Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig

Geistlicher Impuls vom 13.11.2022

Mein Glaube - und die Katastrophen des Lebens

Datum:
Sa. 12. Nov. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Was könnte Ihren Glauben am Meisten erschüttern?

Die Antworten auf diese Frage bei einer repräsentativen Meinungsumfrage haben mich erstaunt; denn 43% gaben nicht Missbrauchsskandal oder Probleme mit der Amtskirche bzw. der Kirche vor Ort als Grund an, sondern Erfahrungen von Leid, Elend und Ungerechtigkeit.
Fast jeder Zweite ist überzeugt: Wenn es einen Herrgott gibt, dann müsste der doch etwas unternehmen gegen Ungerechtigkeit, Krankheit, Krieg und Terror.

Dahinter steckt natürlich die grundsätzliche Idee, dass Gott dafür sorgt, dass es den Guten gut und den Schlechten schlecht steht.

Aber wo steht das eigentlich geschrieben?
Steht das denn irgendwo in der Bibel?

 

Die ganz Bibelfesten könnten jetzt vielleicht einige Stellen nennen – aus den Psalmen oder aus anderen Büchern des Alten Testaments.
Viele Bücher des Alten Testaments kann man grob gesagt so zusammenfassen: Solange sich Abraham, Moses und wie sie alle hießen an die Gebote Gottes gehalten haben, ging es ihnen gut. Und wenn es ihnen schlecht ging, war das immer die Folge von Ungehorsam und Unglaube.

Die Theologie nennt das den „Tun – Ergehens – Zusammenhang“: Wenn ich Gutes tue und glaube, dann geht es mir gut. Und wenn es mir schlecht geht, ist das eine Folge meines schlechten Handelns.
Man könnte (wieder sehr grob formuliert) sagen, dass fast das ganze Alte Testament auf dieser Theologie basiert.

Aber auch durch das ganze Testament zieht sich die Frage: Wie kann es sein, dass es dann guten Menschen schlecht geht?
Besonders das Buch Kohelet im Alten Testament beschäftigt sich mit dieser Frage: Warum treffen den frommen Kohelet, der ein durch und durch guter Mensch ist, solche Schicksalsschläge?

So einfach scheint das nicht zu sein mit dem Zusammenhang von eigenem Tun und Schicksal.

 

Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass es jetzt ständig um das Alte Testament ging.
Und im Neuen Testament?

Da würden sich wohl auch die größten Bibelexperten unter Ihnen schwer tun, mir mit Bibeltexten zu belegen, dass es dem Guten auch gut gehen muss.

Und das ist auch kein Wunder; denn es gibt einen ganz eindeutigen Gegenbeweis: Der steht oder hängt in jeder Kirche, den haben (fast) alle von Ihnen zu Haus und manche von Ihnen sogar umhängen – ich meine das Kreuz.
Das Kreuz aber steht nun mal für den Tod Jesu. Derjenige, der keine Sünde hatte; dessen Glaube größer war als von irgendjemand sonst; dessen Liebe stärker war – den hat weder sein Glaube noch sein gutes Leben vor der Katastrophe bewahrt. Der starb am Kreuz.

Gib es ein deutlicheres Zeichen als das Kreuz um zu sagen. Es ist nicht so, dass es dem Guten gut und dem Bösen schlecht geht.
Und Sie werden daher auch im Neuen Testament keinen Beleg finden für das Versprechen: Gott belohnt deinen Glauben mit einem glücklichen Leben.

Der Satz wird höchstens richtig, wenn ich den Bogen weit genug spanne – über den Tod hinaus.

Ist der Glaube also doch nur eine Vertröstung auf das Jenseits?
Das wäre mir zu wenig.

Die Frage ist doch: Was mache ich angesichts der kleinen und großen Katastrophen des Lebens – meines Lebens und der Welt?

Die große Gefahr ist: Verzweiflung und Resignation.

Die Botschaft, die ich aus den Texten dieses Sonntags heraushöre lautet:

Ja, es gibt sie, diese Katastrophen.

Auch der Glaube bewahrt uns nicht vor ihnen.

Aber der Glaube hilft uns, mit ihnen umzugehen.

Eben nicht zu resignieren.
Sondern das zu tun, was ich tun kann – und den Rest Gott zu überlassen.

Dietrich Bonhoeffer schrieb:

 

Ich glaube,
dass Gott aus allem,
auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann.

Wie er das macht,
das weiß ich nicht.
Das muss ich auch nicht wissen.
Das kann ich getrost IHM überlassen.

Und ich weiß, dass ER
mein kleines, bescheidenes Tun
in der Welt vollenden wird,
dass ICH die Welt nicht reden muss.

In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.

Ist es nicht ein gewaltiger Unterschied, ob ich die kleinen und großen Katastrophen des Lebens in diesem Glauben angehen kann?

____________________________________________________________________________________________

Zitat:

Dietrich Bonhoeffer, Einige Glaubenssätze
über das Walten Gottes in der Geschichte,
in: Widerstand und Ergebung, Prolog

========================================================================

Manchmal ist es dunkel in uns,
so als ob Gott schweige,
so als gäbe es ihn nicht.

Der Glaube sagt uns:
Gott ist immer da,
er ist da für uns,
wir rufen nie umsonst.

In der Feier der Eucharistie
ist er mitten unter uns.
In der Kommunion
ist er in uns
durch das Sakrament, das wir empfangen haben.

Er tut gut, zu wissen:
Er ist da,
er ist bei mir,
er geht mit mir,
in lichten und in dunklen Stunden.

Weil er da ist,
kann auch das Dunkel licht werden.

========================================================================

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen (wie immer)
Ihr
Pastor Ulrich Lühring