Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher impuls vom 22.05.2022

dispute-4661516_1920 (c) Gerd Altmann (www.pixabay.de)
dispute-4661516_1920
Datum:
Sa. 21. Mai 2022
Von:
Ulrich Lühring

„Streit kommt in den besten Familien vor“ – Sie kennen den Spruch. Und so ist es ja auch wirklich. Ich finde es fast schon wohltuend, dass auch die Apostel in der Lesung dieses Sonntages einmal nicht „ein Herz und eine Seele sind“, dass es auch bei ihnen verschiedene Meinungen und Streit gibt.

Viele Köpfe, viele Meinungen. Da ist Jakobus, den schon Jesus „den Donnersohn“ nannte, ein Hitzkopf. Da ist Johannes, der Gefühlvolle. Da ist Petrus, mal mutig voran – und mal den Schwanz einkneifend.

Und sie diskutieren wirklich über eine Frage, die für die damalige, noch junge Kirche entscheidend war: Müssen die Heiden, die Christen werden wollen, erst einmal Juden werden? Müssen sie beschnitten werden, damit sie getauft werden können?

 

Wir müssen uns vielleicht an einige strittige Fragen aus der jüngeren Kirchengeschichte erinnern: Dürfen Mädchen Messdiener werden? Dürfen Laien die Kommunion spenden?

Oder denken Sie an Fragen, die heute die Diskussionen in unserer Kirche bestimmen: Dürfen Frauen Priester werden? Sollen Priester heiraten dürfen? Wer sollte einen Bischof wählen?

(Klammer auf: Ich würde mir sehr wünschen, dasa künftige Generationen über diese Fragen ebenso lächeln können, wie wir heute über die Frage, ob Christen erst Juden werden müssen – oder ob Mädchen Messdiener sein dürfen. Klammer zu)

 

Streit kommt in den besten Familien vor – auch in der Kirche. Das war schon immer so – und das hat schon etwas Tröstliches.

Aber bemerkenswert ist für mich vor allem der in der Lesung eingeschlagene Lösungsweg. Denn darin entdecke ich durchaus einige Wegweiser, die auch für uns heute hilfreich sein könnten.

 

1. Wegweiser: Die Rolle des Petrus

Petrus ist der Leiter der Gemeinde. „Du bist der Fels.“ Wir würden heute sagen: Er ist der Boss.

Er könnte jetzt sagen. Ende der Debatte – da geht’s lang. Oder (wie ich neulich irgendwo gelesen habe): „Wenn das Brot spricht, müssen die Krümel schweigen.“

Sie kennen vielleicht eher den Spruch: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst...“

Und ich kenne den Spruch: „Wenn das nicht passiert, trete ich aus der Kirche aus – oder lege ich mein Ehrenamt in der Pfarrgemeinde nieder...“

Und gerade das macht Petrus nicht. Er diskutiert. Er nennt Argumente.

 

 

2. Wegweiser: Die Apostel können zuhören

 „Da schwieg die Verrammlung. Und sie hörten Barnabas und Paulus zu.“

In einem Artikel der Süddeutschen las ich: „Zuhören ist mehr als darauf warten, dass ich endlich antworten kann.“

Wenn ich in einer heißen Diskussion bin, ertappe ich mich dabei, dass ich manchmal gar nicht mehr wirklich zuhöre, sondern schon überlege, was ich Kluges entgegnen kann.“

Wirklich zuhören, genau hinhören, die Argumente hören und überdenken – das ist der zweite Wegweiser der Lesung.

 

 

3. Wegweiser: Es geht nicht darum, wer am Ende gewinnt, sondern gemeinsam um die Wahrheit zu ringen.

 

Bei mancher heißen Diskussion geht es doch im Endeffekt schon gar nicht mehr um das eigentliche Problem, sondern nur noch darum, wer Recht bekommt – und wer nachgibt. Wer gewinnt und wer verliert.

Am Ende ist entscheidend, wer Recht bekommt und nicht wer Recht hat.

 

In der Lesung geht es weniger um die Diskussion mit ihren unterschiedlichen Positionen und Argumenten, sondern um die Lösung, um den Weg, der am Ende weiter führt.

Am Ende heißt es: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen...“

Und das ist kein Hochmut, sondern eine Beschreibung von Tatsachen. Denn es war ein Streit im Geiste Christi.

 

Krach kommt in den besten Familien vor. Die Frage ist aber, wie wir streiten.

  • Mit Argumenten (wie Petrus) oder mit Autorität und Druck...
  • So, dass wir auch im Streit zuhören und hinhören...
  • So, dass es nicht darum geht, wer Recht bekommt, sondern welche Lösung die Beste ist...

Ob wir nach unserem nächsten Streit auch sagen können: Der Heilige Geist und wir haben beschlossen?

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ich bin noch in der kirche
weil mich jesus begeistert
weil mich gott fasziniert
weil der heilige geist meine energie ist

ich bin noch in der kirche

weil die gemeinschaft mich trägt
weil alle willkommen sind
weil wir miteinander leben und leiden

ich bin noch in der Kirche

weil ich das tägliche brot brauche
weil der glaube befreit
weil die liebe stärker ist als der tod

ohne mich fehlte der kirche ein licht
und eine stimme
deshalb bin ich noch dabei

(leicht verändert und gekürzt) nach: Michael Lehmler
www.pfarrbriefservice.de

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Einen erholsamen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Ulrich Lühring