Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 11. August 2024

Vom Blick in den Brunnen

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Designer (1)
Datum:
Fr. 9. Aug. 2024
Von:
Ulrich Lühring

Eines Tages kamen zu einem Einsiedlermönch ein paar Touristen. Sie fragen ihn: „Was für einen Sinn siehst du darin, dein Leben vollkommen allein, schweigend und in Stille zu verbringen?“

Der Mönch stand gerade am Brunnen und war damit beschäftigt, Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen.
Er sprach zu seinen Besuchern: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“
Die Leute blickten in den tiefen Brunnen.
„Wir sehen nichts!“

Der Mönch blieb schweigend am Brunnen stehen.
Nach einer ganzen Weile forderte er die Leute wieder auf: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“
Die Leute blickten hinunter: „Ja, jetzt sehen wir uns selbst!“

Der Mönch sprach: „Als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille und der Meditation. Man sieht sich selber.“

 

Dann sagte der Mönch den Besuchern, sie sollten weiter mit ihm schweigen und warten.
Nach einer ganzen Weile sagte er zum dritten Mal: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr jetzt?“
„Jetzt sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens.“

„Das ist das wichtigste Geheimnis der Stille und der Meditation. Erst wenn man lange genug gewartet hat, sieht man nicht mehr sich selbst, sondern den Grund der Dinge.“

 

In der Lesung hörten wir von Elia in der Wüste, unter einem Ginsterstrauch.
Depressiv und ausgelaugt wünscht er sich den Tod.
Wie aber kam es überhaupt zu dieser Situation?

Elia hatte eine heftige Auseinandersetzung mit den heidnischen Baalspriestern.
Auf seinen Befehl hin richteten die Juden ein Massaker unter ihnen an, mehr als 450 Baalspriester wurden getötet.
Unmittelbar danach floh Elia in die Wüste. In der Bibel heißt es: Er hatte Angst vor der Rache der heidnischen Königin Isebel.

Und hier setzt unsere Lesung ein.
Er wünscht sich den Tod.
Er legt sich unter den Ginsterstrauch und schläft ein.

 

Es geht Elia wie den Touristen am Brunnen. Als es still wird um ihn herum und in ihm, begegnet er sich selbst.
Vielleicht schämt er sich für das, was er angestiftet hat.
Am Beginn steht jedenfalls die Selbsterkenntnis: „Ich bin nicht besser als meine Väter.“

Dort, wo wir uns selbst begegnen, begegnen wir auch den dunklen Seiten in uns.
Zorn, Hass, Selbstmitleid, Stolz, Habgier, Neid – und was es sonst noch so gibt.
Diese Gefühle zuzulassen und als Teil von uns auszuhalten, ist nicht leicht.

Vielleicht meiden deshalb so viele Menschen die Stille.

 

Das wäre eine erste Frage an uns persönlich: Können Sie Stille aushalten – oder muss bei Ihnen immer das Radio laufen oder der Fernseher?

 

Aber wie bei der Geschichte am Brunnen ist damit noch nicht alles vorbei.
Ein Engel Gottes rührt Elia an: „Steh auf und iss.“

Gott ist an seiner Seite.
Aber die Kunst ist es, diesen Fingerzeig Gottes zu erkennen – bis zum Grund des Brunnens zu blicken.
Nicht immer gelingt dies beim ersten Anlauf.

 

Bei Elia braucht es einen zweiten Anlauf, bevor er den Ruf Gottes, den Willen Gottes erkennt. Erst danach macht er sich auf den langen und mühsamen Weg, 40 Tage und 40 Nächte durch die Wüste.

Es lohnt sich, in der Bibel nachzulesen, wie die Geschichte dann weitergeht.'Denn erst am Ende seiner Wanderung ist Elia wirklich innerlich still und leer.
Er sieht nicht mehr sich selbst, seine Verzweiflung, seine Depression, seine Schwächen und Fehler.
Er sieht wirklich auf den Grund der Dinge.

Am Gottesberg Horeb begegnet ihm Gott.
Nicht im Feuer, nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, sondern in einem sanften Säuseln.

 

Viele Menschen suchen gerade in diesen Urlaubswochen Ruhe und Entspannung in der Natur.
Beim Wandern – oder beim Pilgern über weite Strecken, beim Erklimmen eines hohen Berges, am Strand.
Beim Staunen über eine schöne Landschaft, einen Sonnenuntergang oder beim Lauschen auf Vogelstimmen im heimischen Wald.

Ähnlich wie in der Geschichte mit dem Mönch kommen sie zur Ruhe und finden zu sich selbst.
Aber nur, wenn sie noch mehr Geduld haben, finden sie vielleicht Gott - sehen sie bis auf den Grund des Lebens.

Und damit kommen wir zur eigentlichen Frage, die uns die Bibeltexte stellen:

An welchen Brunnen kommen Sie zur Ruhe?
Wo finden zu sich selbst?
Und an welchen Quellen finden Sie – vielleicht – zu Gott?

Predigtidee:
Sozialreferat der Diözese Linz
www.predigtforum.com

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Aushalten

 

Aushalten die Ruhe und Stille,
das Nichtstun, das bloße Sein.

Nicht zudecken mit Reden und Tun,
nicht fliehen in Geschäftigkeit,
nachspüren, was in mir ist,

was mich treibt und lockt,
mich trägt und hält,
quält und ängstigt,

was mich bindet an die Welt
und an mich selbst,
an dieses wankelmütige Ich.

Wo sind die Quellen und Wurzeln,
wo ist das Ziel des Treibens?

Welcher Ballast muss fort,
welche Aufgabe ist wichtig,
welche Kette muss gesprengt werden,'
welche Bindung ist wertvoll?                          

 

Bei meinem Namen hast du mich gerufen, Gott,
hast mich zum Leben bestimmt
und bist Weggefährte geworden.

Lass mich die Zeit der Stille nutzen,
um mit dir zu reden,
'dir meine Fragen und Klagen zu bringen,

um auf dich zu hören,
auf deine wegweisenden Gedanken,
um dich zu spüren,
deine Liebe und dein Vertrauen. 

Irmela Mies-Suermann
In: Pfarrbriefservice.de

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Mit einem herzlichen Sonntagsgruß,

Ihr
Ulrich Lühring