Geistlicher Impuls vom 10.01.2021

Die Taufe wird auch das „Sakrament der Wiedergeburt“ genannt.
Das klingt sehr theologisch und auch etwas abgehoben.
Aber: Wiedergeburt - danach fragen und suchen heute doch eigentlich viele Menschen. Sie möchten noch einmal von vorn beginnen, anders, bewusster, wahrer, ohne den ganzen Ballast ihrer Lebensgeschichte.

Noch einmal von vorne beginnen, wie neu geboren...
Wir glauben, dass das in unserer Taufe geschehen ist. Nur erfahren wir das kaum noch, es kommt uns gar nicht mehr in den Sinn. Das ist unser Problem.
Dabei haben wir doch alle schon Augenblicke erlebt, da »fühlten wir uns wie neu geboren«.
Es war, »als wären wir ein anderer Mensch geworden«.
War das nicht so, als uns jemand begegnet ist »fürs Leben«?
Oder als uns in dunkler Stunde »ein Licht aufging«?
Oder als wir uns für einen bestimmten Weg im Leben entschieden haben ohne Wenn und Aber?

Oder wir haben Einbrüche erlebt, den drohenden Untergang - und sind doch wieder aufgetaucht, haben den Kopf über Wasser bekommen und Boden unter die Füße.

Solche Erfahrungen prägen uns, manchmal für’s ganze Leben.
Wir kommen heraus wie neu geboren, wie ein anderer Mensch.

Wie neu geboren!
Wie deuten wir solche Erfahrungen, wie verarbeiten wir sie?

Am Anfang des Christenlebens steht die Taufe aus dem Wasser und dem Heiligen Geist.
Der Geist Jesu eröffnet uns einen neuen, ungeahnten Lebensraum, er eröffnet uns Gott.
Er ist der Schlüssel für unsere Erfahrungen, das Ziel unserer Sehnsüchte.

Wenn wir selbst entdecken, dass die Taufe uns eine einzigartige Chance schenkt, wie neu geboren zu leben, nicht nur einmal am Anfang unseres Lebens, sondern immer wieder und jeden Tag – dann wird dieses Sakrament seine volle Kraft für uns entwickeln und wir können uns immer wieder fühlen „wie neue geboren“.

Vielleicht fühlen wir uns ja auch, wenn es uns in Geduld und durch unsere Wissenschaftler und Mediziner gelingt, diese Pandemie immer mehr in den Griff zu bekommen, wie neu geboren.

Ich habe jedenfalls damit angefangen, mir eine Liste zu machen mit Dingen, die ich in den letzten Monaten besonders schmerzlich vermisst habe und auf die ich mich von Herzen freue. Und mit Dingen, die ich neu entdeckt habe und auch in der Nach-Corona-Zeit nicht verlieren möchte.

Frohe Grüße aus der GdG Stolberg-Süd sendet Ihnen
Pfarrer Ulrich Lühring

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nach einem Text von Franz Kamphaus
Quelle: www.predigtforum.com (Franz Kamphaus, Den Glauben erden – Herder Verlag 2001)