Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls - Ostern 2023

Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Lieblingsfilm_R_B_by_Tim Reckmann_pixelio.de (c) Tim Reckmann (www.pixelio.de)
Lieblingsfilm_R_B_by_Tim Reckmann_pixelio.de
Datum:
Sa. 8. Apr. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Vielleicht ist es ja nicht der eine Film, sondern mehrere; aber ich bin mir sicher, es gibt so einen Film, den haben Sie schon x-mal gesehen.
Da können Sie die Dialoge schon mitsprechen; da könnten Sie sofort im Film mitspielen.

Und doch können Sie sich diesen Film immer wieder ansehen; lachen Sie an dieser einen bewussten Stelle oder sind an der anderen zu Tränen gerührt, obwohl Sie eigentlich schon vorher genau wissen was kommt.

Und vielleicht hat Ihr Partner oder Ihre Freundin auch schon gefragt: "Warum musst du den Film denn zum 21. Mal ansehen? Gibt es nicht genug andere, gute Filme?"

 

Ich glaube, Ostern ist so etwas wie ein Lieblingsfilm.

Wir kennen die Handlung in- und auswendig. Wir können die Texte quasi mitsprechen. Wir wissen genau was kommt – vielleicht mit Ausnahme der Predigt.

Ich kann durchaus verstehen, wenn Menschen fragen: Warum soll ich denn zum x-ten Mal Ostern in die Kirche gehen, wenn ich doch genau weiß was kommt?

Ich kann es gut verstehen, wenn Ostern (nur) so etwas ist, wie ein Film im Fernsehen, der an mir vorbeirauscht, bei dem ich noch nebenbei etwas im Handy kramen oder in der Fernsehzeitung blättern kann.
Aber das ist dann sicher kein Lieblingsfilm.

 

Es gibt ja Filme, die gehören für uns zu bestimmten Festen dazu, die sind einfach Tradition:

  • Was wäre der Jahreswechsel ohne „Dinner For One“?
  • Oder Weihnachten ohne „Drei Nüsse für Aschenbröderl“?

In diesem Sinne verstehen sicher auch viele Ostern und die kirchlichen Feste.

„Ohne den Ostergottesdienst habe ich kein richtiges Ostern.“ – Es freut mich einerseits, wenn mir jemand das sagt, aber es ist noch nicht das, was ich meine, wenn ich von „Ostern als Lieblingsfilm“ rede.

Tradition alleine reicht mir nicht aus.

 

Für mich als Kind wäre Weihnachten undenkbar gewesen ohne die drei Folgen von Sissi. Das war einfach so Tradition, auch wenn ich die Filme als Kind langweilig und als Jugendlicher kitschig fand.

Sissi wäre nie mein Lieblingsfilm geworden – obwohl die Filme bei uns Tradition waren.

 

Ein Lieblingsfilm, das muss doch ein Film sein, der mich packt; der mich zum Lachen oder zum Weinen bringt. Bei dem ich mitten drin bin und sozusagen mitspiele.

Es geht Ostern nicht nur und nicht zuerst darum, ein Ereignis im Leben dieses Jesus und seiner Jünger zu feiern. Es geht um mich und um mein Leben.

 

Wenn es am Beginn der Osternacht dunkel ist, zappenduster, dann geht es um mein Leben. Und da ist es auch manchmal dunkel – und dann sicher länger als die paar Minuten in der Osternacht.
Und auch in meinem Leben ist es so, dass das erste kleine Licht nicht aus mir selbst kommt, sondern von außen, von jemand anders.
Und dass ich es annehmen muss, damit es mich ansteckt.
Und dass es dann (langsam aber sicher) heller wird.

Ich glaube, der Schöpfer hat sich etwas dabei gedacht, wenn er unser Leben in Jahreskreise eingeteilt hat:
Frühling – Sommer – Herbst – Winter.
Neuwerden und Aufbruch – Blühen und volles Leben – Verwelken und Vergehen – Tod und Sterben.

Er hat das getan, um uns immer wieder daran zu erinnern, dass dieser Ablauf zum Leben gehört, das er unser Leben ausmacht.

Es ist gut und wichtig, dass es in jedem Jahr den Karfreitag gibt. Sicher kein „Lieblingsfilm“, aber einer der „wichtigsten Filme unseres Lebens“.
Das Kreuz gehört zum Leben, gehört zu meinem Leben. Ich kann ihm nicht ausweichen, es kommt – irgendwann.
Das Leben ist kein Ponnyhof.
Es gibt kein Leben ohne Kreuz.
Und die meisten Kreuzwege dauern länger als ein paar Kartage.

 

Aber der Karfreitag wäre nicht auszuhalten ohne Ostern.
Das Kreuz wäre nicht auszuhalten ohne die Gewissheit, dass das Leben stärker ist als der Tod. Dass die Liebe stärker ist als Hass und Gewalt.
Dass der Friede den Krieg besiegt.

Ostern macht nur dann Sinn, wenn es ein „Lieblingsfilm“ ist. Einer, der mich packt, weil ich spüre, es geht um mich und um mein Leben. Einer, in dem ich mitspiele und mittendrin bin.

Es geht um meine Auferstehung.
Es geht um meine Hoffnung über den Tod hinaus.
Es geht um mein Kreuz, dass ich nur annehmen kann, weil ich diesen Glauben habe.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Ostern für Sie wirklich zu einem „Lieblingsfilm“ wird, in dem Sie mitspielen – vielleicht sogar die Hauptrolle.

Frohe Ostern
Ihr
Ulrich Lühring

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Ostern ist nicht das Fest

der „Augen zu und durch“ - Macher

der „wird schon wieder“ - Sager

der „alles halb so schlimm“ – Beschwichtiger

der alles auf die eigene Kraft Setzenden

der „es hat ja doch keinen Zweck“ - Resignierten

der „es ist alles zu Ende“ - Bilanzierer

 

Ostern ist das Fest

der auch im Dunkeln dem Leben Trauenden

der die Durststrecken Aushaltenden

der die Grenzüberschreitung Wagenden

der den Schritt ins Ungewisse setzenden Mutigen

der immer wieder aufs Neue an den Sieg der Liebe Glaubenden

der scheinbar Naiven und doch heller Sehenden

 

Andrea Wilke
www.pfarrbriefservice.de