© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Die Freude an Gott ist eure Stärke.
(Nehemia 8,10)
Dieses Wort aus den Propheten Nehemia ist ein gutes Wort für diesen Tag, für dieses Pfingstfest 2024 – und über diesen Tag hinaus.
Wer möchte sich nicht von Herzen freuen?
Nicht nur, weil heute Pfingsten ist.
Wer möchte nicht, dass einmal alle Belastungen einfach abfallen?
Dass alle düsteren Zukunftsperspektiven und Sorgen sich einfach so in Luft auflösen?
Aber Freude kann man doch machen.
Noch weniger als das passende Wetter zum Pfingstfest.
Und man kann Freude auch nicht auf Dauer vorspielen. Man kann sich und anderen nichts vormachen.
Das ist dann eher Mache, leicht zu durchschauen.
So wie jenes oft aufgesetzte „positiv Denken“, das (zumindest mir) manchmal auf die Nerven geht.
Mir fällt auf, dass es in diesem Satz aus dem Propheten Nehemia heißt:
Die Freude an Gott ist eure Stärke.
Was unterscheidet denn diese „Freude an Gott“ von „Positivem Denken“ und „Zweckoptimismus“?
Ich möchte Ihnen dazu folgende, kleine Fabel erzählen.
Einmal ging der kleine Igel spazieren.
Da sah er mitten auf der Wiese einen Vogel auf dem Rücken liegen, die Beine starr gegen den Himmel gestreckt.
Er ging hin und frage: „Was machst du da? Warum liegst du starr und steif auf dem Rücken und streckst die Beine angestrengt nach oben?“
Der Vogel antwortete: „Ich trage den Himmel mit meinen Füßen. Wenn ich sie zurückziehe, stürzt der Himmel ein.“
In diesem Moment schoss ein Jäger im nahen Wald. Erschrocken fuhr der kleine Vogel auf und flog, so schnell er konnte, davon.
Der Himmel aber blieb an seinem Ort.
Die Fabel vom kleinen Vogel, der meint, er müsse den Himmel ganz alleine tragen, lässt uns schmunzeln.
Aber – wie das bei einer Fabel sein soll – hoffentlich auch nachdenklich werden.
Es gibt sie nicht nur unter den Vögeln: die überangestrengten Weltverbesserer, die alles machen wollen; mit verbissenen Gesichtern, ohne wirkliche Freude.
Ob sie die Welt tatsächlich ändern?
Sie meinen, sie müssten die Welt retten und vergessen dabei, dass sie längst gerettet ist.
Gott hält uns und die ganze Welt in seinen Händen.
Sich getragen wissen oder nicht, das ist ein himmelweiter Unterschied.
Wer weiß, dass nicht er selbst den Himmel tragen muss; wer weiß, dass er selbst getragen ist, der kann frei werden und seines Lebens froh.
Macht euch keine Sorgen,
denn die Freude an Gott ist eure Stärke.
Mir gefällt besonders, dass die Freude bei Nehemia ganz diesseitige Züge haben darf:
Haltet ein festliches Mahl und trinkt süßen Wein.
(Nehemia 8,10)
Ich hoffe ja, es darf auch ein trockener Wein sein.
Gott hat die Welt nicht erschaffen, damit wir uns darüber ärgern, sondern damit wir uns an ihr freuen.
Ich habe das Gefühl, manche können sich nicht genug damit tun, alles was ist, madig zu machen und zu verteufeln.
Alles, was schön ist im Leben, ist verboten, ungesund oder macht dick.
Wenn wir denen die Welt überlassen, geht sie tatsächlich „zum Teufel“.
Ich möchte die Krisen und Katastrophen der Welt nicht verschweigen oder schönreden.
Ich möchte Sie und mich nur einladen, dass wir uns nicht die Augen mit Schlechtem zustellen und den Mund mit Problemen zustopfen lassen.
Wenn man den Medien glaubt, könnte man ja meinen, das Leben bestünde nur noch aus Katastrophen
Haltet ein festliches Mahl und trinkt süßen (oder auch trockenen) Wein.
Wer nicht genießen kann, wird auf Dauer ungenießbar.
Die Freude an den Gaben der guten Schöpfung Gottes ist nicht zu verachten.
Ein Fest, ein gelungener Abend, ein schönes Essen, ein gutes Gespräch, eine Umarmung.
Und wenn Sie mich jetzt fragen: Was hat das ganze mit Pfingsten zu tun?
Genau darum geht es Pfingsten.
Um den Geist Gottes, der uns ergreift und erfüllt:
Die Freude an Gott ist eure Stärke.
Ist das nicht eine schöne Umschreibung für das, was „Heiliger Geist“ meint: die „Freude an Gott“.
Wenn wir erfüllt sind von dieser „Freude an Gott“, nur dann können wir andere anstecken – und am Ende die Welt ein ganz klein wenig verändern.
Solange wir nicht meinen, wir selbst wären es, die selbst krampfhaft die ganze Welt halten müssen - wie der kleine Vogel.
=====================================================================
Ich glaube,
dass die Urkraft des Lebens eine grenzenlose Liebe ist.
Aus dieser Kraft ist alles entstanden,
die sichtbare Welt
und das, was wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können.
Unser Vorstellungsvermögen greift für diese Kraft zu kurz.
Und doch nennen wir sie Gott.
Ich glaube, dass Gott Sehnsucht nach einem Gegenüber hatte,
nach jemand, der mit Ihm in Beziehung lebt.
So sind wir ein Teil der Schöpfung.
Ich glaube,
wir sind dazu geboren,
um zu staunen, zu wachsen, zu lieben und selbst schöpferisch zu sein.
Um Teil zu haben an dieser überwältigenden Lebendigkeit der Schöpfung.
Um mit Gott und miteinander in Gemeinschaft zu leben.
Ich glaube,
dass Jesus Mensch geworden ist, damit wir mit allen Sinnen begreifen können, wie Gott ist
und was er für uns sein will:
Gott-mit-uns.
Ich glaube,
dass uns Jesus nach seiner Himmelfahrt seine Trost- und Trotzkraft geschickt hat.
Diesen Geist, der weht, wo er will.
Dieser Geist ist es, der uns aufstehen lässt für Frieden und Gerechtigkeit.
In diesem Geist kann man uns ansehen und erleben, dass wir erlöste Kinder Gottes sind.
Ich glaube, dass mein Leben on Gott gesehen, begleitet und gesegnet ist.
Ich glaube, dass Gott es ist, der die Welt trägt.
Ich glaube, dass ER am Ende alles zur Vollendung bringt.
Und so ist die Freude an Gott meine Stärke.
sehr frei nach einem Text von Miriam Falkenberg
(für diesen Zweck sehr stark gekürzt)
======================================================================
Frohe Pfingsten!
Ihr
Ulrich Lühring