Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 26.09.2021

Stolpersteine

a-book-2484858_1920 (c) Congerdesign (pixabay)
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Datum:
Sa. 25. Sep. 2021
Von:
Ulrich Lühring

Die Lesungstexte an diesem Sonntag sind echte Stolpersteine: kantig und eckig, so dass wir uns an ihnen stoßen.

Da ist zunächst das Evangelium, das schon so seltsam beginnt: Es erzählt von einem Wunderheiler, der im Namen Jesu Dämonen austreibt, ohne zum Kreis der Jünger zu gehören. Darf der das denn? Ohne einer von uns zu sein? Ohne uns zu fragen? Wo kommen wir denn da hin, wenn man im Namen Jesu auftreten kann, ohne ein echter Jünger zu sein.

Die Reaktion Jesu ist eindeutig: "Hindert ihn nicht." Das passt ja in das Bild, das wir uns so von Jesus machen: Jesus ist tolerant, nicht so engstirnig und kleinkariert wie (viel zu oft) seine Jünger. Jesus lässt auch die anderen gewähren. Er schließt niemand aus.

Das passt geradezu in die kirchliche Nachrichtenwelt dieser Tage. Sind da die Verantwortlichen in der Kirche nicht auch viel intoleranter, engherziger und beschränkter als ihr offener und einladender "Chef".

Bis dahin könnte man sich noch leicht zurücklehnen und denken "Ich bin ja nicht gemeint!"

Aber dann geht es im Evangelium weiter: "Wenn deine Hand dich zum Bösen verführt, dann hau sie ab. Und wenn dein Auge dich zum Bösen verführt, dann reiß es heraus."

Was mit dem "Bösen" gemeint sein könnte, ist vorher in der Lesung klipp und klar benannt: "Euer Reichtum verfault. Euer Gold und Silber verrostet. Noch in den letzten Tagen sammelt ihr Schätze. Aber der Lohn der Arbeiter, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel."

Wenn man nicht wüsste, dass der Text 2000 Jahre alt is, könnte man denken, er wäre auf einer Protestaktion unserer Tage aufgenommen. Das könnte ja auch von einem modernen Gewerkschaftssprecher stammen: "Der Lohn der Arbeiter schreit zum Himmel!"

Spätestens jetzt heißt es: innehalten, damit wir nicht nur auf andere zeigen, sondern prüfen, wo wir selbst gemeint sind. Denn die Lesung (aus dem Jakobusbrief) stellt nicht "die da oben" an den Pranger, sondern richtet sich an ganz "normale" Mitglieder der Gemeinde. Denn schon damals meinten nicht wenige, man könne Christ sein und doch auf Kosten anderer leben. Und das ist und bleibt ein großer Irrtum.

Auf unsere Zeit übertragen, müssten wir uns etwa fragen lassen:

  • Wem kommt denn zugute, was ich habe und besitze? Nur mir (und meiner Familie) allein?
  • Wer hat meine Kleider genäht, die Stoffe gewebt und gefärbt? Können sie davon leben, was ich dafür bezahle?
  • Was bekommen die Leute zu essen, die mein Handy, meinen Fernseher zusammengebaut haben?

Wir werden aushalten müssen, dass wir durchaus eine Mitschuld tragen an einem Wirtschaftssysten, in dem Lebensraum und Güter ungerecht verteilt sind. Und wir dürfen uns nicht herausreden, dass uns "kleinen Leuten" ja die Möglichkeiten fehlen, etwas zu ändern: Es gibt sie, die "Fair gehandelten Waren", es gibt Label wie "ohne Kinderarbeit hergestellt".

Ich kann und muss immer wieder versuchen, die Werteskala meines Lebens in Frage zu stellen und zu ändern - im Lichte des Evangeliums und der Botschaft Jesu.

Dass sich dringend etwas ändern muss ist klar. Die Lesungstexte mahnen uns aber, nicht mit dem Finger auf andere oder auf "die da oben" zu zeigen; denn: Veränderung beginnt immer bei uns selbst.

Wir haben die Wahl!

Nicht nur auf dem Stimmzettel an diesem Wahlsonntag.