Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls - Karfreitag 2023

Für meine Sünden gestorben?

bd2f7c9b-f3b5-442f-b740-a7647caa801f_by_Sylvio_Krueger_pfarrbriefservice (c) Sylvio Krüger (www.pfarrbriefservice.de)
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Datum:
Do. 6. Apr. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Vor einigen Wochen war ja das Grenzlandtheater Aachen mit dem Stück „Judas“ in unserer Pfarrkirche zu Gast.
Mich hat dieses Stück so fasziniert, dass ich es mir eine Woche nach der Aufführung in Breinig in einer anderen Kirche noch einmal angesehen habe.

In diesem Stück stellt der „Judas“ an einer Stelle die Frage an das Publikum: „Er, Jesus, ist für unsere Sünden gestorben. Wer von Ihnen glaubt das denn wirklich?“
Bei dieser zweiten Aufführung saß der junge, gerade erst ernannte Pfarrer der Gemeinde neben mir – und als der „Judas“ diese Frage stellte, zeigte der auf uns sagte: „Ich!“

Ich spürte, wie ich innerlich zusammenzuckte. Nicht, weil da jemand aufzeigte und dem Schauspieler antwortete, sondern weil da jemand auf genau diese Frage mit „Ja“ antwortete: „Dieser Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Ja, das glaube ich!“

Ich bin zusammengezuckt, weil ich spürte: Ich kann auf diese Frage nicht mit Ja antworten. Ich kann das nicht glauben.
Und ich will das nicht glauben.

Nicht weil ich keine Sünden hätte – oder weil ich Zweifel hätte, wie groß oder schwerwiegend die sein könnten.
Nein, ich kann und will nicht glauben, dass Gott keinen anderen Weg gefunden hätte, unsere Sünden zu vergeben, als diesen Tod am Kreuz.

Wenn Gott die Liebe ist, die wirklich unendliche Liebe, dann braucht er kein Opfer, um mir zu vergeben, um mich zu lieben, so wie ich bin – und egal was ich tue.

Welche Mutter bräuchte ein Opfer, um ihrem Kind zu vergeben?
Und selbst wenn unsere menschliche Liebe endlich ist, wenn unsere Vergebungsbereitschaft Grenzen hat.
Für die unendliche Liebe Gottes kann das doch nicht gelten.

Nein, ich glaube nicht, dass Jesus als Opfer für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist.

Aber warum dann?
Was hat sein Tod am Kreuz dann mit mir zu tun?
Diese Frage hat mich nicht mehr losgelassen in den Wochen nach dieser Aufführung des „Judas“.

 

Die Antwort, die ich für mich gefunden habe, möchte ich mit Ihnen teilen.
Aber ich möchte vorausschicken, dass diese Antwort in keinem Katechismus steht und in keinem theologischen Traktat nachzulesen ist.
Es ist meine ganz persönliche Antwort.

 

Warum ist Jesus am Kreuz gestorben?

Meine erste und simpelste Antwort lautet: Weil er ein Mensch ist – ein Mensch mit allen Konsequenzen.
Jesus ist kein Gott in Menschengestalt, kein Gott, der sich als Mensch verkleidet hat; sondern ein Mensch mit Leib und Seele.
Und zum Menschen gehört, dass er sterben muss.
In Jesus hat Gott diese letzte Konsequenz des Menschseins, den Tod, auf sich genommen.

 

Jetzt könnten Sie mit Recht einwenden: Aber musste ER dafür am Kreuz sterben? Hätte er dann nicht auch friedlich im Bett sterben können?
Der Einwand ist berechtigt.

Aber es sterben nun mal nicht alle Menschen „betagt und lebenssatt“ und friedlich im Bett. Vielleicht ist es ja sogar die Mehrheit der Menschen, die durch Krieg und Gewalt, als Opfer von Naturkatastrophen und Hunger – oder durch Krankheiten viel zu jung sterben.

Das Kreuz hat viele Gesichter.

Aber das Kreuz gehört zum Menschsein, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen und verdrängen.

Das ist für mich die Botschaft dieses Karfreitags und daran glaube ich: Dass dieser Jesus, den wir Gottes Sohn nennen, am Kreuz gestorben ist, um mir das zu sagen: Das Kreuz gehört zu unserem Menschsein.

„Es gibt kein Leben ohne Kreuz.
Und ich, Gott, weiß was es heißt, sein Kreuz zu tragen.
Ich habe das getan, um Dir nahe zu sein, wenn Du das Kreuz in Deinem Leben spürst.
Und um allen nahe zu sein, die ein Kreuz tragen müssen.“

„Es gibt nichts, was ich nicht für Dich tun würde“ – das sagt MIR das Kreuz.

„Ich hole Dir die Sterne vom Himmel“, sagen Frischverliebte.
Aber was soll ich mit den Sternen anfangen?

„Aber wenn Du das Kreuz in Deinem Leben spürst. Wenn Du Dein Kreuz tragen musst, dann braucht Du Einen, der es mitträgt.
Und dann bin ICH (Gott) da.

Dann trage ich Dein Kreuz mit.“ –

das ist für mich ganz persönlich die Botschaft des Karfreitags.

 

Wenn Ihnen das viel zu philosophisch und zu theoretisch ist, hier zum Schluss eine kleine Geschichte.

Es war einmal ein Mann, der hatte Angst vor seinem eigenen Schatten. Aber, was er auch anstellte und machte, er wurde seinen Schatten nicht los.
Er schaute in die Sonne, aber sein Schatten war hinter ihm.
Er rannte, so schnell er konnte, aber sein Schatten blieb ihm immer auf den Fersen.

Er wurde immer verzweifelter und brach am Ende zusammen.

Er klagte einem alten, weisen Mann sein Leid. Der lachte und sagte: „Du Narr. du hättest dich doch nur in den Schatten eines großen Baumes stellen müssen. Dann wäre dein Schatten in seinem Schatten aufgehoben gewesen.“

 

Wir sprechen etwas poetisch auch vom „Kreuz als vom Baum des Lebens“ (in unseren Chorfenstern in Breinig ist dieses Motiv dargestellt).

Wenn uns unser Schatten zu schaffen macht, wenn wir die Schatten in unserem Leben loswerden wollen und nicht können, dann dürfen wir uns mit unserem Schatten in diesen Schatten des Kreuzes stellen und aufgehoben fühlen.

Daran kann ich glauben – und daran möchte ich glauben.
Amen.

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Gesegnete und besinnliche Kartage wünscht Ihnen
Ihr
Ulrich Lühring