Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 27.03.2022

Gleichnis vom barmherzigen Vater

father-2903781_1920 (c) momentmal (www.pixabay.de)
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Datum:
Fr. 25. März 2022
Von:
Ulrich Lühring

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (oder wie man heute sagt: vom barmherzigen Vater) gehört sicher zu den beliebtesten Gleichnissen der Bibel. Und doch (oder gerade deshalb) tauchen mir beim Lesen Fragen auf:

  • Warum eigentlich verlässt der Sohn den Vater, die Familie, wo es ihm doch offensichtlich gut ging?
  • Was treibt den älteren Sohn, bei der Rückkehr des Bruders so negativ zu reagieren?
  • Und was hat das Gleichnis denn mit mir selbst zu tun?

Ein Sohn, gerade 18 geworden, packt seine Sachen und geht. Um ihn zu verstehen, versuche ich, mich in seine Lage zu versetzen.

Da ist ein Vater, der ist nicht arm. Der hat einen großen Hof. Der Sohn könnte hier durchaus ein Leben in Wohlstand verbringen. Aber er weiß: Er wird hier nie wirklich etwas zu sagen haben; denn er ist ja der jüngere, der zweite Sohn.
Der Ältere übernimmt den Hof. Das steht fest. Und ich stelle mir zumindest vor: Der Ältere benimmt sich auch so. Immer hat er das große Wort. Vor allem, wenn der Vater nicht da ist, dann kommandiert er den Kleinen herum.

Für den Jüngeren ist mit seinem 18. Geburtstag klar: „Das mache ich nicht länger mit.“ Er träumt von einem Leben, wo er selbst bestimmen kann. Er will sich aus der Enge des Hofes, der Familie lösen.
Eines Tages wird er zurückkehren, die Taschen voller Geld. Und dann werden sie schon sehen, was wirklich in ihm steckt.

Aber es kommt ganz anders. Er kommt mit der großen Freiheit nicht zurecht. Er lässt sich verführen, hört auf falsche Freunde. Erst als er ganz unten angekommen ist, fängt er an, über sich selbst nachzudenken.

Hoch anzurechnen ist ihm, dass er an diesem Tiefpunkt seines Lebens Format zeigt. Er sucht die Schuld nicht bei anderen. Er klagt nicht über falsche Erziehung und krankmachende Strukturen. Er weiß. Die Verantwortung für mein Leben liegt bei mir selbst.
Mit dieser Erkenntnis im Gepäck macht er sich auf den Weg zurück. Er hat alles falsch gemacht und er ist bereit, die Konsequenzen zu tragen.

Bei seiner Rückkehr erleben wir nicht nur die überraschende Reaktion des Vaters. Wir erleben auch, wie die Beteiligten viel über sich und über den Anderen lernen.

Der heimkehrende Sohn lernt: Der Vater ist nicht nur stark und nicht nur streng. Der hat nicht nur Arbeit und Besitz im Kopf. Dem geht es um mich. Dem war es nicht egal, dass ich weggegangen bin.

Auch der Vater lernt etwas: Der Kleine ist erwachsen geworden. Er hat die Fähigkeit, sich selbst ehrlich einzuschätzen.
Das Geld hat er verloren. Aber er hat auch etwas gewonnen: Er kann die Wahrheit über sich selbst sehen und ertragen. Und deshalb ist er stark geworden, erwachsen.

Und noch ein Dritter lernt etwas: Der ältere Sohn – und seine Lektion scheint am Ende die bitterst zu sein.
Er soll sich freuen. Und dabei war er doch insgeheim froh, dass sich der jüngere Nebenbuhler um die Gunst des Vaters selbst ins Abseits manövriert hatte.
Und jetzt sind die Rollen auf einmal vertauscht. Der Heimkehrende, das „schwarze Schaf“ wird umarmt. Der Daheimgebliebene, der „Brave“ steht am Rand.

Bleibt noch die Frage, was diese Geschichte denn jetzt mit mir zu tun hat.

Jesus erzählt die Geschichte als ein Gleichnis über Gott: So wie der Vater im Gleichnis, so ist Gott zu uns Menschen.
Dieser Vater wird uns loslassen, wenn wir meinen, wir wüssten selbst und ohne ihn viel besser, was wir mit unserem Leben anfangen sollten.

Aber er wird es uns auch nicht durchgehen lassen, wenn wir dem Irrtum verfallen, als „anständige Menschen“ ein einklagbares Recht auf irgendetwas im Leben zu haben.

Der Maßstab von Gottes Gerechtigkeit ist irritierend. ER fordert von uns keine Leistung, sondern Mut.
Den Mut, wie der jüngere Sohn in den Spiegel zu blicken. Die Einsicht, dass wir vor  Gott immer mit leeren Händen dastehen.

Das Evangelium erzählt uns nicht, wie die Sache zwischen dem älteren und dem jüngeren Sohn wirklich ausgeht. Werden die beiden Brüder miteinander zurechtkommen?

Jemand hat mal gemeint, das sei der Teil des Evangeliums, an dem wir noch arbeiten – jeden Tag. Mit wechselndem Erfolg.

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Unter uns gesagt:
Manchmal bin ich wie der jüngere Sohn:
Forsch und ungestüm,
zu Risiken und Nebenwirkungen bereit.

Dann wieder wie der ältere Sohn:
Trage nach und rechne kleinlich vor,
bis kein gutes Haar mehr übrig bleibt.

Irgendwann hoffentlich bin ich wie der Vater:
Von Herzen gütig
und verzeihend  -  mir selbst
und anderen gegenüber.

Peter Schott
(pfarrbriefservice.de)

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Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Ulrich Lühring