© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Der berühmte evangelische Theologe Karl Barth kommt in den Himmel.
Petrus begrüßt ihn sehr freundlich und sagt: „Auch für dich gibt es hier keine Sonderbehandlung. Wir können dich erst reinlassen, wenn wir geprüft haben, was du da unten als Theologe so verzapft hast, mit der Dogmatik und so.“
Er führt ihn in einen großen Saal, wo Gott, Jesus und der Heilige Geist schon warten. Petrus schließt die Tür und wartet draußen.
Eine Stunde vergeht, zwei Stunden, drei Stunden.
Dann geht die Tür auf und Jesus stürzt heraus, völlig fertig.
Petrus fragt ihn: „Was hat denn so lange gedauert. Ist der Professor Barth etwa durchgefallen?“
„Karl Barth nicht“, antwortet Jesus. „Aber der Heilige Geist.“
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Ich bin auf diesen (zugegeben nicht mehr ganz neuen) Theologenwitz gekommen, weil ich mir angesichts des heutigen Sonntagsevangeliums die Frage gestellt habe:
Warum beruft Jesus als seine Jünger ausgerechnet Fischer?
Das sind ja nicht gerade Experten in Sachen Predigt und Verkündigung.
Fischer, das sind keine Redekünstler, sondern Praktiker, die anfassen, mit ihren Händen arbeiten können.
Aber predigen, eine Botschaft verkünden?
Wahrscheinlich waren es Menschen ohne eine Schulbildung, geschweige denn irgendeinen Abschluss.
Es hätte doch genug Fachleute gegeben, Schriftgelehrte, Theologen.
Paulus war ja später ein Beispiel dafür.
Aber den hat Jesus ja nicht als Jünger, als Apostel berufen.
Er beruft keine Theologen, keine Fachleute, sondern Fischer – und andere, ganz „normale“ Menschen.
Genau die schickt Jesus los,
denen legt er seine Botschaft zum Weitersagen in die Hände.
Es hätte ja Fachleute gegeben in Sachen Theologie und Predigt – aber die nimmt er nicht.
Warum macht er das?
Da kommt mir eben dieser Theologenwitz vom Anfang in den Sinn: Weil die sogenannten Fachleute oft alles besser wissen.
Weil die Theologen manchmal mehr über Gott und Gottes Willen zu wissen glauben als Gott selbst.
Vielleicht kommen diese „Ungelernten“, die Jesus beruft, nicht so schnell auf die Idee, sich selbst zu verkünden,
sondern sie sagen ganz einfach das weiter, was sie gehört haben:
JESU Worte – SEINE Botschaft
Und vielleicht ist ja gar nicht so wichtig, was sie sagen (und ob sie es professionell "rüberbringen"), sondern was sie leben, wie sie leben.
Jetzt kommen wir wieder mal an den Punkt, an dem Sie mit Recht fragen könnten: „Und was hat das mit mir zu tun?“
Die einzige Bibel, die die Menschen heute noch lesen, ist das Leben der Christen selbst.
Autor und Herkunft unbekannt
Unser Leben ist Zeugnis für die christliche Botschaft.
Wie wir als Christen leben, am Arbeitsplatz, in der Familie, in unseren Vereinen.
Es ist schön, wenn auf einem Auto ein Fischaufkleber prangt – das Erkennungszeichen der Christen.
Aber es ist nicht schön, wenn der Fahrer sich dann genauso rücksichtslos benimmt wie viel zu viele andere.
Es ist schön, wenn auf der Fahne steht „Glaube, Sitte, Heimat“.
Aber es ist nur dann schön, wenn man im Zusammenleben, in der Art wie man übereinander redet und miteinander diskutiert und streitet, auch etwas davon merkt.
Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Dazu müsst ihr keine Fachleute sein.
Dazu braucht ihr kein Theologiestudium und erst recht keine Priesterweihe.
Frère Roger Schütz aus Taizé hat es immer wieder so formuliert:
Das einzige Evangelium, das heute noch gelesen wird, ist das Evangelium deines Lebens.
Mach was draus.
Lebe ganz einfach die Botschaft Jesu.
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Das Evangelium deines Lebens
Du bist ein Buch, das Gott geschrieben hat,
ein Brief, den er an die Welt gesandt hat.
Dein Leben ist sein Wort, das er gesprochen hat.
Was steht in deinem Buch, was sagt dein Brief?
Wie klingt dein Wort, wie leuchtet dein Licht?
Erzählst du von der Liebe, die dich trägt,
von der Hoffnung, die dich trägt,
von dem Glauben, der dich lenkt?
Lass dein Buch offen sein für alle, die es lesen wollen.
Lass deinen Brief ankommen bei denen, die ihn brauchen.
Lass dein Wort freundlich sein für alle, die es hören wollen.
Lass dein Licht hell sein für alle, die es sehen wollen.
Du bist das Evangelium, das die Menschen heute noch lesen.
Lebe so, dass dein Evangelium glaubwürdig ist,
dass deine Botschaft ansteckend ist.
Ulrich Lühring
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Mit einem herzlichen, sonntäglichen Gruß,
Ihr
Ulrich Lühring