Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 23.05.2021

Da kannst du dir kein Bild von machen

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Datum:
Sa. 22. Mai 2021
Von:
Ulrich Lühring

„Das ist ja nicht zu fassen“, sagen wir.

Es gibt Erfahrungen, die kann man nicht in Worte fassen: gute und schlechte, Sternstunden und Hiobsbotschaft. Einfach nicht zu fassen.

Heute, am Pfingstfest, denken wir eher an Situationen, wo uns das Herz aufging: ein besonderes Erlebnis, eine umwerfende Begegnung. Wir sind „hin und weg.“

Das ist Pfingsten. Menschen geraden außer sich.

 

„Da kannst du dir kein Bild davon machen“, so sagen wir auch manchmal, wenn etwas jeden Rahmen sprengt, wenn etwas nicht zu fassen ist.

Genau so ist das mit dem Heiligen Geist. Er ist nicht zu fassen.

Und doch: Wir Menschen sind halt sinnliche Wesen und wir sind auf Bilder und Vorstellungen angewiesen. Darum greifen wir auch zu Bildern, um uns den Heiligen Geist irgendwie vorzustellen: wie Feuerzungen, wie Sturm, wie eine Taube.

Aber wir sollten nicht meinen, mit diesen Bildern etwas im Griff zu haben.

 

Vielleicht liegt darin auch die große Schwierigkeit mit diesem Pfingstfest. Einerseits können wir Menschen gar nicht anders als in Bildern zu denken, andererseits müssen wir die Bilder hinter uns lassen, sonst verwechseln wir sie schließlich mit der Sache selbst.

Die Bibel wusste das schon immer: „Du sollst dir kein Bildnis machen“, heißt es von Gott.

Im Judentum und im Islam wird dieses Bilderverbot sogar auf den Menschen ausgeweitet. Der Mensch ist doch Gottes Ebenbild. Wenn man also kein Bild von Gott machen darf, dann auch keines von Gottes Ebenbild – vom Menschen.

Du sollst dir kein Bild machen.

Dabei sind wir doch ständig in Gefahr, uns ein Bild zu machen vom anderen: die Ausländer, die Flüchtlinge, die Deutschen.

„Da kannst du dir kein Bild von machen. Das ist nicht zu fassen.“

Vielleicht sollten wir das viel öfter denken, wenn es um Menschen geht.

 

Ist es nicht bezeichnend für unsere moderne Welt? Das erste Bild, das wir uns heute in der Regel von einem Menschen machen, kommt von einer Maschine: das Ultraschallbild.

Nicht die Mutter blickt zuerst auf das Kind – oder der Vater. Der Arzt tut es, der nach Fehlern sucht, nach Schwächen.

Es wäre sicher fatal das nicht zu tun, aber es ist doch bezeichnend.

Der erste Blick auf einen Menschen ist nicht der Blick der Liebe, sondern die Suche nach Fehlern.

 

Und wie sehen wir uns denn selbst?

Mit welchen Augen schauen wir uns an, wenn wir im Spiegel nur nach Fettpölsterchen, Falten oder Schönheitsfehlern suchen?

 

Messen wir tatsächlich unseren Wert mit Fitnessuhren, die uns sagen, ob wir heute gut und erfolgreich waren?

 

Da kannst du dir kein Bild davon machen.

Du kannst dir kein Bild machen von dem, was wir „Heiliger Geist“ nennen.

Du kannst dir kein Bild machen von Gott.

Und du kannst dir kein Bild machen von Menschen – und darum darfst du es auch nicht tun.

 

Vielleicht wäre das ja ein guter Anfang für ein Pfingstfest, an dem etwas von Gottes Geist spürbar wird:

Dass wir aufmerksamer werden für die Bilder, in die wir die Anderen und auch uns selbst pressen.

Dass wir achtsam sind für die Augen, mit denen wir Andere und uns selbst betrachten.

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Einen frohen Pfingstgruß aus der GdG Stolberg-Süd sendet Ihnen
Pastor Ulrich Lühring