Geistlicher Impuls vom 18.03.2021

Lügen haben kurze Beine - Das bedeutet, dass man mit Lügen nicht weit kommt. Man kann mit einer Lüge zwar kurzfristig oder vielleicht sogar mittelfristig etwas vortäuschen, aber langfristig hat man keine Chance. Über kurz oder lang wird man von der Wahrheit eingeholt und überholt.

Das haben schon viele Politiker erfahren und auch kirchliche Würdenträger erleben gerade, dass alle Ausflüchte und beschwichtigenden Worte nichts mehr helfen. Seit der Jesuit Klaus Mertes 2010 die Aufdeckung des Missbrauchsskandals in unserer Kirche ins Rollen brachte, kommt immer mehr dieser furchtbaren Wahrheit ans Licht.

Anfangs wurde Klaus Mertes argwöhnisch beäugt und als Nestbeschmutzer bezeichnet, inzwischen ist klar, dass er der Wahrheit Gehör verschafft hat:

Ja, es gibt Missbrauch, Opfer und Täter in unserer Kirche und allzu oft stand der Täterschutz über dem Opferschutz.

Klaus Mertes wird demnächst für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Heute wird im Erzbistum Köln das zweite Missbrauchsgutachten veröffentlicht. Das ist nicht so weit weg wie ich mir wünschen würde. Die dortige Situation führte in den vergangenen Wochen dazu, dass die Kirchenaustrittszahlen in erschreckender Weise in die Höhe schnellten – nicht nur in Köln.

Als Christen und Christinnen darf uns das Leid der vielen, oft minderjährigen, Opfer von sexueller Gewalt nicht gleichgültig sein. Das ist der Karfreitag unserer Kirche: Menschen wurden tief verletzt, Seelen tief verwundet, die Nächstenliebe verraten, die Wahrheit mit Füßen getreten.

Nachfolge Christi heißt konkret: Solidarität und Mitleiden mit den Armen und Verwundeten so wie Jesus es vorgelebt hat.

Verhelfen wir der Wahrheit zu ihrem Recht – überall dort, wo Menschen verletzt werden und die Lüge herrscht. Verhelfen wir der Wahrheit zu ihrem Recht, indem wir das Unrecht nicht totschweigen. Nur die Wahrheit macht uns frei.

„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien…Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde…Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei.“

Im Gebet verbunden

Ihre Gemeindereferentin Christiane Hartung