Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 25.12.2022

Was macht die Zitrone an der Krippe?

Datum:
Sa. 24. Dez. 2022
Von:
Ulrich Lühring

I’m dreaming of a white Christmas.

Nein, auch dieses Jahr wird es wieder nichts mit der „Weißen Weihnacht“.
Gefühlt seit bei Aldi die ersten Christstollen gesichtet wurden, geistert durch Zeitungen und Nachrichten die Frage „Wie stehen die Chancen für ‚Weiße Weihnachten‘?“

Jetzt könnte man wahlweise schmunzeln oder die Achseln zucken und denken „Jedem ist halt was Anderes wichtig“, aber ich finde, hier geht es auch um die Frage „Was bedeutet Weihnachten für mich? Was ist denn Weihnachten eigentlich?“

Und da habe ich von Jahr zu Jahr mehr den Eindruck, Weihnachten geht es um das „perfekte Fest“.
Aldi, Lidl & Co liefern dazu das „perfekte Essen“.
In jeder Zeitschrift gibt es Tipps für den „perfekten Weihnachtstisch“.
Und zum idealen Weihnachten, zum Traumweihnachten mit Postkartenidylle fehlt dann halt nur noch „White Christmas“.

Unsere Vorstellung von einem gelungenen Fest ist geprägt durch die Medien, durch eigene Kindheitserinnerungen, aber auch durch die typischen Weihnachtsfilme – von Sissi bis Aschenputtel und dem Kleinen Lord.
Die Sehnsucht nach einer heilen Welt ist derzeit wohl so groß wie selten zuvor.

Verherrlicht ist Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seiner Gnade.

 So wunderschön klingt das im Weihnachtsevangelium, das wir alle kennen und alle Jahre wieder gerne hören.
Aber gerade in diesem Jahr ist da ein gewaltiger Kloß im Hals, denn wir erfahren: So ist die Welt nicht.

Ist das Weihnachtsevangelium halt doch nur eine schöne Geschichte, zu schön um wahr zu sein?

 

Wir bauen uns unsere Krippen als kleine Idyllen, als heile Welt mit Lagerfeuer und Rauschgoldengel. Und wir sind enttäuscht, wenn die Realität des Alltags und unserer Welt nicht mit der heilen Weihnachtswelt übereinstimmen.

Seit vielen Jahren gehört zu meiner Weihnachtskrippe ein wichtiges Utensil: eine Zitrone. Und die hat für mich eine ganz konkrete Geschichte.

In meiner Kaplanszeit in Oberbruch hatten wir einen Praktikanten, einen Theologiestudenten, der aus der Eifel stammte. Der half mit Begeisterung beim Aufbau der großen Krippe in der Kirche. Aber als alles fertig war, druckste er ein bisschen herum und sagte dann: „Da fehlt noch etwas.“ Und dann erzählte er, dass bei ihnen zu Hause, in der Eifel, immer eine Zitrone an die Krippe gehört, um daran zu erinnern, dass eben nicht alles so romantisch, harmonisch und heil war, wie wir es in unseren Krippen gestalten.

 

Wenn wir Weihnachten feiern, kehren wir normalerweise die freudigen Seiten hervor, die heil überstandene Geburt, das gesunde Kind, die Unterstützung der Hirten.
Und wir übersehen dabei die Not der Eltern, die seelischen Konflikte – kein Platz in der Herberge, Geburt im Stall, Flucht nach Ägypten, Angst um das eigene Leben und das Leben des Kindes…

Wir tun gut daran, wenn wir beim Weihnachtenfeiern den beklemmenden Teil der Geschichte nicht ausklammern. Denn wenn wir nur auf den Glanz und das Romantische schauen, übersehen wir einen wichtigen Teil der Weihnachtsbotschaft, vielleicht sogar den allerwichtigsten Teil.

 

Was hat Maria und Josef Halt und Kraft gegeben?

Sie waren überzeugt „Gott ist mit uns“.
In dieser Gewissheit, dass Gott mit ihnen geht, sind sie Wege gegangen, von denen sie nicht wissen konnten, wohin sie führen.

Das heißt Weihnachten: Gott ist mit uns in allem Auf und Ab des Lebens, sogar dort noch, wo wir unsere Hoffnungen, Träume und Pläne zerstört sehen.

Das gilt für die großen Entwicklungen der Weltgeschichte: für den Krieg in der Ukraine, für den Strom der Flüchtlinge, für Klimawandel und Umwelt, für Energiekrise und Inflation. Große Herausforderungen, die Angst machen vor Umbrüchen und dem, was auf uns zukommt.
Aber gerade hier lautet die Weihnachtsbotschaft: Fürchte dich nicht, denn Gott ist mit uns.

Das gilt auch für meine persönliche Lebensgeschichte. Mit einem Schlag kann plötzlich alles ganz anders aussehen und all meine Pläne sind auf den Kopf gestellt.
Selig, wer auch in solchen Momenten glauben kann: Fürchte dich nicht, denn Gott ist mit dir.

 

Darum ist mir die Zitrone an der Krippe so wichtig geworden.

Ein bekannter Spruch sagt: „Wenn dir das Leben Zitronen schickt, mach Limonade draus.“ Das ist mir zu simpel. Das nimmt meine Sorgen und Ihre Sorgen nicht ernst.

Die Zitrone an der Krippe spricht eine andere Sprache: Ja, die Sehnsucht nach einer heilen Welt ist groß. Aber verwechselt diese Sehnsucht, den romantischen Zuckerguss, den wir über das Fest gießen, nicht mit der eigentlichen Botschaft.

 

Wir können zwar Weihnachtsstimmung erzeugen, ob mit oder ohne „White Christmas“, aber das Wichtigste, die innere Gewissheit, dass Gott mit uns ist, müssen wir uns schenken lassen – von IHM.

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Bethlehem

 

Gott wird nicht nur in Bethlehem geboren,

nicht so, wie wir es in der stillen, heiligen Nacht besingen.

Gott wird geboren, wo es dunkel ist,

wo Menschen in den Trümmern eines Krieges leben,

in der Armseligkeit einer Slumhütte,

in dem reuigen Herzen eines Verbrechers.

 

Gott wird geboren in uns Menschen,

wenn wir nur einen Sinn dafür hätten,

wenn wir wahrnehmen würden,

zu welcher Größe wir berufen sind,

zu welcher Liebe wir fähig wären,

wie wir über uns hinauswachsen könnten,

wenn wir nicht besetzt wären von anderen Gedanken,

Gedanken des Habens und Geltens,

des Brauchens und Benutzens.

 

Gott will Frieden auf Erden, in allen Menschen,

dazu muss er immer wieder geboren werden – in uns.

 

Irmela Mies-Suermann
www.pfarrbriefservice.de

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Ein gesegnetes Weihnachtsfest und im Neuen Jahr 2023 die Erfahrung von Gottes Wegbegleitung und Segen wünscht Ihnen
Ihr
Ulrich Lühring