© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Psychologen, einem Philosophen und einem Theologen?
Ein Psychologe ist jemand, der in einem großen, stockdunklen, schwarzen Raum eine schwarze Katze sucht.
Ein Philosoph ist jemand, der in einem großen, stockdunklen, schwarzen Raum eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist.
Und ein Theologe ist jemand, der in einem großen, stockdunklen, schwarzen Raum eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist – und dann ruft: „Ich hab‘ sie gefunden!“
Ein wirklich bissiger Witz – aber irgendwie ist er doch auch treffend.
Er benennt nämlich einen Fehler, den Theologen ganz häufig machen. Dieses „Ich hab’s gefunden“, das hört man in der Theologie nur allzu oft.
Auf die Frage, wer dieser Gott ist, und vor allem wie er ist, finden die Theologen oft großartig durchdachte Antworten.
Aber kann man denn, wenn es um Gott geht, überhaupt behaupten „Ich hab‘ s“?
Kann denn ein Mensch Gott begreifen?
Am Dreifaltigkeitssonntag wird das für mich ganz deutlich.
Ich brauche mir nur die Formulierung anzuschauen, mit dem die Theologen das Geheimnis Gottes in Worte zu kleiden versuchen:
Die Dreifaltigkeit ist in der christlichen Theologie die Wesenseinheit Gottes in drei Personen.
Damit wird zugleich ihre Unterscheidung als auch ihre unauflösbare Einheit ausgedrückt.
Ich behaupte mal, dass kein Mensch wirklich versteht, was das am Ende bedeuten soll.
Als sich die Theologen der ersten Jahrhunderte nach langem Ringen und heftigen Diskussionen auf diese Formulierung geeinigt hatten, da haben sie vielleicht wirklich geglaubt, dass sie nun eine Formel haben, die sagt, wie dieser Gott ist und wie man ihn denken kann.
Und dann muss ich eben an diesen bissigen Witz denken, der messerscharf entlarvt: Die Theologie erweckt vielleicht den Eindruck, viel mehr gefunden zu haben als sie wirklich in den Händen hält. Viel mehr zu wissen, als sich überhaupt denken lässt.
Die Theologen sollen sich doch bitte nicht vormachen, sie könnten irgendetwas „Verbindliches“ über Gott sagen.
Und ich persönlich meine: Auch die Kirche sollte sich nie einbilden, sie wüsste haargenau, wie Gott ist, was Gott wirklich möchte – und wie Gott entscheiden würde und am Ende entscheidet.
Mit dieser Aussage des Witzes stimme ich daher überein, dass die Theologie eigentlich ins Leere greift und häufig mit leeren Händen vor dem Rätsel steht, das wir „Gott“ nennen.
Mit einer anderen Annahme, die in dem Witz steckt, stimme ich aber eben nicht überein: Dass da am Ende gar nicht zu finden wäre, dass da gar nichts da sei, was wirklich gefunden werden könnte.
Wenn ich mich ganz persönlich auf die Suche nach Gott begebe, dann lässt sich nämlich etwas finden.
Und wie man das anstellen kann, das sagt uns die Lesung (Dtn 4,32-40).
„Forsche doch einmal nach“, sagt Mose.
„Forscht nach in den Zeiten, die hinter uns liegen.
Schaut doch hin, was wir erfahren haben, was sich ereignet hat, was unter uns geschehen ist.“
Das ist vielleicht die beste Anleitung, um wirklich etwas von diesem Gott zu entdecken:
Forsche nach in den zurückliegenden Jahren.
Schau dir dein eigenes Leben an.
Denken wir an Menschen, die uns geschenkt wurden, die von Anfang an für uns sorgten, vom ersten Tag unseres Lebens an.
Denken wir an Freunde, die uns begegnet sind.
Menschen, die in der Vergangenheit bereits mit uns durch dick und dünn gegangen sind.
Denken wir an Situationen, in denen wir dagestanden haben und nicht wussten, wie es weitergehen sollte.
Wenn ich das tue, dann entdecke ich vielleicht, was Mose seinem Volk erklärt hat:
Hast du denn nicht gespürt, dass du in all diesen Situationen nicht allein gelassen warst?
Hast du im Nachhinein nicht gespürt, dass dir ein Gott zur Seite stand? Selbst dann, wenn es manchmal schmerzhaft war?
Hast du nicht gespürt, dass dir in Menschen immer wieder auch dieser Gott begegnete, der es gut mit dir meint und der sich um dich kümmert?
Hast du nicht gespürt, dass du nie allein und ganz auf dich selbst angewiesen warst?
Mit den Mitteln der Wissenschaft und mit dem Verstand lässt sich Gott nicht greifen und nicht begreifen.
Aber beim Nachforschen in meiner eigenen Geschichte, da kann ich etwas von ihm entdecken, kann ich zumindest die Spuren seines Wirkens entdecken, die er in meinem Leben hinterlassen hat.
Wenn ich Spuren entdecke, dann ist da auch jemand, der diese Spuren hinterlässt.
Haben Sie denn schon mal nach diesen Spuren gesucht – nach Spuren dieses Gottes in Ihrem Leben?
Predigtidee: Pfarrer Jörg Sieger
www.joerg-sieger.de
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Aushalten
Aushalten die Ruhe und Stille,
das Nichtstun, das bloße Sein.
Nicht zudecken mit Reden und Tun,
nicht fliehen in Geschäftigkeit,
nachspüren, was in mir ist,
was mich treibt und lockt,
mich trägt und hält,
quält und ängstigt,
was mich bindet an die Welt
und an mich selbst,
an dieses wankelmütige Ich.
Wo sind die Quellen und Wurzeln,
wo ist das Ziel des Treibens?
Welcher Ballast muss fort,
welche Aufgabe ist wichtig,
welche Kette muss gesprengt werden,
welche Bindung ist wertvoll?
Bei meinem Namen hast du mich gerufen, Gott,
hast mich zum Leben bestimmt
und bist Weggefährte geworden.
Lass mich die Zeit der Stille nutzen,
um mit dir zu reden,
dir meine Fragen und Klagen zu bringen,
um auf dich zu hören,
auf deine wegweisenden Gedanken,
um dich zu spüren,
deine Liebe und dein Vertrauen.
Irmela Mies-Suermann
in: Pfarrbriefservice.de
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Einen schönen Sonntag
wünscht Ihr
Ulrich Lühring