Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig

Geistlicher Impuls vom 30.10.2022

Die Fassung verlieren

11385_zachaeus_01b_foto_friedbert_simon_kuenstler_polykarp_uehlein_pfarrbriefservice (c) Foto: Friedbert Simon; Künstler: Henry Likonde (pfarrbriefservice.de)
11385_zachaeus_01b_foto_friedbert_simon_kuenstler_polykarp_uehlein_pfarrbriefservice
Datum:
Fr. 28. Okt. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen…

 Das Wort aus der heutigen Lesung, aus dem Brief, den Paulus damals an die Gemeinde in Thessaloniki geschrieben hat, könnte genau so gut an uns heute geschrieben sein: „Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen…“

Wenn man die Zeitung aufschlägt und die Nachrichten sieht, dann ist das doch wirklich zum Haare raufen. Wer versteht denn noch, was gerade in der Welt passiert? So viel Böses, so viel Widersprüchliches, Unheimliches auf einem Haufen.
Da kann man wirklich die Fassung verlieren. Das jagt zumindest mir Schrecken ein und macht Angst.

„Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen“ – was heißt das denn? Und wie geht das?

 

Das Wort Fassung kennen wir natürlich. Die Brille hat eine Fassung. Aber eigentlich braucht alles eine Fassung; denn Fassung heißt: etwas ist eingefasst, gehalten, gerahmt.

Dass Gesicht kann die Fassung verlieren. Ein Mensch kann die Fassung verlieren. Und das empfinden wir als negativ. Denn eigentlich wollen wir immer „gefasst sein“, Haltung bewahren, über den Dingen stehen.

 

Von Menschen, die die Fassung verloren haben, hören wir im Evangelium.

Da ist einmal Zachäus. Er ist klein, er wird übersehen. Und er wird geschnitten; denn er ist Zollpächter, Handlanger der römischen Besatzungsmacht, ein Volksverräter. Als Zollpächter macht er seine eigenen Tarife, nimmt die Menschen an der Zollstation aus wie die Weihnachtsgänse. Er ist ein Lump, ein Ausbeuter.

Jetzt hockt er oben im Baum. Bequem ist seine Lage nicht.
Er hat seinen Halt verloren, seinen Halt in der Gemeinschaft.
Man könnte auch sagen: Er hat seine Fassung verloren.

 

Dann kommt Jesus. „Ich muss bei dir einkehren, Zachäus! Bei keinem anderen!“
Und ich sehe förmlich, wie die Frommen ihre Fassung verlieren.
Jesus hat sich bei dem Halunken von Zolleinnehmer zum Essen eingeladen, lacht mit ihm, redet mit ihm.

Und draußen vor der Tür lauert das Unverständnis, der Vorwurf, dass Jesus nicht mehr weiß, was er tut.

Was Zachäus zu Jesus sagt, erfahren nur wir, die Leute draußen vor der Tür hören dagegen, was sie selbst sagen, wie sie sich in Rage reden, uneins mit Gott und der Welt. Sie haben ihre Fassung verloren.

Wer die Fassung zurückfindet – das ist Zachäus. Und wie? Indem Jesus ihm Gemeinschaft schenkt und Halt gibt.

 

Die Geschichte von Zachäus ist uns vertraut. Eine Lieblingsgeschichte nicht nur von Kindern. Mit diesem Zachäus hat der Evangelist Lukas eine fast schon unsterbliche Figur zu Papier gebracht. Zachäus, klein, von allen geschnitten, fremd im eigenen Land – die Fassung, den Halt verloren.

Und diese simple Geste Jesu, die alles sagt: Komm herunter. Herunter vom Baum. Heraus aus deiner selbstverschuldeten Haltlosigkeit.

 

Wenn ich die Lesung und das Evangelium sozusagen zusammenlege, geht es darum, dass wir uns nicht aus der Fassung bringen lassen, nicht vom Schrecken überwältigen lassen sollen, weil wir eine Fassung haben, weil wir gehalten sind.

Zachäus erfährt das am eigenen Leib: dieser Jesus ist die Fassung meines Lebens, er ist der Halt meines Lebens, weil ER mich annimmt, weil ER mir Gemeinschaft schenkt, weil ER mir zuhört.

Jesus begegnet uns im Evangelium als der, der Menschen eine neue Fassung schenkt.

 

Und das ist für mich die frohe Botschaft dieses Sonntags: Wer sich auf Gott verlässt, sich von IHM auch etwas sagen lässt, wird seine Fassung nicht verlieren, weil Gott ihm Halt gibt.

Lasst euch nicht aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen - 
denn Ihr habt eine Fassung, einen Halt - im Glauben.

=========================================================================

Werden, wer wir sind

 

Wir sind Gottes Geschöpfe -
jeden Einzelnen von uns hat er ins Leben geliebt,
von jedem hat er sich ein ganz ureigenes,
einzigartiges Bild geträumt.
Nach diesem Bild hat er uns geschaffen.

Mit seiner bedingungslosen Liebe
und mit unendlicher Geduld
begleitet er jeden Einzelnen auf dem je eigenen Weg.

Wir müssen uns nicht anstrengen,
müssen keine Leistungen erbringen,
sind ihm wertvoll und kostbar,
weil wir seine Geschöpfe sind.

Wir sind eingeladen uns ihm anzuvertrauen,
offen zu werden für seine liebende Nähe
und für sein Wort.
Er lässt uns die freie Entscheidung,
erwartet nichts, stellt keine Bedingungen.

Wenn wir seiner Einladung folgen,
werden wir die Erfahrung machen,
wie immer mehr in uns aufbricht,
dann kann das Bild, das er sich von uns gemacht hat,
mehr und mehr zum Vorschein kommen
und wir können werden,
wer wir vor IHM immer schon sind.

Leicht gekürzt und verändert nach:
Hannelore Bares

www.pfarrbriefservice.de