Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 05.12.2021

Heilige Barbara - die mit dem Turm

IMG_5200 (c) Ulrich Lühring
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Datum:
Sa. 4. Dez. 2021
Von:
Ulrich Lühring

An diesem Sonntag feiert die Pfarrgemeinde in Breinig ihr Pfarrpatrozinium, die Heilige Barbara.

Die Heilige Barbara wird typischerweise dargestellt mit einem Turm – oder auch (wie am Portal der Breiniger Pfarrkirche) mit einem Schwert oder einem Palmzweig. Der Palmzweig weist darauf hin, dass sie eine Märtyrerin war – und das Schwert darauf, wie sie zu Tode kam. Aber was hat es mit dem Turm auf sich?

Dazu ein Blick in die Heiligenlegende der Heiligen Barbara (in Kurzfassung):

Ihr Vater war ein sehr reicher Kaufmann, ein Witwer – und ein Heide, was in der damaligen Zeit der Christenverfolgung auch ratsam war. Seine einzige Tochter Barbara liebte er über alles. Da er berufsbedingt viel auf Reisen war, ließ er für seine Tochter einen Turm bauen, um sie zu schützen und vor schlechten Einflüssen zu bewahren.

Als er nach einer solchen Reise nach Hause kam, fand er in diesem Turm statt (wie bisher) zwei Fenster jetzt drei Fenster. Seine Tochter erklärte ihm, das dritte Fenster weise auf die christliche Dreifaltigkeit, denn sie sei in der Zwischenzeit Christin geworden und habe sich taufen lassen.

Der Vater raste vor Wut und Zorn und denunzierte die eigene Tochter an die Behörden. Barbara floh und auf der Flucht tat sich eine Höhle auf, in der sie sich verbergen konnte. Aber am Ende wurde sie doch gefunden und ihr eigener Vater tötete sie mit dem Schwert, worauf ihn dann ein Blitz vom Himmel erschlug.

Eine haarsträubende Geschichte. Weil sich Barbara auf der Flucht unter der Erde verbarg, ist sie übrigens die Patronin der Bergleute geworden. Und weil der Vater vom Blitz gerichtet wurde, ist sie auch die Patronin der Kanoniere und aller, die mit Pulver und Blitz arbeiten.

Aber steckt denn in dieser wirklich haarsträubenden Legende auch so etwas wie eine Botschaft für uns?

Ich finde manchmal gute Spuren und Hinweise in der psychologischen Deutung solcher Geschichten. Die versucht nämlich, die darin enthaltenen Bilder als Symbole zu verstehen.

 

Und da wäre das erste Symbol, das mir in die Augen springt, der Turm.

Der Vater will Barbara (sicher aus großer Liebe) schützen und bewahren – und baut einen Turm. Aber statt sie zu schützen und an sich zu binden, entfremdet der Turm sie von ihm. Und genau mit diesem Turm beginnt der Strudel des Verderbens.

Der Turm könnte als Bild für eine Falle stehen, in die alle Eltern tappen können. Sie wollen ihr Kind schützen und bewahren – und bauen damit unsichtbar einen Turm. Und aus einem schützenden Turm wird schnell ein Gefängnis.

Eltern müssen für ihre Kinder keinen Turm bauen, sondern sie dabei unterstützen, ihre Freiheit zu erlernen und auszuprobieren. Und dabei braucht es keine Kontrolle (sprich: Turm), sondern Vertrauen.

Das gilt nicht nur für Eltern, sondern für alle Liebenden und für alle Paare. Liebe kann zur Vereinnahmung werden, in der ich mich mit dem Partner/ der Partnerin einsperre in einem Turm. Und auch hier gilt: es wird den anderen nicht an mich binden, sondern von mir entfremden.

 

Das zweite Bild, das ich in dieser Geschichte entdecke ist das neue, dritte Fenster.

 Barbara lebt in diesem Turm, eng begrenzt, wenige Möglichkeiten. Aber sie schafft sich (wie und warum auch immer) eine neue Perspektive auf die Wirklichkeit, ein neues Fenster.

 

Manchmal leben wir ja vielleicht auch wie in einem Turm, fast wie eingesperrt. Viele haben die coronabedingten Einschränkungen so erlebt – und haben jetzt akut Angst, dass es wieder so wird.

Ein neues, drittes Fenster, ein anderer Blick auf die Wirklichkeit könnte heißen: War denn alles nur schlecht in diesen Coronazeiten? Oder habe ich nicht auch Manches neu entdeckt? Hat sich nicht Manches relativiert? Gibt es nicht ganz andere Werte und Schwerpunkte in meinem Leben?

 

Vielleicht hilft ja auch Ihnen, diese Deutung der zugegebenermaßen haarsträubenden Legende, dass diese Barbara auch heute noch eine Botschaft für uns hat:

  • Wo bin ich in Gefahr, aus vielleicht guten Gründen und aus Liebe andere in einen Turm zu sperren?
  • Und wo kann ich mit einem neuen, einem dritten Fenster einen anderen Blick, eine andere Perspektive auf die Wirklichkeit gewinnen?
  • Für Barbara war der christliche Glaube dieser andere Blick, diese andere Perspektive.

 

Übrigens: die Heilige Barbara ist auch eine der 14 Nothelferinnen und könnte sicher auch bei ihrer Kollegin (keine Nothelferin, aber Märtyrerin), der Heiligen Corona, ein gutes Wort für uns einlegen.

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Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 2. Advent,
Ihr
Pastor Ulrich Lühring