal sogar als Kampf gegen die sprichwörtlichen Windmühlen.
  • Schon die Kinder erleben ihren Schulalltag als Wettkampf: Kampf um gute Noten, Kampf um einen Ausbildungs- oder Studienplatz, um eine gute Perspektive für die Zukunft.

 

Der Philosoph Peter Sloterdijk bezeichnet unsere Gesellschaft als „Stressgemeinschaft“, die ständig wie gegen einen unsichtbaren Gegner kämpft, deren Mitglieder sich gegenseitig hetzen und als Konkurrenten unter Druck setzen.
Die Lösung, die der Philosoph vorschlägt lautet: Sich von diesem Kampf, von diesem ewigen Stress und Gewinnen-müssen frei machen. Einfach nicht mehr mitmachen.

Wenn das so einfach wäre. Auch wenn wir uns dagegen wehren, Kampf und Wettkampf gehören heute scheinbar zum Leben. Können wir es uns leisten, wie Sloterdijk es vorschlägt, im Arbeitsleben, in Schule und Studium einfach so auszusteigen aus Konkurrenzdenken und Wettkampf und nicht mehr mitzumachen?

Oder stellen wir uns dieser Realität, wie es Paulus in der Lesung und Angelus Silesius im Lied tun?
Und was haben sie uns Stärkendes zu bieten?

Sowohl die Lesung als auch das Lied sprechen vom Ziel, um das es geht, das ich im Blick habe.
Das hat schon etwas Stärkendes. Ich starre nicht bloß auf meine armseligen Startbedingungen, auf die Anderen, die besser, schneller, talentierter sind als ich. Ich schaue nicht nur auf meine persönlichen Schwächen und Stärken.

Beide Texte raten auch: Schau auf Christus. Auch er war nicht immer stark. Auch er fiel hin, wurde verletzt, geriet in eine scheinbar ausweglose Lage.
Aber er blieb nicht liegen. Er stand wieder auf.

Ich schaue auf Christus, der aufstand, immer wieder; der mir sagt: Ich bin da. Ich bin da, wenn du einen brauchst, der dich führt, der dich trägt, der dir den Weg weist.
Ich bin da als einer, an dem du dich aufrichten kannst.
Du kämpfst nicht allein, du läufst nicht ins Leere.

Wenn es aber um das Ziel geht, das ich im Blick haben soll, dann heißt die Frage auch:  Für was kämpfe ich denn, was ist mein Ziel?

Geht es um Erfolg, um Karriere, um diese Welt. Oder ist das Ziel meines Laufes wirklich Gott? Laufe ich IHM entgegen?

 

Die Sonntagstexte stellen mir mehr Fragen als sie Antworten geben. Aber es sind wichtige Fragen:

  • Wie sieht das in meinem Leben aus mit Wettkampf und Wettlauf?
  • Wo und wann erfahre ich mich „im Kampf“?
  • Wo könnte ich auch aussteigen aus dem ewigen Stress des Gewinnenmüssens?
  • Wo erfahre ich Stärkung und Halt in meinen Kämpfen?
  • Welche Rolle spielt dabei der Glaube?

  • Und was ist das Ziel für mich im Wettlauf des Lebens?
  • Und was hat dieses Ziel mit GOTT zu tun?

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Bruder Jesus, du sagst
du bist gekommen
um Feuer auf die Erde zu werfen

Du willst, dass sich die Menschen entscheiden
sie sollen nicht lau sein
ihr Ja sei ein Ja, ihr Nein ein Nein

 

Du bist heute in diesem Gottesdienst
wieder zu mir gekommen
um das Feuer in mir neu zu entfachen
das Feuer der Entschiedenheit für dich
für das Reich Gottes

 

Ja, Herr, ich muss mich immer wieder
neu entscheiden für dich
denn allzu rasch fällt das Feuer zusammen
erlischt der Funke der Begeisterung
falle ich wieder in Gleichgültigkeit
erfasst mich die Bequemlichkeit
ergreift mich Feigheit

 

Sei du selbst, Herr Jesus
das Feuer, das mich antreibt
die Kraft in mir
die mich aufrichtet
und Mut gibt
dir nachzufolgen

Helene Renner
www.predigtforum.com

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Einen schönen Sonntag und einen kühlen Platz an heißen Tagen

wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Ulrich Lühring