© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
“Nun sag, wie hast du´s mit der Religion?” So fragt Gretchen in Goethes Drama Faust I die Hauptfigur Heinrich Faust.
Ob es nun die Frage nach der Religion oder eine andere Frage ist: Eine Gretchenfrage ist meist eine eher unangenehme Gewissensfrage, die zu einer Stellungnahme herausfordert und bei der schon ein Ausweichen des Gefragten Bände spricht.
Bei der Gretchenfrage geht es typischerweise nicht um Nebensächlichkeiten, sondern um den Kern der Sache.
Fragt sich nur: Was ist der Kern der Sache, was ist der Kern der Religion?
Die Frage ist nicht neu. Um den Kern der Religion wurde bereits auf den Konzilien der frühen Kirche gerungen. Das Ergebnis ist unser Glaubensbekenntnis, dass gewisse Eckpunkte setzt. Doch hilft das, wenn jemand Sie fragt, wie Sie es mit der Religion halten?
Man könnte natürlich das Glaubensbekenntnis Punkt für Punkt durchgehen und abhaken.
Und der Katechismus könnt auch zu Rate gezogen werden. Das alles kann hilfreich sein, aber ist es auch der Kern der Religion, der Kern des Glaubens?
Für die Christen zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249-251) ging es um die Frage, ob man an Jesus Christus glaubt und sich zu ihm bekennt. Die Kirche damals war sich jedoch nicht einig, wie sie mit jenen Christen umgehen sollte, die es nicht schafften, sich zum Glauben zu bekennen, weil sie das Martyrium fürchteten.
Einige Bischöfe waren für einen strikten Ausschluss aus der Gemeinde, andere ließen mehr Barmherzigkeit walten und fuhren ein versöhnlichere Linie. Zu diesen Bischöfen gehörte Papst Kornelius, dessen Fest wir heute feiern und der Kornelimünster seinen Namen gab.
Kornelius soll ein pragmatischer Seelsorger gewesen sein und erinnert mich dabei sehr an unseren jetzigen Papst Franziskus: Es gibt nicht nur Schwarz oder weiß, richtig oder falsch, ganz oder gar nicht. Das Leben hat viele Schattierungen und Graustufen.
Die Gretchenfrage muss daher auf einer anderen Ebene beantwortet werden: Der Kern der Religion ist das, was Christus vorgelebt und gelehrt hat: Liebe, Barmherzigkeit, Güte.
Papst Kornelius hat durch sein Handeln Christi Liebe, Barmherzigkeit und Güte in der Welt sichtbar gemacht. So heißt es im Korneliuslied, das jedes Jahr zur Kornelioktav in Kornelimünster gesungen wird:
Trotz deines hohen Amtes Last
bliebst du den Menschen nah,
in Trauer, Sorge, Leid und Not
warst du als Nächster da.
Versöhnung botst du denen an,
die Christus abgewandt:
In dir begegnete der Welt
des Gottes gute Hand.
Dein eignes Leben brachtest du
am Ende in Gefahr,
weil Christi Botschaft stets für dich
das Maß des Lebens war.
Du hieltst zu Gott trotz Einsamkeit,
verbannt in fremdes Land:
In dir begegnete der Welt
des Gottes treue Hand.
Text: Ralph Loevenich; Melodie: Josef Eich
Es grüßt Sie herzlich aus dem Seelsorgeteam der GdG Stolberg-Süd
Ihre Gemeindereferentin Christiane Hartung