Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 30.01.2022

Jeremias-Gefühle

5760_pbs_prophet (c) Peter Weidemann (www.pfarrbriefservice.de)
5760_pbs_prophet
Datum:
Sa. 29. Jan. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Was ist für Sie ein Prophet?

Auch wenn ich jetzt kein Prophet bin, wage ich zu behaupten: Die meisten Ihrer Antworten gehen in die Richtung: „Einer, der die Zukunft voraussagen kann.“
Man könnte also grob sagen: ein Prophet ist eine Art Hellseher, eine Form von Wahrsager.

Diese Vorstellungen sollten Sie aber möglichst schnell vergessen, wenn in der Bibel von Propheten die Rede ist. Die Propheten der Bibel sind nämlich keine Wahrsager, sondern eher Wahrheits-Sager.
Sie sprechen weniger über die Zukunft, sondern über die Gegenwart. Propheten sind Menschen, die genau hinschauen und die Dinge beim Namen nennen – klipp und klar. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne jeden falschen Respekt vor „denen da oben.“

Die Propheten der Bibel sind Unruhestifter. Sie streuen Salz in die Wunden der Mächtigen. Das macht sie nicht gerade beliebt. Sie ecken an.

Nicht umsonst heißt es in der Lesung dieses Sonntags:
Ich mache dich zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen die Könige und Mächtigen. Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen.“ (Jer 1,18-19).

 

Das klingt jetzt ganz so, als habe die Lesung wenig oder nichts mit uns zu tun. Wir sind schließlich keine Propheten. Die Rolle, die der Prophet Jeremias übernehmen sollte, wird kaum unsere sein: Aufzustehen gegen Könige, anzurennen gegen Völker und Städte.

Aber wenn ich noch einmal erinnere an diese Kurzdefinition von Propheten „Propheten sind Wahrheits-Sager“, dann kann es ganz schnell etwas mit uns zu tun haben. Vielleicht meint die Lesung ja durchaus uns, dass wir in diesem Sinne Propheten sind, Wahrheits-Sager.

Haben wir denn den Mut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unbequem ist?
Trauen wir uns wirklich, das zu sagen, was eigentlich mal gesagt werden muss, auch wenn wir damit anecken?

Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihrem Chef widersprechen. Sagen Sie mal: „Das kann man so nicht machen – aus moralischen oder ökologischen Gründen. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.“
Da werden Sie sehr schnell das Gleiche erleben wie Jeremia: als würden Sie gegen Könige aufstehen oder gegen ganze Städte anrennen. Da kann man sich schon fühlen wie vor einem übermächtigen Gegner.

Da stellt sich das ein, was ich das „Jeremias-Gefühl“ nenne möchte: Wenn ich angegriffen werde, obohl ich eigentlich nur gesagt oder getan habe, was ich meine, tun oder sagen zu müssen. Wenn ich vor Aufgaben stehe, die mir eigentlich zwei, drei Nummern zu groß sind.

Dann kommt dieses Jeremias-Gefühl. Dieses Gefühl, doch eigentlich nichts falsch gemacht zu haben, doch nur versucht zu haben, das Richtige zu tun. Und dann am Ende doch wieder den Kürzeren zu ziehen.

Jeremias ist unter den Propheten derjenige, dem eigentlich nichts wirklich gelungen ist. Der immer mit ganzem Einsatz an die Sache ging – und der am Ende das Gefühl nicht loswurde, auf verlorenem Posten zu stehen.

Und gerade diesem Propheten sagt Gott in der heutigen Lesung: „Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen.“ (Jer 1,19).

Ein Gedanke, der diesem Jeremia die Kraft gab, weiter dranzubleiben. Den Mut, auch eine Aufgabe anzugehen, die ihm zwei Nummern zu groß war – und durchzuhalten.

 

Auf einmal hat diese Lesung, die so gar nichts mit uns zu tun zu haben schien, eine ganze Menge mit uns zu tun. Ich höre jedenfalls zwei ganz konkrete Impulse für mich und für uns heraus:

Gott sucht auch heute Propheten – Wahrheits-Sager, die den Mut haben, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unbequem ist.
Ob wir solche Wahrheits-Sager sind?

Und wenn sich bei Ihnen „Jeremias-Gefühle“ einstellen, dann kann auch Ihnen diese Zusage Kraft geben, die Gott auch Ihnen ganz persönlich macht:

Mögen  Sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen. Denn ich bin mit dir.“

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Wo sind sie denn heute: die Propheten?

Sie leben.
Mitten unter uns.
Unerkannt.
Verkannt.
DIE WAHRHEIT.

Sie sagen.
Mitten unter uns.
Störend.
Empörend.
Un-erhört.
DIE WAHRHEIT.

Sie wagen.
Mitten unter uns.
Mit ihrem Leben.
DIE WAHRHEIT.

Klaus Jäkel
www.pfarrbriefservice.de

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Ich wünsche Ihnen einen erholsamen und schönen Sonntag,
Ihr
Pastor Ulrich Lühring