Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 05.09.2021

"Dosenöffner" für Menschen

Dialog - Gerd Altmann (pixabay) (c) Gerd Altmann (www.pixabay.de)
Dialog - Gerd Altmann (pixabay)
Datum:
Fr. 3. Sept. 2021
Von:
Ulrich Lühring

In der Zeit des Studiums und an meiner ersten Kaplansstelle war mein allerwichtigstes Utensil in der Küche: der Dosenöffner. Mittlerweile ist er eher im hintersten Winkel einer Schublade verschwunden, aber für den, der nicht kochen kann, oder für den, der wenig Zeit hat, ist er immer noch ein wichtiges Werkzeug. Das leckerste Gericht in der Dose taugt nichts, wenn ich die Dose nicht öffnen kann. Da bin ich ohne Öffner einfach aufgeschmissen.

Manchmal wünsche ich mir einen "Dosenöffner für Menschen"; denn manchmal sind auch Menschen wie verschlossene Dosen. Da ahnt man, das in dem anderen etwas drinsteckt, dass in dem anderen etwas vorgeht - aber der andere bleibt verschlossen (wie eine Dose ohne Öffner).
Da wünschte ich mir, dass es auch für Menschen so etwas wie einen Dosenöffner gäbe. Wie soll man jemandem helfen können, wenn er nicht sagt, was ihm fehlt?
Wie soll man wissen, dass man jemand verletzt hat, wenn er die Kränkung einfach in sich hineinfrisst?

Wo Menschen verschlossen sind und nichts aus sich herauslassen, da entstehen Enttäuschungen und Missverständnisse. Wo Menschen miteinander leben, ist Sprachlosigkeit eines der größten Übel.

Ich bin daher sehr misstrauisch, wenn mir ein Goldhochzeitspaar sagt: "Bei uns hat es nie ein böses Wort gegeben." Kann das nicht auch heißen, dass man all das, was unangenehm gewesen wäre, einfach ausgeklammert hat - oder einfach totgeschwiegen?
Mir sind da die Paare lieber, die sagen: "Und auch, wenn es manchmal gekracht hat, wir konnten immer über alles reden."

Im Miteinander von Menschen gilt das Sprichwort "Reden ist Silber und Schweigen ist Gold" eben nicht. Da müsste es vielmehr heißen: "Schweigen ist noch nicht mal Silber, nur miteinander reden ist Gold."
Wobei die Betonung wohlgemerkt auf dem miteinander liegt. Denn geredet wird in der Regel viel, aber meistens über den anderen.

Und genau da wünsche ich mir so etwas wie einen Dosenöffner. Wenn alle hintenrum über einen Menschen reden und sich über ihn auslassen - aber keiner findet den Mut, mit demjenigen selbst zu reden: Wie soll sich da etwas (oder jemand) ändern?

 

Jesus hat wohl so etwas wie einen solchen "Dosenöffner für Menschen" gehabt. Er löst dem Taubstummen die Zunge und schenkt ihm neu die Gabe des Sprechens.

Die tiefenpsychologische Betrachtung der Bibel sagt, dass man diese Erzählung nicht nur als wunderbare Heilung eines kranken Menschen verstehen kann. Es geht in diesem Evangelium um uns - und damit sind wir wieder beim "Dosenöffner für Menschen":
Gott hat uns einen Mund geschenkt - und er hat uns auch eine Stimme zum Reden geschenkt. Nutzen (und daran führt kein Weg vorbei) - nutzen müssen wir dieses Geschenk aber schon selbst.

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Sprachprobleme – von Monika Schraut

 

Gott,

du hast den Menschen die Sprache geschenkt,

damit sie sich begegnen können.

Aber manchmal verstehen sich

die Menschen trotzdem nicht.

 

Schenke mir die Sensibilität

meine Worte so zu wählen,

dass ich nicht leichtfertig

über die Empfindungen anderer hinwegpflüge.

 

Hilf mir,

dass ich mich einfühle,

und versuche zu verstehen,

was meinen Mitmenschen wichtig ist.

 

Erfülle mich mit deiner Liebe,

wenn es leicht fällt zu reden

und wenn es schwer fällt.

 

aus: Hedi Porsch/Monika Schraut:
„Du – Ich bin da. Sinnzeit-Gebete 
für Zweifler, Ungläubige und andere 
gute Christen.“

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Ich wünsche Ihnen einen schönen, spätsommerlichen Sonntag und in der nächsten Woche wirklich gute Gespräche (auch ganz ohne Dosenöffner),

 

Ihr
Pastor Ulrich Lühring