Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 31.07.2022

money-gdf5c0cde5_1920 (c) Nattanan Kanchanaprat (www.pixabay.de)
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Datum:
Sa. 30. Juli 2022
Von:
Ulrich Lühring

„Geld allein macht nicht glücklich. Aber es ist angenehmer im Taxi zu weinen als in der vollen Straßenbahn“.
Marcel Reich-Ranicki

 „Als ich jung war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiss ich: Es stimmt.“
Oscar Wilde

 Für viele Menschen spielen Geld, Wohlstand, Besitz eine ziemlich zentrale Rolle im Leben. Macht Geld denn nun glücklich oder nicht?

Tatsächlich gibt es zu dieser Frage eine wissenschaftliche Studie – sie wurde 2016 in der Zeitschrift ZEIT veröffentlicht. Die Fragestellung lautete: Wie glücklich empfinden sich Menschen  in Deutschland mit einem bestimmten Einkommen?

 

Der Anfang der Studie ist noch nicht so erstaunlich: Menschen mit einem Jahreseinkommen unter 15.000 € im Jahr sind in Deutschland nicht sehr glücklich.
15.000 € im Jahr – damit kann man keine großen Sprünge machen. Da wird die kaputte Waschmaschine zum echten Problem.

Kein Wunder also, dass sich Menschen mit einem Einkommen von 30.000 € deutlich glücklicher fühlen – laut Studie mehr als doppelt so glücklich.

Wenn man das Einkommen dann aber noch einmal verdoppelt (also auf 60.000 €) steigert sich zwar auch die persönliche Glückseinschätzung, aber der laut Studie messbare Sprung im Glücksgefühl ist längst nicht mehr so groß: Doppelt so viel Einkommen, aber nur minimal mehr Glücksgefühl.

Und jetzt kommt’s: Bei einem Einkommen über 100.000 € sinkt (immer laut Statistik) das Glücksgefühl sogar, je mehr Geld man hat.
Die Deutung der Psychologen zu diesem Phänomen ist:

  • Je höher das Einkommen ist, desto größer sind auch Verantwortung und Stress.
  • Man gewöhnt sich schnell an viel Geld. Was früher glücklich gemacht hat, stumpft irgendwann ab und wird zur bloßen Gewohnheit.
  • Wer viel besitzt, muss sich auch um viel kümmern.

Ich finde es spannend, dass diese wissenschaftlichen Studien belegen, was der Philosoph Kohelet, von dem wir in der Lesung gehört haben, schon vor 2.500 Jahren wusste:

Wer viel besitzt, macht sich auch viele Sorgen, hat viel Ärger und kann nachts nicht schlafen.

 Und Kohelet geht sogar noch einen Schritt weiter als die wissenschaftliche Studie: Er sieht, dass Menschen durch Wissen, Können, Glück und Erfolg zu Besitz gekommen sind – und dann diesen Besitz durch einen Unglücksfall wieder verlieren.

Und damit sind wir dann beim heutigen Sonntagsevangelium:

„Du Narr. Noch heute Nacht wird Gott dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“

 

Die Studie aus der ZEIT, dass die Gleichung mehr Geld = mehr Glück nicht stimmt, zieht übrigens (ganz ohne jeden frommen religiösen Hintergrund) folgende Schlüsse:

  • Man sollte das Geld, das man nicht zum Leben braucht, nicht investieren, um mehr Besitz anzuhäufen, sondern in schöne Erlebnisse investieren – und in Menschen.

  • Liebe sich etwas gönnen, einen tollen Abend haben, als noch mehr Besitz anhäufen. Denn schöne Erlebnisse bleiben in Erinnerung und machen langfristig glücklicher.

  • Und (das steht tatsächlich im Ergebnis dieser Studie) investieren Sie in Menschen, fördern Sie Menschen – in der Familie, im Freundeskreis oder mit Spenden, das macht glücklich.

 

Ist das nicht ganz nahe bei Jesus, der diejenigen warnt, die nur für sich selbst Schätze sammeln – aber vor Gott nicht reich sind.

 

Dazu eine Geschichte (frei nach Leo Tolstoi):

Da war ein reicher Mann, der lag im Sterben. Am Sterbebett bat er seine Söhne, ihm einen Beutel mit Goldmünzen mit in den Sarg zu legen.

Nach seinem Tod kam der Mann am Himmelstor an. Es gab eine lange Reihe von Wartenden, um die notwendigen Formalitäten zu erledigen. Vor dem Himmelstor gab es eine Theke, auf der Essen und Trinken ausgestellt waren – dahinter stand ein Engel. Es gab wirklich alles, aber nicht umsonst, man musste es kaufen.

Da kommt eine alte Frau, die hatte einen Laib Brot gekauft und eine Flasche Wein. Sie reicht dem Engel eine abgewetzte, kleine Kopeke (das wären heute vielleicht 5 Cent) und geht. Der Reiche blickt zufrieden auf seinen Geldsack, schnappt sich ein Tablett und stapelt lauter Köstlichkeiten darauf. Dann geht er zur Kasse und zieht ein großes Goldstück aus seinem Beutel.

Aber der Engel sieht ihn traurig an: „Tut mir leid, mein Herr. Diese Währung gilt nicht bei uns im Himmel.“
„Wieso?“ fragt der Reiche. „Die Frau vor mir hat mit einer Kopeke bezahlt – und ich geben ihnen einen goldenen Rubel.“
„Die Kopeke der alten Frau ist Geld, das sie in ihrem Erdenleben mit anderen geteilt hat. Nur diese Währung zählt im Himmel.“

 

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Ulrich Lühring