Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig

Geistlicher Impuls vom 24.04.2022

Vom Apostel Thomas, der ungläubig sein durfte

doubt-g758456fa9_1920 (c) tumisu (www.pixabay.de)
doubt-g758456fa9_1920
Datum:
Fr. 22. Apr. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Wenn Sie an diesem Sonntag im Gottesdienst waren und Sie dann jemand fragen würde: „Und, welches Evangelium war denn heute dran?“ – dann würden Sie wohl (wie die Allermeisten) antworten: „Das Evangelium vom ungläubigen Thomas.“

So nennt man ja wohl diese Erzählung vom Apostel Thomas, der den Anderen nicht geglaubt hat, dass Jesus auferstanden ist, der erst einmal selbst Jesus sehen und ihn auch noch anfassen will.

 

Nun wissen Sie vielleicht, dass unser Wort „Evangelium“ aus dem Griechischen stammt und auf Deutsch „Gute Nachricht“ heißt.

Wenn ich also sage „Das Evangelium vom ungläubigen Thomas“ bedeutet das eigentlich „Die gute Nachricht vom ungläubigen Thomas“.
Passt irgendwie nicht, oder?
Was sollte daran gut sein, dass Thomas nicht glaubt? Eigentlich doch nichts...

Aber es gibt doch etwas wirklich Gutes an der Geschichte: Gut daran war, dass er ungläubig sein durfte.
Es ist nämlich nicht die Rede davon, dass Jesus sich geärgert hat. Es ist nicht die Rede davon, dass Jesus schimpft: „Du bist mir ja ein schöner Apostel.“

Nein. Jesus bietet auch noch genau das an, worauf Thomas gehofft hatte. Er wollte Jesus anfassen und seine Wunden berühren.

 

So ist das doch im „wirklichen Leben“. Manche Dinge muss man einfach anfassen, um sie zu verstehen. Wir sagen nicht ohne Grund: etwas be-greifen. Oder: Ich fasse es nicht!

Darum geht es bei Thomas. Er will Jesus anfassen, um das Unfassbare, Ostern, die Auferstehung begreifen zu können.

Ich stelle mir vor: Als Jesus mit Thomas so umgeht, da spürt Thomas, wie ernst Jesus ihn nimmt.
Ernst genommen zu werden, ist ein sehr gutes Gefühl.

Jesus nimmt den Thomas ernst. Er sieht: Thomas ist noch nicht so weit. Er kann noch nicht glauben. Er kann noch nicht begreifen, was Ostern wirklich bedeutet.

Und Thomas spürt, dass Jesus ihn ernst nimmt. Ihm Zeit lässt, auch zum Fragen und Zweifeln.

Und das gilt nicht nur für Thomas. Das gilt auch für Sie und mich.
Wenn das keine gute Nachricht ist...

 

Wenn Sie also jemand fragt: „Welches Evangelium war denn heute?“ – dann antworten Sie ja vielleicht: „Das Evangelium von Thomas, der ungläubig sein durfte, weil Jesus ihn und seine Zweifel ernst nimmt.“

So ernst, wie er jeden von uns nimmt, wenn wir nicht begreifen können, was Ostern und Auferstehung bedeutet.

Jesus nimmt uns ernst, Sie und mich, und lässt uns, wie Thomas, die Zeit, die wir brauchen, damit der Glaube auch in uns wachsen kann.

=======================================================================

Im Freiburger Münster gibt es Statuen an den Säulen.
Sie stellen die Apostel dar.
Der Jesusfigur am Nächsten stehen aber nicht die großen Stars,
nicht die großen Apostel,
nicht Petrus oder Johannes oder Jakobus.
Jesus am Nächsten steht ausgerechnet Thomas,
der Zweifler,
der Ungläubige.

Seine Position ist ein Loblied auf den Zweifel:
Jeder Mensch darf zu diesem Lied eigene Strophen texten.

Ich glaube, aber ich habe auch meine Zweifel.
Ich kann nicht glauben, dass Gott es will,
dass Unschuldige ermordet werden.
Ich verstehe nicht, warum ER die großen und kleinen Katastrophen im Leben einfach so zulässt.

Warum lässt Gott das einfach so zu?

Wie Thomas tue ich mich nicht so leicht
mit dem Glauben an die Auferstehung.
Wie soll das funktionieren?
Ich kann es nicht begreifen.
Ich fasse es nicht.

Glaube und Zweifel gehören zusammen.
Ja, ich glaube.
Und mein Zweifel?
Vielleicht ist er es ja, der meinen Glauben letztlich
stark und echt macht.

nach einem Text von Uwe Beck
Quelle: Pfarrbriefservice.de

==========================================================================

Ich wünsche Ihnen - auch und wenn so Vieles in diesen Tagen alles andere als froh und österlich ist - einen österlich-frohen Sonntag,

Ihr
Pastor Ulrich Lühring