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Geistlicher Impuls vom 27.02.2022

Das Sonja-Knips-Phänomen

Klimt_-_Bildnis_Sonja_Knips (c) Wikimedia Commons
Klimt_-_Bildnis_Sonja_Knips
Datum:
Sa. 26. Feb. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Kennen Sie Sonja Knips?

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.
Aber es kann durchaus sein, dass Sie schon mal ein Bild von ihr gesehen haben.
Es gibt nämlich ein wirklich berühmtes Ölgemälde des Jugendstilmalers Gustav Klimt.

 Und wegen dieses Gemäldes wurde in der Psychologie sogar ein Phänomen nach ihr benannt, das Sonja-Knips-Phänomen.

Und das kam so...

Sonja Knips wurde 1873 als Freifrau Potier des Echselles geboren und entstammte einer alten Offiziersfamilie, die allerdings zum Typ „verarmter Adel“ gehörte.

Mit 23 wurde sie mit dem Wiener Kaufmann Anton Knips verheiratet,  der wichtigste Aspekt war dabei „Adel trifft Geld“. Das ungleiche Paar hatte keine Berührungspunkte, keine gemeinsamen Interessen, war einfach grundverschieden.

Es gibt eine Fotografie von ihr, 2 Jahre nach der Hochzeit. Damals war sie 24, aber das Bild zeigt eine alte Frau, behäbig, schwermütig, alles andere als attraktiv.

Die hier angesprochenen Bilder können wir aus rechtlichen Gründen nicht direkt veröffentlichen. Sie finden alle Bilder über diesen Link (am Ende der dann angezeigten Seite).

Im gleichen Jahr entstand ein Ölgemälde des berühmten Malers Gustav Klimt. Wie es dazu kam, ist nicht ganz klar. Eine Theorie ist, dass ihr Mann ein Ölportrait für die Ahnengalerie haben wollte.

Jedenfalls braucht Klimt mehrere Monate, fast ein ganzes Jahr, bis das Bild fertig ist.

Das Ergebnis war absolut verblüffend. Klimt malte eine attraktive, junge Frau. Nicht in den dunklen Kleidern, die sie sonst trug, sondern in einem Tüllkleid in Pastellfarben. Eine aufmerksame, kluge, junge und attraktive Frau blickt uns aus dem Bild entgegen.

Der Maler hatte sie mit seinem eigenen Blick betrachtet. Er hatte nach dem Besonderen ihres Wesens gesucht und genau das sichtbar gemacht.

Und jetzt kommt das, was die Psychologie das „Sonja-Knips-Phänomen“ nennt.

Das Ölgemälde wurde an einer zentralen Stelle der Villa aufgehängt. Tag für Tag geht Sonja Knips an diesem Bild vorbei. Jahrelang sieht sie sich so, wie der Maler sie sah.

10 Jahre später wird Sonja Knips wieder fotografiert. Und jetzt gleicht sie fast haargenau der Frau auf dem Ölgemälde. Sie sieht jünger aus als vor 10 Jahren. Sie ist eine schöne, ausdrucksstarke, junge Frau.

Das nach ihr benannte Phänomen ist, dass Menschen jenem Bild, das andere von ihnen haben, ähnlich werden können.

Anders gesagt: Unser Blick, mit dem wir andere betrachten, macht etwas mit den Menschen, verändert sie.

Der erste Impuls für Sie aus diesen Gedanken könnte sein: Werde zu dem Menschen, der wirklich in dir steckt. Entdecke deine Möglichkeiten.

Und der zweite Impuls: Wenn wir die Welt positiv mitgestalten wollen, wenn wir von guten Menschen umgeben sein wollen, dann müssen wir sozusagen den „Klimt-Blick“ trainieren. Das, was Klimt mit seinem Gemälde gemacht hat: den anderen Menschen, der in dieser Frau steckte, entdecken, die guten Eigenschaften erkennen.

Von Johann Wolfang von Goethe stammt das Zitat:

"Wenn wir die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter.
Nur, wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, bringen wir sie weiter."

 Mit welchem Blick betrachten Sie denn die Menschen um Sie herum?

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Ich wünsche Ihnen - auch angesichts der beunruhigenden Nachrichten und erschreckenden Bilder - einen guten Sonntag,
Ihr
Pastor Ulrich Lühring

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Ich habe mich nach längerem Überlegen dazu entschlossen, den Sonntagsgottesdienst und die Sonntagspredigt nicht komplett unter das Thema "Ukraine-Krieg" zu stellen.

Was ich zu diesem Thema beitragen kann ist außer meiner eigenen Betroffenheit und Wut angesichts der Verblendung von Menschen nur mein Gebet für die Betroffenen vor Ort und um ein baldiges Ende dieser unnötigen Gewalt.

Zum gemeinsamen Gebet lädt uns das Ökumenische Friedensgebet ein:

 

Gütiger Gott, wir sehnen uns danach,
miteinander in Frieden zu leben.

Wenn Egoismus und Ungerechtigkeit
überhandnehmen,
wenn Gewalt zwischen Menschen ausbricht,
wenn Versöhnung nicht möglich erscheint,
bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Wenn Unterschiede in Sprache,
Kultur oder Glauben uns vergessen lassen,
dass wir deine Geschöpfe sind und
dass du uns die Schöpfung als gemeinsame
Heimat anvertraut hast,
bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Wenn Menschen gegen Menschen
ausgespielt werden,
wenn Macht ausgenutzt wird,
um andere auszubeuten,
wenn Tatsachen verdreht werden,
um andere zu täuschen, bist du es,
der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Lehre uns, gerecht und fürsorglich
miteinander umzugehen und der
Korruption zu widerstehen.

Schenke uns mutige Frauen und Männer,
die die Wunden heilen, die Hass und Gewalt
an Leib und Seele hinterlassen.

Lass uns die richtigen Worte, Gesten und
Mittel finden, um den Frieden zu fördern.

In welcher Sprache wir dich auch als
„Fürst des Friedens“ bekennen,
lass unsere Stimmen laut vernehmbar sein
gegen Gewalt und gegen Unrecht.

Amen.

www.oekumenisches-friedensgebet.de