Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 01.01.2023

Unterscheiden - was war gut, was nicht?

Datum:
Sa. 31. Dez. 2022
Von:
Ulrich Lühring

„Ein schweres Jahr geht zu Ende“, sagt der Bundeskanzler in seiner Neujahrsansprache.

„2022 ist kein einfaches Jahr gewesen“, sagt der bayerische Ministerpräsident Söder.

„Ich weiß, wie viel diese Krise Ihnen allen abverlangt“, hieß es in der Rede des Bundespräsidenten.

 

Kriege, Krisen, Katastrophen – das sind die Stichwörter, die über diesem Jahr 2022 stehen.

Inflation und Energiekrise. Die Bundeswehr hat im Ernstfall Munition für zwei Tage. Die Bahn ist so unpünktlich wie noch nie. Nichts funktioniert mehr. Selbst die Medikamente werden knapp.

 

Aber haben Sie auch folgende Nachrichten in 2022 gelesen?

  • Die Kindersterblichkeit ist weltweit niedriger als jemals zuvor. Unicef meldet: Die Zahl ging von 12,5 Millionen in 1990 auf nun 5,2 Millionen zurück.

  • Das Ozonloch wird beständig kleiner. Die Menge der ozonschädigenden Stoffe ist 2022 halb so groß wie noch vor einigen Jahren.

  • In diesem Jahr ist alles teurer geworden: Essen, Kaffee, Benzin, Mieten. Tatsächlich aber können wir uns mehr leisten als früher. 1970 musste der durchschnittliche Deutsche 20 Minuten für ein Päckchen Butter arbeiten, heute sind es im Schnitt nur noch 8 Minuten.

Nein, ich will sie nicht kleinreden oder schönreden, die großen und kleinen Katastrophen in der Welt und im persönlichen Leben. Aber ich bin sicher, das Jahr 2022 hatte auch andere Seiten – in der großen Welt und bei Ihnen ganz persönlich.

 

In meiner Zeit als Jugendseelsorger gehörten zu meinen regelmäßigen Aufgaben die sogenannten „Schulendtage“ mit den Abschlussklassen der Hauptschulen.
Am letzten Tag dieser Wochen gab es ein festes Ritual. Es wurden zwei Körbe aufgestellt. Vor den einen Korb wurde das Bild eines Mülleimers aufgestellt; vor den anderen Korb ein Erntebild mit Früchten.
Die Frage an die Teilnehmer war: Was war blöd? Was lasse ich hier? –
Und was war gut? Was ist mir wichtig? Was nehme ich mit?
Und das wurde auf Zettel aufgeschrieben und in die beiden Körbe gelegt.

 

Ich möchte Ihnen an diesem Übergang ins Neue Jahr diese beiden Körbe „ans Herz legen“. Vielleicht stellen Sie ja auch tatsächlich irgendwo bei sich zu Hause zwei Körbchen auf: einen Mülleimer und einen Erntekorb.
Und dann gehen Sie dieses Jahr 2022 für sich ganz persönlich durch, vielleicht mit dem Terminkalender in der Hand – Monat für Monat.

Das vergangene Jahr noch einmal vorüberziehen lassen. Die Erlebnisse, die mir wichtig waren und die mein Gedächtnis hoffentlich noch lange wach hält.

Was gab es an Schönem, an Besonderem, an Unvergesslichem?
Was hat mich glücklich gemacht?
Welche Menschen haben mich berührt?
Welche Momente möchte ich nicht vergessen?

Aber auch: Was gab es an Schlimmem?
Was hat mich belastet und belastet mich immer noch?
Was möchte ich eigentlich nicht mitnehmen als Ballast ins Neue Jahr?

Die beiden Körbchen helfen mir zu unterscheiden, was in diesem Jahr gut war und was nicht.
Vielleicht gibt es auch Ereignisse und Erlebnisse bei denen ich mich gar nicht entscheiden kann, in welchen Korb sie gehören. Positiv oder negativ.
Mit größerem Abstand empfinde ich manches anders. Manchmal finde ich mit Abstand auch Grund „Danke“ zu sagen, wo bisher nur Beklagenswertes war.

Silvester und die Tage danach könnten ein „Zwischenstopp“ sein – eine Zeit zum Unterscheiden, zum Behalten und Loslassen.

 

Aber was ist mit den Ereignissen, die ich vergessen will, aber ich kann nicht? Weil sie schwer auf der Seele liegen und sich immer wieder nach oben drängen.

Ich glaube, es ist wichtig, gerade solche Ereignisse und Erfahrungen los zu lassen und los zu werden, zumindest schrittweise.

Beim Loslassen hilft mir auch beten.

Mit eigenen Worten – oder mit Worten wie die des Theologen und Schriftstellers Jochen Klepper (von den Nazis in den Tod getrieben):

„Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.“

 

Unterscheiden, Wichtiges und Gutes behalten und Vergangenes loslassen, können ein Segen sein, besonders am Beginn eines neuen Jahres.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes neues Jahr 2023,
Ihr
Ulrich Lühring

Predigt nach Anregungen aus "Kirche im SWR"
(u.a. von Wolf-Dieter Steinmann)

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Der Herr segne dich
und erwarte dich
am Ufer des Lebens im Licht -
im Land, das dich nährt,
und im Kreis der Menschen,
die dich lieben.

Er schicke dir seinen Engel
entgegen, der dich führt
und mit goldenen Lichtern begleitet
durch das unbekannte Tor
des neuen Jahres.

Er nehme dich mit in das
unentdeckte Land der Seele,
wo die Sonne nicht untergeht.

Er lasse dich glücklich sein
auf seiner Erde
und unter seinem weiten Himmel,
ihm nahe und allen denen,
die mit dir leben
und die vor dir gelebt haben.

Quelle unbekannt
gefunden bei: www.kirche-im-swr.de