Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 01.01.2021

Von guten Mächten wunderbar geborgen

paragliding-blende12(Pixabay) (c) blende12 (www.pixabay.de)
paragliding-blende12(Pixabay)
Datum:
Fr. 31. Dez. 2021
Von:
Ulrich Lühring

Nicht nur an Weihnachten, auch an Silvester gibt es wohl für jede(n) von uns feste Bräuche, die „einfach dazu gehören“.

Gibt es auch für Sie so einen Brauch, der den Jahresabschluss erst „richtig rund macht“?

 

Viele vermissen in diesem Jahr die Raketen und das Böllern. Auch wer noch nie selbst Raketen gekauft und abgeschossen hat, wird doch (normalerweise) am Fenster oder auf dem Balkon gestanden haben.

Für Andere ist es vielleicht ein besonderes Essen, Raclette steht ja in der Liste ganz oben. Oder einfach das Zusammensein mit Freunden oder Familie.

Für mich ist es ein Lied, das „einfach dazugehört“, ein Lied, das wir in der Messe zum Jahresabschluss in der Kirche zusammen singen: Von guten Mächten wunderbar geborgen...
Dieses Lied ist mir wichtig und tut mir gut – am Beginn eines neuen Jahres. Nicht nur an diesem Jahresübergang 2021/2022, den wir wohl alle mit einem etwas mulmigen Gefühl begehen.

Was wird uns die „Omikron-Variante“ in den nächsten Wochen bringen? Haben die Experten recht, die warnen und schlimme Szenarien beschreiben? Oder werden wir mit einem „blauen Auge“ davonkommen?

Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Ich habe für Gottesdienst zum Jahresabschluss in diesem Jahr ganz bewusst das Evangelium gewechselt – und statt des eigentlich vorgesehenen Weihnachtsevangeliums die Erzählung vom Sturm auf dem See gewählt (Markusevangelium 4,35-41) gewählt.

Das Evangelium erzählt von den Jüngern, die mit einem kleinen Schiff unterwegs sind. Das Wasser ist stürmisch und es ist dunkel. Kann das gut gehen? Werden sie heil das andere Ufer erreichen – oder wird das Wasser, das bekanntlich keine Balken hat, sie am Ende verschlingen.

Sicher fühlt sich mancher von Ihnen mit diesen Jüngern verwandt und kann sich in sie hineinfühlen. Da ist nicht nur irgendeine diffuse Besorgnis, da geht es um handfeste Angst, die berechtigt ist. Die erfahrenen Fischer unter ihnen sind da doch die Experten – und die scheinen auch nicht gesagt zu haben: „Regt euch doch nicht so auf! Alles halb so schlimm!“

Nur einer liegt seelenruhig am Heck des Bootes und schläft: Jesus. Er macht auch dem Ganzen ein Ende und fragt: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr denn keinen Glauben?“

 

Das Evangelium kann uns – gerade heute – sagen: Wer ins Leben tritt, der vertraut sich Elementen an, die ihn wohl tragen können, die sich aber auch gegen ihn erheben können.

Wer sein Leben leben will, der muss immer wieder den sicheren Hafen verlassen.

Das Evangelium erinnert mich auch sehr deutlich an die Endlichkeit, die Bedrohtheit und Unsicherheit meiner eigenen Existenz.

Aber es erinnert mich auch daran: Mein Lebensschiff ist nicht einfach sich selbst überlassen. Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr denn keinen Glauben?

 

Wer glaubt und Gott vertraut, der muss auch in den Stürmen des Lebens nicht verzweifeln und in Panik verfallen – als käme es nur auf ihn an, als müsse er mit eigenen Kräften sein Heil und seine eigene Rettung bewerkstelligen.

Das Evangelium ist eine echte Verheißung für uns: Unser Leben, das im Neuen Jahr weitergeht mit all seinen möglichen Stürmen und Gefahren, ist keine Fahrt ins Ungewisse, kein Ausgeliefertsein an anonyme Mächte des Schicksals.

Und darum habe ich mir erlaubt, auch die Lesung ganz bewusst auszusuchen – mit diesem Ausschnitt aus Psalm 91

 

Der Herr ist deine Zuflucht.
Du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt.
Dir begegnet kein Unheil.
Kein Unheil naht deinem Zelt.
Denn ER befiehlt seinen Engeln,
dich zu behüten auf all deinen Wegen.

 

Im Sommerurlaub im Bayerischen Wald haben wir bei einer Bergwanderung einen halben Nachmittag lang Gleitschirmfliegern zugesehen.

Ich fand es spannend zuzuschauen, wie den Schirm aus ihrem Riesenrucksack auspacken, das Durcheinander der vielen Schnüre sortieren, die Windverhältnisse beobachten – um dann im richtigen Moment den Schirm hochzureißen und mit zwei, drei Schritten über den Rand zu laufen und sich in die Tiefe zu stürzen.
Jedes Mal musste ich unwillkürlich die Luft anhalten und dachte: Dazu braucht man viel Mut und Vertrauen.
Vertrauen in die Qualität der Ausrüstung und Selbstvertrauen, dass ich keinen Fehler gemacht habe.

Und es braucht noch ein anderes Vertrauen: Ein Grundvertrauen sozusagen, dass die Luft auch trägt.

Für mich hat dieser Übergang vom alten zum neuen Jahr etwas von diesem Absprung der Gleitschirmflieger.

Es ist ein bisschen so, als stünde ich wie beim Paragleiten kurz vor der Kante – und auf einmal fällt mir ein, was alles passieren könnte.

Was braucht es dann?
Wie beim Paragleiten: Mut und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – und ein Grundvertrauen, ein Gottvertrauen.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.

Auch im Neuen Jahr wird Gott dich tragen, wie der Wind die Gleitschirmflieger.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
ein Frohes Neues Jahr

Ihr
Pastor Ulrich Lühring

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Das Jahres-Ende
erscheint wie …
ein
Maschendrahtzaun
der anhalten
und innehalten lässt
für eine Zwischenbilanz
- was war
  was ist
  was kommt?

 

ein Maschendrahtzaun
der wie ein Filter wirkt
der siebt und sichtet
durchlässt und weglässt
- was war nichtig
  was war richtig
  was war wichtig?

 

ein Maschendrahtzaun
der hindurch-hoffen lässt
in ein neues Jahr
unserer Zeitrechnung
die „zu jener Zeit“ begann
da das Interesse Gottes
an der Welt
leib-haftig wurde
- im Kind von Betlehem
  so auch in meinem Leben
  das weitergeht

und weiter geht - als ich
- erwarten
  ersehnen und
  erhoffen kann

am Jahres-Ende

Klaus Jäkel
Quelle: Pfarrbriefservice.de