Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 23.01.2022

Christliche Streitkultur

dispute-gf53a57228_1920 (c) Geralt (www.pixabay.de)
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Datum:
Fr. 21. Jan. 2022
Von:
Ulrich Lühring

„Ein ordentliches Gewitter reinigt die Luft“ – wieder mal so ein Spruch von meiner Oma. Wobei es selten wirklich ums Wetter ging, sondern darum, dass es einen Streit gegeben hatte.

„Streit kommt in den besten Familien vor“ – noch so ein Spruch. Wobei der Spruch mit dem Gewitter ja sozusagen noch einen Schritt weiter geht: Streit kommt nicht nur vor, er ist geradezu nötig, „um die Luft zu reinigen“.

 

Streit kommt nicht nur in den besten Familien vor, sondern auch in Freundeskreisen und Nachbarschaften, in Vereinen und in der Kirche.

Es wird heute oft und gerne von einer notwendigen Streitkultur gesprochen, wobei ich den Eindruck habe, dass es genau an dieser Streitkultur mangelt, auch und gerade in unserer Kirche.

 

Es gibt, das wurde mir gerade in dieser Woche wieder deutlich, so einiges, was in unserer Kirche „zum Himmel stinkt“. Aber gestritten wird darüber viel zu wenig, was passiert, sind Kirchenaustritte. Der Bischof verpflichtet mich als Pfarrer, jedem, der aus der Kirche austritt, einen Brief zu schreiben. Darin biete ich immer auch das Gespräch an über die Gründe. Und was passiert? Nichts. Von 50 Angeschriebenen antwortet vielleicht mal eine.

 

Oder ein anderes Beispiel. Seit einigen Jahren gibt es (was ich aus den ersten 25 Jahren meines Priesterseins überhaupt nicht kannte) immer wieder Beschwerden über mich an den Bischof. Was mir dabei besonders auffällt: Niemand hat vorher mit mir ein Streitgespräch gesucht. Zur Hochzeit sind coronamäßig nur 50 Gottesdienstteilnehmer zugelassen? Beschwerde beim Bischof. Die Oma kann nicht am einzigen Termin beerdigt werden, wo wir als Familie Zeit haben? Beschwerde beim Bischof.

Oder - ein letztes Beispiel: Eine aktuelle Statistik besagt, immer mehr Paare trennen sich heutzutage via Whats-App. Das hat mit "Streitkultur" nun wirklich gar nichts mehr zu tun.

Was uns fehlt ist eine echte Streitkultur.
Eine christliche Streitkultur.

Was das sein könnte, erahne ich, wenn ich unter diesem Blickwinkel noch einmal die heutige Lesung ansehe.
In der Gemeinde Korinth gab es Streit, unterschiedliche Meinungen, Vorstellungen und Ansprüche. Die Gemeinde drohte an diesen Spannungen zu zerbrechen. Paulus versucht im Text der Lesung eine Spaltung zu verhindern und ich entdecke darin wichtige Hinweise für eine christliche Streitkultur.

Der erste Schritt ist,  dass eine Spannung, ein Konflikt zur Sprache gebracht wird. Das klingt banal und selbstverständlich – ist es aber nicht. Wie oft schweigen wir und sagen nichts, „um des lieben Friedens willen“.

Da werden die Dinge lieber „unter den Teppich gekehrt“. Aber (um in diesem Bild zu bleiben) irgendwann wird der Haufen unter dem Teppich so groß, dass jemand darüber stolpert. Auch die unangenehmen Dinge, die wir so verdrängen, kommen irgendwann (mit doppelter Kraft) wieder hoch.

Der erste (und vielleicht wichtigste) Schritt ist daher, auszusprechen und anzusprechen, dass es da einen Konflikt gibt.

 

Und der zweite Schritt? Dass wir über die Spannung, den Konflikt miteinander sprechen.

Auch das klingt reichlich banal. Aber wie oft passiert es, dass wir über einen Konflikt mit Dritten reden statt mit dem, den es eigentlich angeht.

In der Kaffeepause über den Kollegen lästern, der sich ständig vor der Arbeit drückt, ist einfacher, als ihn persönlich anzusprechen.

Sich bei der Partnerin über das Benehmen der Schwiegereltern zu Weihnachten zu beschweren ist leichter, als es ihnen ins Gesicht zu sagen.

Auf jemand zuzugehen, um einen Konflikt offen anzusprechen, erfordert viel Mut. Aber nur so geht christliche Streitkultur.

 

Und tatsächlich fast noch schwieriger ist der dritte Schritt – und da geht es um das Ziel des Streitens: Was ist mein Ziel in diesem Streitgespräch, in diesem Konflikt?

Wenn wir mal ehrlich sind. Wenn es in einem Streit so richtig zur Sache geht, dann geht es am Ende doch vor allem darum: Wer hat Recht – oder wer bekommt Recht?

In einer christlichen Streitkultur kann es nicht darum gehen: Wer hat Recht? Wer hat Schuld? Was ist die eine Wahrheit?

Für einen solchen Streit haben wir (nicht ohne Grund) den Ausdruck Auseinandersetzung. So ein Streit führt nicht zusammen, sondern auseinander. In einer christlichen Streitkultur geht es aber (nach Paulus) um die Einheit.

 

Das Ziel sollte daher nicht sein: Wer hat Recht? Sondern: Ich möchte dich besser verstehen, deinen Standpunkt, deine Meinung. Und ich möchte, dass du mich verstehst, meinen Standpunkt und meine Meinung.

 

Wie ist das denn mit Ihrer ganz persönlichen Streitkultur?

Neigen Sie dazu, Probleme unter den Teppich zu kehren – oder bringen Sie die Dinge offen zur Sprache?

Gehen Sie bei Konflikten offen und ehrlich auf denjenigen zu – oder reden Sie darüber eher mit anderen?

Geht es im Streit um Recht und Schuld – oder um die Einheit? Ich will dich verstehen – und ich möchte, dass du mich verstehst...

Ich wünsche Ihnen, dass Sie im guten, im christlichen Sinn streitlustig sind.

Einen schönen Sonntag wünscht,
Ihr
Pastor Ulrich Lühring

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Kirche werden
von Rolf Krenzer

 

Jesus, hilf uns allen,

dass die Kirche wieder zu deiner Kirche wird,

in der es keine besondere Rolle spielt,

ob man groß oder klein,

alt oder jung,

männlich oder weiblich ist,

sondern in der alle fröhlich und liebevoll miteinander umgehen

weil du, Jesus, selbst mitten unter uns bist.

 

Jesus, deine Kirche ist oft sehr leer.

Liegt es daran, dass so viele dich dort nicht mehr finden?

Jesus, nimm uns alle wieder an der Hand
und sage es uns allen noch einmal ganz deutlich,
wie sehr du uns liebst.

Wie froh wir sein dürfen
und dass deine Botschaft die fröhlichste und schönste ist,
die Gott nur geben kann.

 

Jesus, hilf uns allen,
dass wir wieder in deine Kirche finden.

Hilf, dass keiner ausgestoßen wird
oder sich ausgestoßen fühlt.

Amen.