Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 12.02.2023

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Datum:
Sa. 11. Feb. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Beim heutigen Evangelium, in dem es um töten, zürnen und Ehe brechen geht, bin ich hängen geblieben am letzten Satz: Euer Ja sein ein Ja, euer Nein, ein Nein.

Vom holländischen Liedermacher Hermann van Veen stammen folgende Zeilen:

Wie oft nahm ich mir vor zu sagen,
was ich denke, und nicht erst zu fragen,
was andere etwa davon halten könnten –
und blieb am Ende doch wieder still.

Ich würde mal sagen: Das ist ein Phänomen (um nicht zu sagen ein Problem) das (fast) jede/r kennt.

Wie kommt es, dass wir uns manchmal (oder viel zu oft) nicht trauen das zu sagen, was wir wirklich denken und fühlen?

 

Der Prozess der Anpassung, sagt uns die Psychologie, beginnt schon sehr früh:

  • Schon Kinder lernen sehr schnell, was erwünscht ist und was nicht.
  • Schon Jugendliche äußern sich nicht offen und spontan aus Angst, die Mitschüler könnten sich darüber lustig machen.
  • Als Erwachsene haben wir längst gelernt, dass man nicht immer sagen darf, was man denkt.

Gerade in der Jugendclique ist der Anpassungsdruck groß: wer nicht die richtige Kleidung trägt; wer die falsche Musik hört; wer gegen den Strom schwimmt - der gehört nicht dazu.

Mein Optiker erzählte: Eine Jugendliche hatte für die neue Brille die Qual der Wahl zwischen drei Gestellen.
„Welche gefällt Dir den am besten?“ fragte der Optiker.
„Welche mir gefällt, weiß ich ja“, antwortete die Jugendliche. „Aber was werden meine Freundinnen dazu sagen?“

An diesem kleinen Alltagsbeispiel wird mir klar: Menschen geben ihr eigenes Ich preis, um den anderen zu gefallen.
Und das trifft sicher nicht nur auf Jugendliche und ihre Cliquen zu.

Andere erwarten etwas von uns.
Wir haben Verpflichtungen: beruflich, sozial, familiär.
Und oft genug müssen wir abwägen zwischen dem, was wir eigentlich denken, meinen und sagen würden – und dem, was „man“ sagen darf und was von uns erwartet wird.

Und die Gefahr ist, dass unser „Ich“ dabei ins Hintertreffen gerät.

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert?“ fragt Jesus an einer anderen Stelle im Evangelium.

Sich selbst zu verlieren, das ist nach diesem Satz mit das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann.

Denn unser Ich, unsere Persönlichkeit ist das wertvollste Geschenk, ist Gabe und Aufgabe, die wir niemals aufgeben dürfen.

 

Im Lied von Hermann van Veen heißt es in einer anderen Strophe:

Hilf mir, zu mir selbst zu finden.
Denn ich fühle immer stärker
dass ich mich verlier.

 Soziologen sprechen in Bezug zu unserer Gesellschaft von einer Entmutigungsgesellschaft.

Damit ist gemeint: Menschen haben Angst, in ihren Schwächen von anderen nicht angenommen zu werden.
Menschen setzen sich lieber eine freundliche Maske auf und behalten ihr wahres Gesicht für sich.

Das christliche Menschenbild ist ein ganz anderes. Eine christlich geprägte Gesellschaft sollte eine Ermutigungsgesellschaft sein.

Bei uns darf sich jeder trauen Er selbst, Sie selbst zu sein.

Eine Lehrerin behandelte in einer Schulstunde moderne Erfindungen.
„Kann mir einer von euch etwas total Wichtiges nennen, das es vor fünfzig Jahren noch nicht gab?“
„Einer hob eifrig die Hand und sagte: „Mich!“

Dieses gesunde Selbstbewusstsein wünsche ich uns, Ihnen und mir.
Wir, unser Ich, unsere Persönlichkeit, sind das größte Geschenk.

Mit diesem Selbstvertrauen können wir lernen, Ja zu sagen, wenn wir Ja meinen, aber auch Nein zu sagen, wenn wir Nein meinen.

So verstehe ich das Evangelium: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein sei ein Nein. Alles andere stammt vom Bösen.“

Oder, um es mit Hermann van Veen zu sagen:

Wie oft nahm ich mir vor,
zu sagen, was ich denke,
und nicht erst zu fragen,
was andere etwa davon halten könnten -
und blieb am Ende doch wieder still.

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Tipps, nicht nur für Jugendliche

Lass dich niemals von anderen unter Druck setzen.
Mache nichts, was du nicht willst.
Mache Dinge nicht aus dem Grund, weil es gerade alle machen.
Nur, weil meine beste Freundin gerade einen Freund hat, muss ich nicht auch einen Freund haben.

Verurteile dich nicht selbst.
Deine Einstellung zu dem, was du gut oder schlecht findest, kann sich mit der Zeit verändern.
In manchen Lebensphasen können sich Einstellungen und Einsichten ändern.
Dafür sind wir Menschen, dass wir aus unseren Erfahrungen lernen.

Verbiege dich nicht für andere.
Mache alles, was du tust, um deiner selbst willen.
Wenn du dich mit deinem Körper nicht wohl fühlst, dann nicht, weil du irgendeinem Ideal entsprechen willst oder den anderen gefallen willst.
Und wenn du dich in deinem Körper wohl fühlst, dann akzeptiere dich, so wie du bist.

Mache nur das, was zu dir passt.
Handle immer nach deinem Bauchgefühl und nach dem, was zu dir passt.
Und wenn dein innerstes Bauchgefühl sagt: „Das passt einfach nicht zu mir. Das bin nicht ich.“ – dann lass es, weil es nicht gut ist – für Dich.

Anonym
aufgeschrieben von: Ronja Goj
in: pfarrbriefservice.de

 

(von mir für diesen Zweck gekürzt und leicht verändert)

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Einen schönen Sonntag und eine Woche, in der Sie ganz Sie selbst sind, wünscht Ihnen

Ihr
Ulrich Lühring