Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 18.10.2021

Gut Ding will Weile haben

alarm-clock-2719386_1920 (c) Myriams Fotos (www.pixabay.de)
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Datum:
Sa. 17. Apr. 2021
Von:
Ulrich Lühring

Als ich mich mit dem heutigen Tagesevangelium beschäftigte, war mein erster Gedanke: Was muss Jesus da um den Glauben seiner Jünger kämpfen.

Er fragt sie, warum sie zweifeln.

Er zeigt ihnen seine Hände und Füße.

Er fordert sie auf, ihn anzufassen.

Am Ende isst er vor ihren Augen ein Stück Fisch, weil sie ihn immer noch für ein Gespenst halten.

 

Jesus muss um den Glauben seiner Jünger regelrecht kämpfen. Das ist heute meine erste Erkenntnis aus diesem Evangelium. Damit verbunden ist aber für mich zugleich eine Frage: Warum tun sich die Jünger so schwer mit dem Glauben?

 

Eine erste Antwort auf diese Frage muss wohl lauten: Weil Auferstehung auf keinen Fall eine Rückkehr in das irdische Leben meint, so als hätte Jesus Ostern da weitergemacht, wo er am Karfreitag aufgehört hatte.

Der Tod bedeutet einen wirklichen Abbruch unserer irdischen Existenz, zurück bleiben Menschen, die um uns trauern. Gerade weil der Tod ein wirkliches Ende ist, haben Trauer und Tränen ihren berechtigten Platz.

Dieser Jesus ist nach seiner Auferstehung nicht einfach derselbe. Die beiden Emmausjünger gehen einen ganzen Nachmittag mit ihm – und er bleibt ihnen fremd. Maria Magdalena verwechselt ihn mit dem Gärtner.

Das ist für mich die zweite wichtige Erkenntnis aus diesem Evangelium: Ostern heißt nicht „einfach weiter so“.

 

Aber es gibt da meiner Meinung nach noch einen anderen Grund, warum sich die Jünger mit dem Glauben so schwer tun – und das ist einfach die Geschwindigkeit. Sie konnten nicht glauben, weil eigentlich alles viel zu schnell ging.

Gerade noch hatten sie Mahl gefeiert, dann kam die Verhaftung, die Verurteilung, die Hinrichtung, der ganze Schmerz, die ganze Verzweiflung. Und jetzt plötzlich soll er wieder vor ihnen stehen?

 

So schnell können Menschen nicht umschalten. Wir brauchen Zeit, Zeit zum Verdauen. Zeit, damit etwas vom Kopf in den Bauch hinabsinken kann. So schnell geht das nicht. Gut Ding will Weile haben, auch und gerade in Glaubensdingen.

 

Und dieser Jesus, der geduldig und beharrlich um den Glauben seiner Jünger kämpft, sagt mir: Gott gibt mir und Ihnen diese Zeit. Das ist eine wichtige Botschaft, wenn wir nicht einfach so „auf Ostern umschalten können“. Wenn sich bei uns keine „Ostergefühle“ einstellen wollen, auch wenn „Ostern“ im Kalender steht. Manchmal brauchen eben auch wir mehr Zeit.

 

Bei diesem Thema sei mir heute eine „nicht-theologische Seitenbemerkung“ erlaubt. In der Presse ist in diesen Wochen sinngemäß zu lesen: die deutsche Impfkampagne sei gescheitert, ein Witz oder (wahlweise) zum Heulen. Die politischen Manager haben versagt.

Aber kann man das vielleicht auch anders sehen?

 

15 Millionen Menschen sind in Deutschland mindestens einmal geimpft. Es gibt auf der ganzen Welt nur fünf Länder, in denen mehr Impfungen verabreicht wurden. Selbst im gelobten Israel sind es „nur“ 5 Millionen Menschen. Und wer neidisch darauf blickt, dass in Israel bereits über 60% der Bevölkerung geimpft sind, sollte bedenken: Die Regierung hat dafür die Gesundheitsdaten der gesamten Bevölkerung an die Impfhersteller verkauft. Den Aufschrei unserer gründlichen Datenschützer in Deutschland möchte ich hören.

 

Großbritannien hat Impfstoffe ohne Zulassung per Notfallzulassung als Erste auf den Markt gebracht. Das passt zum Seefahrervolk der Entdecker, aber nicht zu „uns Deutschen“, die Urlaub nur mit Reiserücktrittsversicherung buchen. Jedes Land hat auch die Impfquote, die zu seiner Mentalität passt. In den USA wird in Möbelhäusern geimpft, aber dort bekommt man auch Medikamente, die bei uns aus gutem Grund verschreibungspflichtig sind, im Supermarkt.

In Europa jedenfalls hat (mit Ausnahme Großbritanniens) kein Land mehr geimpft als Deutschland.

 

Vielleicht gilt ja auch hier, so wie beim Glauben: Gut Ding will Weile haben. Und Geduld bleibt eine christliche Tugend.

 

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
aus der GdG Stolberg-Süd

Ihr
Pastor Ulrich Lühring