Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 08.01.2023

Du bist meine geliebte Tochter

Michael_Bogedain_Pfarrbriefservice (c) Michael Bogedain (www.pfarrbriefservice.de)
Michael_Bogedain_Pfarrbriefservice
Datum:
So. 8. Jan. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Bei den Fernsehbildern der Totenmesse von Altpapst Bendikt mit den vielen kirchlichen und politischen Würdenträgern musste ich an eine Wienreise denken.
Die Stadtführerin erzählte damals:

Als im Jahr 1989 die letzte Kaiserin von Österreich, Zita, im Alter von 97 Jahren starb, wurde ihr Leichnam nach Wien überführt, um in der Kapuzinergruft bestattet zu werden.
Hunderttausende standen an den Straßenrändern. Aus dem Museum wurde eine prächtige, schwarze Kutsche reaktiviert, die von sechs schwarzen Pferden gezogen wurde.
Als der prachtvolle Trauerzug an der Kapuzinergruft ankam, war das Tor verschlossen.

Ein Herold schlug dreimal mit seinem Stab an das Tor, worauf von drinnen eine Stimme fragte: „Wer begehrt Einlass?“

„Zita – Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, Großherzogin der Toskana, Gräfin von Habsburg und Tirol, Prinzessin von Portugal und Parma“, antwortete der Herold mit einer Liste von Titeln, die noch viel länger war.

„Kennen wir hier nicht“, kam die Stimme aus der Kirche.

 

Wieder klopfte der Herold dreimal.

Wieder fragte die Stimme „Wer begehrt Einlass?“
Diesmal begnügte sich der Herold mit: „Zia, die Kaiserin von Österreich.“

Aber auch diesmal kam von drinnen die Antwort: „Kennen wir hier nicht.“

 

Ein drittes Mal schlug der Herold gegen die Tür.
Und wieder kam die Frage: „Wer begehrt Einlass.“
Die Antwort lautete diesmal: „Zita, ein sterblicher Mensch.“

Worauf die Stimme sagte: „So komme sie herein!“
Und das Tor öffnete sich.

 

Ein sehr eindrucksvolles Ritual, das zur Zeit der Donaumonarchie bei jeder Beerdigung des Herrscherhauses gepflegt wurde.
Ein Ritual, das auf sehr drastische Weise deutlich macht, welche Bedeutung Titel, Ämter, Orden und Ehrenzeichen im Letzten wirklich haben.
Vor Gott bedeuten sie nichts.

Im Tod sind der Kaiser und die Hausfrau, der Manager und der Arbeiter, der Penner und der Papst nichts anderes als ein Mensch.

Ein Mensch, der nun vor Gott steht und plötzlich nach Maßstäben gemessen wird, die so ganz anders sind als die, die normalerweise gelten.
m Tod sind alle gleich.

Wobei: Vor Gott gilt das nicht erst dann. Vor Gott gilt das immer schon, von Anfang an, zu jeder Zeit.

 

In der Lesung dieses Sonntags sagt Petrus:

Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer glaubt und tut, was recht ist.
(Apostelgeschichte 10,34)

 

So ganz einfach war Petrus allerdings nicht zu dieser Einsicht gekommen. In der jungen Kirche gab es einen Streit: Musste man Jude sein, um Christ zu sein, um getauft werden zu können?

Petrus war ein Jude, fühlte sich dem von Gott auserwählten Volk zugehörig. Für ihn war klar: Nur Juden können Christen sein.
Ein Hauptmann Kornelius, ein Heide, ein Fremder, wollte getauft werden. Dieser Kornelius war jemand, den Petrus absolut nicht als gleichwertig betrachtete.

Aber Gott hat ihn eines Besseren belehrt – in einer Vision, in einem Traum. Erst da kommt Petrus zu der Einsicht: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht…“

Vor Gott sind alle gleich.
Das mag ja sein, aber hier auf der Erde halten sich doch manche Menschen für besonders wichtig, für wichtiger als andere.

Und auch die Kirche ist da (leider) keine Ausnahme: Da gibt es Exzellenzen und Eminenzen, Prälaten und Monsignores.

Und das in einer Kirche, die schon ganz am Anfang darauf gestoßen wurde, in der Petrus schon in den ersten Jahren die Erfahrung machte, „dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm willkommen ist, wer glaubt und tut, was recht ist.“

Denn die eigentliche Würde, die Würde, die wir von Gott erhalten haben, die ist uns allen gemeinsam.
Bei der Taufe wurde jeder und jede Einzelne von uns mit Chrisam gesalbt. Und dazu wurde gesagt:

„Du wirst mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du bist ein Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer zu Christus, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten.“

 Das ist die eigentliche und höchste Würde, die uns geschenkt wurde, besiegelt in der Taufe: Wir sind Könige und Königinnen vor Gott. Und so sind wir vor Gott alle gleich.

 

Insofern gilt die Stimme aus dem Evangelium bei der Taufe Jesu auch uns: Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen.

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Du bist meine Tochter, die geliebte.
An dir habe ich Gefallen

Dich meine ich
dich selber
ohne alles Drumherum
ohne Leistung und Intelligenz
ohne Ausbildung und Beruf
ohne Kreativität und Engagement
ohne deine Kinder
ohne deinen Mann
ohne deine geistreichen Sprüche
ohne dass du dir Mühe gibst
ohne alles, auf was du stolz bist
auch wenn du schwach und krank bist
auch wenn du traurig und müde bist
auch wenn du gereizt und wütend bist

du bist
meine Tochter
ich habe dich so gewollt und geschaffen
und ich bin und bleibe dir Vater und Mutter
ich verlasse dich nicht
ich stärke dir den Rücken
meine Liebe gilt dir von Anfang an
du gefällst mir so wie du bist.

Du bist meine Tochter, die geliebte.
An dir habe ich Gefallen.

Christoph Kohl
www.pfarrbriefservice.de

 

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr

Ulrich Lühring