Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 22.08.2021

Brot und Spiele

roman-4436335_1920 (c) Franck Barske (www.pixabay.de)
roman-4436335_1920
Datum:
Sa. 21. Aug. 2021
Von:
Ulrich Lühring

„Panem et circenses“ – Brot und Spiele, mit diesen beiden Worten charakterisiert der römische Dichter und Philosoph Juvenal die Wünsche der römischen Gesellschaft am Beginn des 2. Jahrhunderts (nach Christus).

Anstatt sich für das Gemeinwohl einzusetzen, sich zu engagieren wolle das Volk nur „Brot und Spiele“ – Bedürfnisbefriedigung und Unterhaltung. Keinen Hunger und keine Langeweile haben, damit – so klagt Juvenal – würden sich die Leute heutzutage zufrieden geben.

 

Sorglos leben, sich etwas leisten können – und dazu noch gut unterhalten werden.

Ist das nicht auch heute, im 21. Jahrhundert, die geltende Maxime?

 

Und auch heute fehlt es nicht an warnenden Stimmen: „Sterben wir den Tod am Brot allein?“ fragt Dorothee Sölle, die evangelische Theologin, weil sie den Eindruck hat, dass viele in ihrer Sattheit den wahren Lebenshunger, den Hunger nach einem wirklich erfüllten Leben gar nicht mehr verspüren.

 

„Amüsieren wir uns zu Tode?“ fragt Neil Postman, ein amerikanischer Gesellschaftskritiker, der die Auswirkungen der riesigen Freizeit- und Unterhaltungsindustrie unter die Lupe nimmt.

 

Brot und Spiele...

 

Auch das, was Jesus in seiner oft harschen und unbequemen Botschaft anbietet ist Kritik, ein Kontrastprogramm, das von der Oberflächlichkeit weg in die Tiefe führt. Er will, dass Menschen entdecken, was Gott mit ihnen vorhat. Er lehrt, unruhig zu bleiben und weiter zu suchen nach einem intensiveren Leben.

Jesus ermuntert dazu, nicht in den Tag hineinzuleben, sondern sein Leben wirklich zu gestalten, etwas aus seinem Leben zu machen.

 

Diesen Schritt aber wollen viele nicht mehr mitgehen: Was er sagt ist unerträglich. Wer kann das anhören?

Man könnte vielleicht auch sagen. Dieses Programm, dieser Lebensentwurf ist uns zu anspruchsvoll. Darauf wollen wir uns nicht einlassen.

 

Viele Jünger zogen sich zurück und wanderten nicht mehr mit ihm weiter – heißt es im Evangelium.

 

Es würde sich anbieten, die Krise damals im Kreis der ersten Jünger mit der Situation der Kirche heute zu vergleichen. Sicher, da ist sehr vieles hausgemacht. Viele kehren der Kirche den Rücken, weil sie zu Recht enttäuscht sind von dem, was sie in Kirche und mit Kirche erlebt haben.

 

Aber vielleicht steckt ja auch etwas von dem dahinter, was schon der alte Juvenal kritisiert hat.

 

Mein Arzt diskutiert gerne und oft mit mir über Glaube und Kirche. Eine seiner oft gewagten Thesen habe ich behalten und denke oft darüber nach: Vielleicht werden die Kirchen ja auch deshalb leerer, weil die Menschen die Botschaft, die darin verkündet wird, einfach nicht mehr hören wollen, weil sie ihnen zu anspruchsvoll ist, zu unbequem. Weil sie sich mit viel weniger zufrieden geben – eben mit Brot und Spiele...

 

Mir scheint, dass wir uns immer wieder die Frage stellen müssen, die Jesus den Jüngern stellt: Wollt auch ihr weggehen?

Und damit meine ich nicht nur die aktuelle, selbstgemachte Krise der Kirche, sondern die grundlegendere Frage: Sind wir mit Brot und Spielen zufrieden – oder wollen wir mehr?

 

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Ich wünsche dir nicht ein Leben ohne Mühe

und ohne Herausforderung.

Aber ich wünsche dir,

dass deine Arbeit nicht ins Leere geht.

 

Ich wünsche dir die Kraft der Hände und des Herzens.

Und ich wünsche dir –

mit einem alten Wort wünsche ich es dir,
mit dem Wort „Segen“ –

dass hinter deinem Pflug Frucht wächst
und dass zwischen den Halmen die Blumen nicht fehlen.

 

Denn wie der Mensch nicht vom Brot allein lebt,

so wächst auch das Brot nicht durch den Menschen allein,

sondern durch den Segen dessen,

dem das Feld und die Saat gehören.

Das Brot wächst durch die Kraft dessen,

dem die Erde dient und der Himmel,

die Sonne und der Regen.

 

Das in deiner Kraft seine Kraft ist,

das vor allem,

das wünsche ich dir.

 

(nach Jörg Zink)

 

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Und ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag,

Ihr
Pastor Ulrich Lühring