Geistlicher Impuls vom 06.06.2021

"Zoff in der Heiligen Familie" - so könnte man wohl das heutige Evangelium treffend überschreiben.

Da ist im Zusammenhang mit der Familie Jesu davon die Rede, dass seine eigenen Angehörigen sagen: "Jetzt ist er komplett verrückt geworden." Und dass sie ihn mit Gewalt davon abhalten wollen, verrückte Dinge zu tun und zu sagen.

Und umgekehrt erteilt Jesus seiner Familie eine ziemliche Abfuhr, wenn er sie nicht nur vor der Türe stehen lässt, sondern auch noch sagt: "Wer ist meine Mutter - und wer sind meine Brüder?"

Für den Evangelisten Markus hatte die Familie Jesu offensichtlich auf keinen Fall den Mibus einer "Heiligen Familie ohne Fehl und Tadel". Da gibt es Zoff. "Der ist ja verrückt geworden", sagen die einen. "Mit denen habe ich nichts zu tun", sagt der andere.

Man könnte auch sagen: Eine ganz normale Familie.

Was auf den ersten, frommen Blick ziemlich befremdlich klingt, tut auf den zweiten Blick (zumindest mir) geradezu gut: Auch bei "Familie Jesus" ist nicht alles Gold was glänzt. Auch bei "Familie Jesus" wird nur mit Wasser gekocht.

Vielleicht kennen Sie ja den alten Spruch: Wo es keine Probleme gibt, da wohnt auch keiner. Oder auch den: Krach kommt in der besten Familie vor.

Das alleine reicht mir schon als Botschaft dieses Sonntags: Wir müssen uns nicht schämen, wenn in unseren  Familien nicht immer nur alles "eitel Sonnenschein" ist. Wir dürfen uns auch schon mal so richtig zoffen.
Solange wir nicht vergessen uns dabei auch immer wieder zusammen zu raufen. Offensichtlich war ja auch das bei "Familie Jesus" der Fall; denn seine Mutter stand ja bis zum Schluss zu ihm, unter dem Kreuz.

Einen schönen Sonntag - es darf auch ganz ohne Zoff sein,

Ihr
Pastor Ulrich Lühring