



© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Wenn Sie einen passenden Text zum 1. Advent aussuchen sollten, würden Sie auf die Idee kommen, ausgerechnet dieses Evangelium zu wählen (Mt 9.29-44) ? Wahrscheinlich nicht.
Das Evangelium stört doch eher in der Adventsstimmung. Ich fand den Text jedenfalls früher total unpassend.
Am ersten Advent, wo es doch um den Beginn der Vorbereitung auf Weihnachten geht, mit all der Stimmung, die uns seit Kindheitstagen vertraut ist – an diesem Tag, der für uns den Anfang einer besonderen, einer schönen Zeit bedeutet, da spricht dieses Evangelium vom Ende.
Wenn Sie genau hingehört haben, dann haben Sie gemerkt, dass ich gesagt habe: Früher hat mich das gestört.
Und ich meine es auch genau so, denn gerade in diesem Jahr finde ich den Text absolut passend, - irgendwie bezeichnend für die Stimmung um uns herum.
Wenn ich mir die Medien so ansehe, dann wird da meiner Meinung nach eine regelrechte Endzeitstimmung heraufbeschworen. Als würden wir unmittelbar vor dem Abgrund stehen.
Es herrscht Katastrophenstimmung in Deutschland.
Ich finde, das Evangelium an diesem 1. Advent passt zu der „beinahe Weltuntergangsstimmung“, die uns irgendwie entgegenschlägt.
Die Menschen haben Angst.
Und das hat ja auch durchaus einen ernsten und vor allem ernstzunehmenden Hintergrund. Die geschilderten Probleme sind ja da. Und die Liste könnte noch weitergeführt werden.
Und genau in diese Situation und in diese Angst hinein passt das heutige Evangelium.
Denn: Was sagt Jesus uns – in genau dieser Situation?
Schaut über den Alltagssumpf hinaus, denn eure Zukunft liegt nicht in der Hand irgendeines Schicksals, sondern in Gottes Hand.
Richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn es naht eure Erlösung.
Gerade heute ruft Jesus uns zu, dass der Weg, den wir gehen, zu einem Ziel führt.
Auch wenn keiner von uns sagen kann, was uns auf diesem Weg erwartet und wie viele Probleme noch zu überwinden sind; auch wenn keiner wirklich weiß, wohin uns der Weg genau führen wird. Es ist der Weg, von dem Gott sagt, dass er selbst ihn mit uns geht und dass er uns zu einem guten Ziel führt.
Wir können uns anstecken lassen, von der negativen Stimmung, die in diesen Tagen mit den Händen greifbar ist.
Wir können weiterhin lamentieren, was wir alles nicht schaffen und uns in unser Schneckenhaus zurückziehen.
Wir können diese Endzeitstimmung weitertreiben.
Aber wir können uns dabei sicher nicht auf diesen Jesus berufen.
Richtet euch auf und erhebt euer Haupt – das ist seine Botschaft an uns.
Ja, es braucht Umsicht, es braucht Vorsicht und notwendige Maßnahmen; aber es braucht keine Hysterie, keine übertriebene Aufgeregtheit und vor allem keine Angst, die einem letztlich nur den Verstand raubt.
Es braucht die innere Ruhe und es braucht vor allem Hoffnung und Zuversicht auf dem Weg.
Der Advent ist eine Chance, das neu zu entdecken, gerade in diesem Jahr. Der Advent ist eine Zeit des Anfangs, aber auch eine Zeit des Endes.
Ende des Lamentierens, all der Ängstlichkeit und des „Wie sollen wir das denn alles schaffen?“
Wenn Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, wenn rechte Stammtischparolen und Fremdenfeindlichkeit ein Ende haben, dann kann das wirklich ein Anfang sein, Anfang einer neuen Zeit, einer von Christus und seiner Botschaft geprägten Zeit.
Ankunft Christi in diese Welt.
Was ist der Advent? Anfang oder Ende.
Ob diese Zeit Ende oder Anfang bedeutet, das liegt an uns, das haben wir ein gutes Stück weit ganz allein in der Hand.
Was wollen Sie denn beenden – und womit wollen Sie anfangen?
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Papst Johannes XXIII. schrieb zehn Lebensregeln auf. Er nannte sie die Zehn Gebote der Gelassenheit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_10_Gebote_der_Gelassenheit
P.S.
Es steht nirgendwo geschrieben, dass man alles auf einmal anfangen (oder können) müsste. Es reicht vollkommen, mit einem Punkt schon mal anzufangen - und auch nicht für immer, sondern "nur für heute".
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Einen hoffnungsvollen Start in den Advent wünscht Ihnen
Ihr
Ulrich Lühring