Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 15.01.2023

Der Mann mit dem langen Zeigefinger

Datum:
Fr. 13. Jan. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Kennen Sie den Mann mit dem langen Zeigefinger?

Der Maler Matthias Grünewald hat ihn vor ungefähr 500 Jahren gemalt. Ich meine den berühmten „Isenheimer Altar“, heute zu besichtigen in einem Museum in Colmar.

Johannes der Täufer mit einem übergroßen ausgestreckten Zeigefinger.
Dieser überlange Finger ist aber kein erhobener Zeigefinger – das Symbol aller Besserwisser, Moralisten und Supermenschen.
Es ist ein Finger, der von sich weg auf einen anderen zeigt. Ein Finger, der sagt: Nicht auf mich, auf den kommt es an.

Die Geschichte zu diesem Bild hören wir an diesem Sonntag im Evangelium. Johannes der Täufer ist mit seinen Jüngern unterwegs.
Johannes ist jemand, der durch sein Auftreten und durch seine markigen Worte die Menschen in seinen Bann zieht.
Er muss über eine große Ausstrahlung verfügt haben.
Dann begegnet er Jesus.
Und da passiert das Unerwartete: Johannes klammert sich nicht an seinen eigenen Erfolg, an seine Berühmtheit. Ganz im Gegenteil.

Er tritt einen Schritt zurück, um den Anderen vor zu lassen.
Ohne Neid, ohne Konkurrenzgehabe lässt er Jesus den Vortritt.

Vielleicht ist es das, was an diesem Johannes bis heute so beeindruckt. In einer Welt, in der aus allen Ecken die Parole tönt „America first!“, in der Politiker gewählt werden, die verkünden „Polen zuerst“, „Italia prima“.
Und wo man im Supermarkt und auf der Straße den Eindruck hat, die Devise lautet „Ich zuerst!“

Mitten in dieser Welt des Egoismus im Großen und Kleinen sagt Johannes der Täufer: „Er, Christus, muss wachsen. Ich aber will mich zurücknehmen.“

Im Evangelium heißt es: „Ich bin gekommen, um Israel mit ihm bekanntzumachen.“ (Joh 1,31).
Wörtlich könnte man auch übersetzen: „Ich bin gekommen, um Jesus zum Vorschein kommen zu lassen.“

 

Einen Anderen zum Vorschein kommen lassen…

Vielleicht können Eltern den Satz am ehesten nachvollziehen. Wer eine Tochter, einen Sohn großzieht, steht genau vor dieser Aufgabe: Kinder nicht für die unerfüllten Wünsche des eigenen Lebens zu missbrauchen, sondern das Neue und Eigenständige in ihrem Leben zu entdecken und zum Vorschein kommen zu lassen.

Den Anderen zum Vorschein kommen lassen, das ist auch ein Satz für Menschen, die als Partner miteinander leben. Es miteinander auszuhalten heißt ja nicht, eine Beziehung „einzufrieren“ – nach dem Motto „So wie ich dich jetzt sehe, so wirst und musst du bleiben“.

 

Johannes, der Mann mit dem langen Zeigefinger, schafft es, einen Anderen größer sein zu lassen. Er ist Einer, der sein Leben lebt gegen die heute übliche Vordrängelei.

Johannes scheint zu spüren, dass es nicht gut gehen kann, wenn der eigene Egoismus zum Kompass für das Leben wird. Nicht in der großen Politik – und auch nicht im familiären oder beruflichen Umfeld.

Den Anderen zum Vorschein kommen lassen. Ausbrechen aus dem „Ich zuerst!“.
Matthias Grünewald hat das seinerzeit in Szene gesetzt und gemalt: Johannes, der Mann mit dem langen Zeigefinger.

Etwas von diesem Johannes, von seiner Haltung und seinem Blick auf die Anderen wünsche ich uns.

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Wie oft sind sie lahm, meine Flügel,
die Flügel, mit denen ich Engel sein will,
mit denen ich zur Not der Menschen fliegen will,
um ihnen Zuspruch und Hilfe zu bringen.

Gott braucht uns als seine Engel,
damit wir seine Botschaft in alle Welt tragen,
damit alle Menschen in Gerechtigkeit leben können,
damit nicht einer den anderen übervorteile.

Ich aber bin in mir selbst gefangen,
in meiner kleinen Welt,
sehe alles nur aus meinem Blickwinkel
und spüre nur die eigenen Wünsche.

Kann ich denn die Ungerechtigkeiten ändern,
die Ungerechtigkeit zwischen Reich und Arm,
zwischen Jung und Alt, Schwarz und Weiß,
zwischen Nord und Süd, West und Ost?

Lahm sind meine Flügel,
gestutzt durch Egoismus und Ansprüche,
vielleicht auch durch die Angst,
aber Gott wird seine Engel stark machen.

 Irmela Mies-Suermann,
In: Pfarrbriefservice.de

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Einen erholsamen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche wünscht Ihnen

Ihr
Ulrich Lühring