Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 12.06.2022

Ich liebe also bin ich

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Datum:
Sa. 11. Juni 2022
Von:
Ulrich Lühring

Friedrich II. (Stauferkönig und Kaiser des römisch-deutschen Reiches – im 13. Jhd) wird ein recht gruseliges Experiment zugeschrieben:

Er wollte die „ursprüngliche Sprache der Menschheit“ herausfinden. Dazu ließ er neugeborene Babys den Müttern wegnehmen und gab sie Ammen, die den strengen Befehl erhielten, die Kinder zu nähren und zu baden, aber nicht mit ihnen zu sprechen und ihnen auch keine Zuneigung durch Liebkosen zu geben.

Das Ergebnis war allerdings so niederschmetternd wie grausam: Alle Babys starben.

Die „ursprüngliche Sprache der Menschheit“ hatte Friedrich II. nicht herausgefunden, aber eine andere Grundwahrheit: Kein Mensch kann ohne ein DU und ohne Liebe leben.

Der Ausgang dieses gruseligen Experimentes kann auch nicht überraschen, wenn man den Sinn des heutigen Festes richtig versteht:

GOTT ist kein ICH, sondern ein WIR.

Gott ist kein Gott, der „in sich ruht“, der „sich selbst genügt“, für den das „Du-Sagen“ eine reine Gefälligkeit wäre.

Gott ist anders. ER sagt von Anfang an DU – noch bevor es irgendetwas Anderes als Gott gab.

Wir verstehen Gott nur, wenn das Erste, was es überhaupt gibt, diese Bewegen von sich weg zum DU ist.

 

„Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,2). Aber Liebe ist gar nicht denkbar ohne ein DU.

Liebe heißt doch: ICH und DU – und das, was zwischen uns ist, was uns verbindet.

 

Genau das meint Dreifaltigkeit. Gott ist von Anfang an ein ICH und ein DU – und das WIR, das als Liebe verbindet: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Dreifaltigkeit ist viel mehr als irgendein „Denkexperiment“ der Theologen. Dreifaltigkeit ist ein Ansatz zum Verständnis vom Sinn des Lebens.

 

Wenn GOTT von Anfang an nicht ICH sagt, sondern DU, wenn er WIR ist – und wenn der Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist, dann ist auch der Mensch von Anfang an und immer schon auf ein DU und auf das WIR angelegt. Dann gehört das sozusagen zum „genetischen Programm“ des Menschen.

Und dann ist auch klar, warum die Babys in diesem gruseligen Experiment sterben mussten: Es gibt kein Leben ohne DU und ohne WIR.

 

Wir feiern an diesem Dreifaltigkeitssonntag, was den Menschen ausmacht: Beziehung, Liebe.

Was macht den Menschen zum Menschen?
Sokrates hatte die Antwort: cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich.
Der Verstand unterscheidet den Menschen vom Tier.

Die Antwort dieses Festes ist eine andere: amo ergo sum – Ich liebe, also bin ich.

Der Dreifaltigkeitssonntag erinnert uns daran, was die Bestimmung des Menschen ist: Beziehungen zu leben, liebende Beziehungen zu schaffen.

Die Frage, die uns dieser Sonntag stellt, lautet:

  • Aus welchen Beziehungen leben SIE ganz persönlich? Welche Beziehungen sind für SIE lebenswichtig?

  • Und was tun Sie dafür?

  • Wo sagen Sie nicht ICH, sondern DU – und WIR?

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Gott ist
in allem Sein,
ist Frucht
und Keim
und Tag
und Nacht,
Gedanke,
immer schon gedacht.

Gott ist
Berührung
und Licht,
ein geliebtes Gesicht
ist Mensch
und Ort.
Er ist
das Wort.

Gott ist
die Hand,
die mich hält,
wenn Angst
mich befällt,
der Freund
im Krankenzimmer,
er ist
der Hoffnungsschimmer.

Gott ist
die Wurzel,
die treibt,
auch in
der Dunkelheit.
Er ist
das Gute,
das siegt.
Gott gibt.

Und wenn
mein Herz
Sich verirrt
und zweifelt
am Sinn
ist er es,
der sagt:
Ich bin

Wir sind – mit Dir.

Claudia Binzberger
in: Im Dunkel glüht der Funke Hoffnung,
von Claudia Peters. Verlag am Eschbach 2010.

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Ich wünsche Ihnen ein erholsamen Sonntag,
Ihr
Pastor Ulrich Lühring