Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zu Allerheiligen 2025

Was macht mich glücklich?

570868_hans-im-gluck_thor48_pixelio (c) Torsten Rempt (www.pixelio.de)
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Datum:
Fr. 31. Okt. 2025
Von:
Ulrich Lühring

Kennen Sie das Märchen „Hans im Glück“?
Wahrscheinlich schon.

Ein junger Mann namens Hans erhält von seinem Lehrherrn als Belohnung für seine Dienste über sieben Jahre – einen Klumpen Gold. Überglücklich macht er sich auf den Weg zurück zu seiner Mutter.
Und auf diesem Weg tauscht er – Schritt für Schritt und gegen alle Vernunft: das Gold gegen ein Pferd; das Pferd gegen eine Kuh; die Kuh gegen ein Schwein; das Schwein gegen eine Gans; die Gans gegen einen Schleifstein.

Nach jedem Tausch fühlt sich Hans glücklich und zufrieden.
Bis er entdeckt, dass der Tausch auch seine Kehrseiten hat: das Pferd war ihn ab; die Kuh trat ihn beim Melken; der Schleifstein ist schwer.

Sie kennen das Märchen. Aber wissen Sie auch noch, wie es ausgeht?

Der Schleifstein fällt ihm in einen Brunnen und er hatte nichts mehr.
Als er am Ende mit leeren Händen bei seiner Mutter ankommt, heißt es: „So glücklich wie ich, gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“

https://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/hans_im_glueck

 

Wie in jedem Märchen geht es „um die Moral von der Geschichte“ – um die Wahrheit, die uns die Geschichte nahebringen will.
Wir wundern uns, wie dieser Hans am Ende mit leeren Händen so glücklich sein kann.
Das Märchen fragt uns: Was macht uns wirklich „glücklich“?

 

Und damit sind wir mitten im heutigen Evangelium, einem Text bei dem man sich auf den ersten Blick schon fragt: „Was hat das mit Allerheiligen zu tun?“

Die Seligpreisungen (Mt 5,1-12). Jesus preist die Armen selig, die Trauernden, die Hungernden, die Machtlosen.
Wenn wir nicht so an diesen Text gewöhnt wären, dann müssten wir aufhorchen, ja widersprechen: Selig die Armen? Von wegen selig. Wie sollen ausgerechnet die Armen glücklich sein?

Selig, die darauf verzichten Macht auszuüben? Von wegen selig. Dumm sind sie, denn sie werden von den anderen überrannt.
Wir sehen doch im Moment, wohin uns unsere Friedenspolitik geführt hat. Ohne Waffen und ohne Macht sind wir hilflos gegen diejenigen, die rücksichtslos ihre Macht ausüben.

Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen – hat Helmut Schmidt gesagt (und damit Otto von Bismarck zitiert).
Gemeint ist: Die Worte der Seligpreisungen taugen vielleicht für den Gottesdienst. Im Alltag besteht man nicht mit dieser Einstellung. In dieser Welt zieht man damit den Kürzeren und kommt unter die Räder.

 

Und da denke ich eben an das Märchen von „Hans im Glück“ und um die Frage: Was macht denn wirklich glücklich im Leben?
Was macht mich selig?
Will ich denn wirklich zu denen gehören, die sich aus nichts ein Gewissen machen und über Leichen gehen?
Will ich zu denen gehören, die den dicken Reibach machen, teure Uhren, dicke Autos und eine Luxusvilla – und die nachts nicht schlafen können aus Angst, dass die Alarmanlage versagen könnte?
Will ich denn wirklich der Karriere hinterherrennen und dafür in Kauf nehmen, auch im Urlaub erreichbar zu sein, keine Zeit für Familie und Freunde zu haben?

 

Selig die arm sind – vor Gott, heißt es im Matthäusevangelium.
Früher hat man übersetzt: Selig, die arm sind – im Geiste.

Es macht deutlich, dass es nicht zuerst (und nicht vor allem) um eine Frage des Habens oder Nichthabens geht, sondern um den Geist, die Gesinnung, die Haltung.
Die „Armen im Geiste“, das sind Menschen, die nicht am Besitz kleben, die sich von dem, was sie haben, nicht gefangen nehmen lassen, deren Gedanken nicht um ihren Besitz kreisen.
Auf den Geist kommt es an.

Es gibt Arme, die überhaupt nichts haben – und dennoch als Menschen unausstehlich sind.
Und es gibt Reiche, die sich den Blick für den Menschen bewahrt haben – und die sich darum mühen, dass es am Ende letztlich allen besser geht.

 

Das Evangelium lädt uns ein umzudenken und umzulernen – die Werte in unserem Leben zu prüfen.

Jesus verbindet seine Seligpreisungen ganz unmittelbar mit dem Reich Gottes, mit dem Himmelreich.
Dort zählen andere Wertmaßstäbe.
In der Welt geht es um die bekannten Werte wie Geld, Reichtum, Wohlstand, Karriere, Schönheit, Fitness.
Erwarten wir uns davon Glück oder gar Seligkeit?

 

Wir feiern Allerheiligen.
Heilige sind Menschen, die bereits angekommen sind in dieser neuen Welt des Reiches Gottes.

Wir feiern Allerseelen.
Wir glauben und hoffen, das auch die Menschen, die uns im Leben ans Herz gewachsen sind, im Sterben in dieses Himmelreich gelangen.

Und es geht darum, dass wir selber hineinwachsen in dieses Reich, in dem andere Wertordnungen gelten als Reichtum, Karriere und Schönheit.

 

„Das letzte Hemd hat keine Taschen“, hat die Oma gesagt. Und sie war damit ganz nahe dran am heutigen Evangelium.

Im Evangelium geht es, wie im Märchen „Hans im Glück“, letztlich um die Frage: Was macht mich glücklich?
Es geht um die ganz andere Wertordnung im Reich Gottes.

Und es geht darum, dass wir diese anderen Werte entdecken und leben.

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Selig, die mit den Augen des anderen sehen können
Und seine Nöte mittragen,
denn sie werden Frieden schaffen.

Selig, die willig sind, den ersten Schritt zu tun,
denn sie werden mehr Offenheit finden
als sie für möglich halten.

Selig, die dem Nächsten zuhören können,
auch wenn er anderer Meinung ist,
denn sie werden Kompromisse fördern.

Selig, die Kranke, Alte und Behinderte besuchen,
denn sie werden niemals einsam sein.

Selig, die ihre Vorurteile überwinden,
denn sie werden Brücken zwischen Menschen bauen.

Selig, die auf ihr Prestige verzichten,'
denn an Freunden wird es ihnen nicht mangeln.

Selig, die zuerst mit sich selbst zu Gericht gehen,
bevor sie andere richten,
denn sie dürfen auf Gottes Segen hoffen.

Nach Frankfurter Seligpreisungen,
Guido Hügen OSB, Sinndeuter, S. 27 f, Georgsverlag, Neuss 2007. Quelle: www.interkulturellewoche.de

www.pfarrbriefservice.de

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Einen besinnlichen Festtag wünscht
Ihr
Ulrich Lühring