© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
An einer Bushaltestelle steht ein Jugendlicher und tritt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen: „Ach, wenn ich doch schon 18 wäre und den Führerschein hätte, dann bräuchte ich nicht hier zu stehen und auf den Bus warten.“
Da kam eine gute Fee zu ihm und reichte ihm einen Ring. „Wenn du an diesem Ring drehst, dann werden deine Wünsche wahr.“
Der Jugendliche drehte am Ring – und „Schwupps“ saß er im Auto – und neben sich seine Freundin.
„Ach, wenn wir doch schon verheiratet wären und eine eigene Wohnung hätten. Dann bräuchten wir uns nicht im kalten Auto zu treffen“, sagte die Freundin.
Der junge Mann drehte am Ring – und „Schwupps“ saßen sie in der eigenen Wohnung.
„Ach, wenn wir doch schon Kinder hätten und eine richtige Familie wären“, sagte der junge Mann. Er drehte am Ring – und schon hatten sie Kinder.
„Ach, wenn die Kinder doch erst aus dem Gröbsten raus wären“, sagte die Frau nach der x-ten durchwachten Nacht mit Zähne-bekommen und Kinderkrankheiten. Der junge Mann drehte an seinem Ring – und schon waren die Kinder mitten in der Pubertät.
„Ach, wenn erst die Kinder aus dem Haus sind – und wir endlich mehr Zeit für uns haben“, sagte der Mann – und er drehte an seinem Ring.
„Ach, wenn wir doch endlich pensioniert wären und Zeit hätten für das, was wir immer schon mal tun wollten“, meinte die Frau, als sie müde und abgekämpft von der Arbeit kam. Und der Mann drehte an seinem Ring.
Da saßen die beiden auf der Couch und waren längst pensioniert. Und ihr tat es hier weh – und ihm da. Und im Kalender standen die Termine beim Arzt und beim Physiotherapeuten.
„Ach, wenn wir doch noch einmal jung wären“, sagte die Frau.
Da drehte der Mann an seinem Ring. Und „Schwupps“ stand er an der Bushaltestelle, trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und wartete auf den Bus.
Autor (mir) unbekannt
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Wenn die Oma früher sagte „Je älter ich werde, um so schneller vergeht die Zeit“ habe ich gedacht: So ein Quatsch. Die Zeit misst man mit Uhren – und eine Stunde ist eine Stunde.
Mittlerweile weiß ich nicht nur, dass eine halbe Stunde im Wartezimmer beim Zahnarzt sehr lang werden kann – und eine Woche Urlaub vergeht wie im Flug.
Ich weiß auch, dass wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Zeit im Alter schneller vergeht. Denn in Studien wurde tatsächlich bewiesen, dass für junge Menschen die Zeit langsamer vergeht als für alte Menschen.
Es kann daran liegen, dass die innere, biologische Uhr tatsächlich „anders tickt“.
Wahrscheinlich liegt es aber daran, dass Kinder und junge Menschen eher in der Zukunft leben – so wie in der Geschichte vom Anfang.
Wenn ich erst in die Schule komme…
Wenn ich erst die Ausbildung fertig habe…
Wenn ich erst…
Im Alter kehrt es sich eher um.
Früher…
Weißt du noch, damals…
Ich spüre das bei mir selbst ziemlich deutlich, gerade heute – an der Schwelle vom alten zum neuen Jahr.
Als junger Mensch hat mich am Silvesterabend eher beschäftigt: Was wird das neue Jahr bringen? Was kommt da auf mich zu?
Heute beschäftigt mich eher der Rückblick: Was war im alten Jahr? Welche Erinnerungen bleiben, was würde ich lieber schnell vergessen?
Der Philosoph Artur Schopenhauer sagt:
Vom Standpunkt der Jugend aus ist das Leben eine unendlich lange Zukunft –
vom Standpunkt des Alters aus: eine sehr kurze Vergangenheit.
https://gutezitate.com/zitat/188935
Die Vergangenheit, das sind unsere Wurzeln, unsere Erinnerungen. Gute und schlechte, aber meine Erinnerungen, mein Leben.
Aber mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.
Albert Einstein
Fehlentscheidungen: Das Zitat... und Ihr Gewinn | ZEIT ONLINE
Was mir aber die kleine Geschichte vom Anfang bewusst macht:
Wir kommen aus der Vergangenheit (mit diesem Schatz der Erinnerungen),
wir leben in die Zukunft hinein (die wir mitgestalten wollen und dürfen) –
aber wirklich leben tun wir nur in der Gegenwart, im Hier und Jetzt.
Auch diejenigen, die kein Latein gelernt haben, kennen den Spruch
Carpe diem! – Nutze den Tag.
Er stammt vom römischen Dichter Horaz, der damit den Ratschlag gibt: Nimm die Stunde ernst, in der du jetzt gerade lebst.
Lass den Augenblick nicht einfach verstreichen.
Werde dir seiner Kostbarkeit bewusst, er ist zu wertvoll, als dass er „un-bewusst“ verstreicht.
Biblisch verstanden meint „Carpe diem“ noch einmal mehr:
Sei dir darüber klar, dass du nicht der „Herr der Zeit“ bist – auch nicht „Herr deiner Zeit“.
Du bist nicht „Herr“, du bist „Empfänger“.
Darum muss zu dem „Carpe diem“ auch noch die Einsicht der Endlichkeit hinzukommen: Sei dir bewusst, dass alle Zeit nur „geschenkte Zeit“ ist.
Du darfst und du musst auch deine Zeit als „geschenkte Zeit“ wieder in Gottes Hand legen.
Du bist nicht der Herr der Zeit.
Es ist Gottes Zeit.
ER ist es, der „die Zeit in Händen hält“.
ER ist es, der uns die Angst vor der Zukunft nimmt, denn wir empfangen sie „aus seinen Händen“.
In SEINE Hand geben wir die Zeit zurück.
Aber wirklich leben können wir nur im Jetzt – in der von Gott geschenkten Zeit.
Wie ist das denn bei Ihnen mit der Vergangenheit - und mit der Zukunft - und mit dem Leben hier und jetzt - in der "geschenkten Zeit"?
Carpe diem.
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Reinhard Mey - Zeit zu leben
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Der US-amerikanische Schauspieler und Comedian George Carlin schrieb 1999 anlässlich des Todes seiner Frau:
Das Paradox unserer Zeit ist:
Wir haben größere Häuser - aber kleinere Familien,
mehr Bequemlichkeit - aber weniger Zeit,
mehr Ausbildung - aber weniger Vernunft.
Wir lachen zu wenig und fahren zu schnell,
gehen zu spät schlafen und stehen zu müde auf;
wir lesen zu wenig und sehen zu viel fern,
wir beten zu selten.
Wir haben unseren Besitz vervielfacht,
aber unsere Werte reduziert.
Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient,
aber nicht mehr, wie man lebt.
Wir kommen zum Mond,
aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn.
Wir haben den Weltraum erobert,
aber nicht den Raum in uns.
Vergesst nicht,
mehr Zeit denen zu schenken, die ihr liebt,
weil sie nicht immer mit euch sein werden.
Geht Hand in Hand
und schätzt die Augenblicke,
wo ihr zusammen seid,
denn eines Tages wird dieser Mensch
nicht mehr neben euch sein.
Findet Zeit, euch zu lieben,
findet Zeit, miteinander zu sprechen,
findet Zeit miteinander zu teilen, was ihr zu sagen habt.
Streiche aus deinem Wortschatz
Worte wie "eines Tages" und "irgendwann"
Schreib heute den Brief,
den du schon längst schreiben wolltest.
Brauche deine kristallenen Gläser.
Spare dein bestes Parfüm und deine teuersten Kleider nicht auf.
Brauche sie einfach, wenn du dich danach fühlst.
Verschiebe nichts, was deinem Leben
Lachen und Freude bringt.
Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute ist etwas Besonderes.
Denn sie sind einmalig.
nach: George Carlin
(für diesen Zweck von mir stark gekürzt)
vollständige Version: Das Paradox unserer Zeit | MARANXA