Verstehst du auch, was du liest?

Verstehst du auch, was du liest?

So fragt Philippus in der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 8,30) seinen Mitreisenden. Schnell wird klar, dass dieser, ein äthiopischer Hofbeamter, sich nichts sehnlicher wünscht, als dass ihm jemand die Worte aus dem Buch Jesaja, das er gerade liest, erklärt.

Es braucht Anleitung, Erklärung, Deutung. Was dabei herauskommt, wenn es an Anleitung mangelt und man die Bibel hingegen z.B. wortwörtlich liest, sieht man an den in Amerika zunehmend an Einfluss gewinnenden Kreationisten, die z.B. den Schöpfungsmythos wie eine wissenschaftliche Abhandlung lesen. Auch manch frauenfeindliche oder antisemitische Haltung, die man in früheren Zeiten gerne biblisch begründete, ist nicht haltbar.

Nun haben wir heutzutage alle Möglichkeiten, uns den Sinn der Heiligen Schrift zu erschließen. Dazu zählt eine gute Predigt, ein verständliches Buch über die Welt der Bibel, der Religionsunterricht, die mündliche Glaubensweitergabe im Elternhaus uvm.

An Möglichkeiten mangelt es nicht. Dennoch scheint die Botschaft Jesu von Frieden und Nächstenliebe nicht überall gleich verstanden zu werden. Mancherorts wird sie aktuell wieder einmal für politische Zwecke missbraucht.

Die Frage „Verstehst du auch, was du liest?“ betrifft jeden Menschen, weil die Botschaft Jesu jeden Menschen betrifft, jedem Menschen zugesagt ist.  

Ich kann über einen Bibeltext hinweglesen, weil mir der Text vertraut ist oder weil er mir vielleicht immer schon unverständlich vorkam. Das ist bequem. Ich kann aber auch innehalten und die Worte der Heiligen Schrift auf mich wirken lassen, mir Zeit nehmen, sie hinterfragen und nachfragen. Dann wird es spannend. 

Ich wünsche Ihnen Freude am Wort Gottes und „Erfolg“ beim Nachfragen, Hinterfragen und Verstehen, was Gott uns sagen möchte.

Es grüßt Sie herzlich aus dem Seelsorgeteam der GdG Stolberg-Süd

Ihre Gemeindereferentin Christiane Hartung