Geistlicher Impuls vom 15.05.2022

„Seht ich mache alles neu“, so endet der Lesungstext an diesem Sonntag.

Ja, eine neue Erde und neue, andere Menschen – die könnten wir dringend brauchen. Sind wir doch gerade dabei, die alte fast zu zerstören.
Wie viele Menschen sind am Verzweifeln, Menschen in der Ukraine, deren Heimat zerbombt wird. Und Menschen auf der anderen Seite der Erde, deren Weizen nicht aus ukrainischen Häfen kommt.

Kann ein Mensch mit normalem Verstand etwas anderes wünschen als Frieden? Und doch gibt es immer wieder Bombenangriffe, Attentate, ein 16-jähriger baut Bomben um Mitschüler und Lehrer zu verletzen und zu töten.
Wir merken es immer wieder, spüren es, was der Mensch aus der Erde macht, dass er es nicht schafft, die Erde, unser Leben gut zu gestalten.

Ist es da nicht tröstlich, zu wissen: Es ist Gott, der uns eine neue Erde und auch einen neuen Himmel schenkt.

„Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein und er, Gott, wird bei ihnen sein.“ – so heißt es in der Sonntagslesung.
„Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein. Keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.“

 Das klingt wie im Märchen, zu schön, um wahr zu sein. Das muss ich mir ein wenig von dem rosarot gemalten Traumbild in die Wirklichkeit holen, um damit etwas anfangen zu können.
Und da fällt mir etwas ein, was ich mal irgendwo gelesen habe: „Gott ist wie ein Komposthaufen.“ – Ich habe beim Lesen genauso gestutzt wie Sie jetzt: Gott – ein Komposthaufen?

Und ich las weiter: „So wie ich auf dem Komposthaufen meine Garten- und Küchenabfälle ablade und sie dort zu guter Erde verwandelt werden, so kann ich auch zu Gott all das bringen, was mich belastet, was mich stört und ärgert (an mir oder anderen), womit ich nichts mehr anfangen kann. Und Gott verwandelt es.“

In der Tat: So ein Komposthaufen macht aus Abfällen etwas Neues. Nicht wiederzuerkennen. Aus Abfall wird gute Erde, die sich nicht nur gut anfassen lässt, die auch noch angenehm riecht. Gar nicht mehr nach Müll und Abfall – einfach neu.

Eigentlich ein Wunder. Eines, das Gott in seine Schöpfung ganz selbstverständlich eingebaut hat.

Kann man nicht sagen: So wirkt und arbeitet Gott. Gott wirft nichts und niemand auf einen Müllhaufen oder spült den Dreck einfach ins Meer. Gott verwandelt alles. Uns und die Welt. Gott macht sich die Mühe und die Arbeit, ER nimmt sich Zeit und hat Geduld.

Die Bilder der Lesung vom neuen Jerusalem, eine Stadt aus Edelsteinen und purem Gold, sind ein Bild – wie das vom Komposthaufen auch. Jedes Bild hat seine Grenze, alle Vergleiche hinken.

Aber das, worum es geht, verstehe ich in diesen Bildern. Gott hat uns versprochen, Tränen abzuwischen. Aus Tränen wird Lachen, aus Krisen werden Chancen.

Durch Gott geschieht Verwandlung. Er macht alles neu.

So komisch der Gedanken im ersten Moment ist, vielleicht schmunzeln Sie ja demnächst auf dem Weg zum Komposthaufen oder zur Grünen Tonne darüber, dass Gott und ein Komposthaufen etwas gemeinsam haben.

Und dann hat sich ja schon etwas verwandelt: Der große, unnahbare, ferne Gott – ist Ihnen auf einmal ganz nahe gekommen.

Und vielleicht fällt Ihnen dann auch etwas ein, das Sie Gott zum Verwandeln anvertrauen wollen.

Nur Mut. Gott ist immer für Überraschungen gut.

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Gott,
24 Stunden hat ein Tag
1.440 Minuten
86.400 Sekunden.

Gib mir ein gutes Zeitgefühl,
wann es dran ist, an andere,
an dich
und an mich zu denken.

Schenke mir Zeit, etwas für andere,
für dich
und für mich zu tun.

Du baust mit uns Menschen diese Welt,
Prägst mit uns diese Zeit.

Ich will dabei sein.

Markus Neuland
www.pfarrbriefservice.de

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Ihnen (wie immer) einen herzlichen Gruß und einen gesegneten Sonntag,
Ihr

Pastor Ulrich Lühring