Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum 16.04.2023

Wer überzeugt den ungläubigen Thomas heute?

kirche jugend_by_thomas_plaßmann_pfarrbriefservice (c) Thomas Plaßmann (www.pfarrbriefservice.de)
kirche jugend_by_thomas_plaßmann_pfarrbriefservice
Datum:
Sa. 15. Apr. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Die Jünger sagten: „Wir haben den Herrn gesehen. Er ist auferstanden.“ – Thomas antwortete: Wenn ich nicht selber die Male an seinen Händen sehen und meine eigenen Hände in seine Seite lege, kann ich nicht glauben!“
Und wenn er nicht gestorben ist, dann glaubt er auch heute noch nicht.

 

So wäre die Geschichte vom „ungläubigen Thomas“ wohl ausgegangen, wenn ER nicht eingegriffen hätte.
Acht Tage später ergreift Jesus die Initiative: „Streck deine Finger aus, hier sind meine Hände. Und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“
Zum Glück ist Jesus noch einmal erschienen. Jesus hat sich von ihm berühren lassen und Thomas konnte glauben.
Dieser Thomas hatte Glück.

Was aber ist mit all den modernen Thomassen?
Was ist mit all den Menschen, die heute sagen: „Diesen Jesus, diesen Gott kann ich nicht sehen und spüren – alles unbewiesen. Das kann ich nicht glauben.“
Wer überzeugt die vielen Thomasse heute?

Und das, wo es immer weniger Priester gibt.
Und auch die Zahl der Gemeindereferent*innen und Pastoralreferent*innen dramatisch schwindet.

Wer überzeugt also den ungläubigen Thomas heute?

 

Sie ahnen vielleicht die Antwort: Damit Menschen heute zum Glauben finden, dazu benötigt Jesus Sie. Sie ganz persönlich, ob sie es wahrhaben wollen oder nicht.

Die Zeiten, in denen Jesus durch verschlossene Türen ging, sich berühren ließ und Menschen berührte, sind nun einmal ein für alle Mal vorbei.
Und nur durch die Nacherzählungen im Evangelium wird heute, davon bin ich persönlich überzeugt, kaum jemand zum Glauben finden.

Andere Menschen einen Weg zum glauben zu zeigen; den Thomas, der heute nicht glauben kann, zu überzeugen - das ist unsere Aufgabe. Nicht nur meine und der anderen "Profis in Sachen Glauben", sondern auch Ihre.

 

Wenn Sie jetzt fragen, wie das denn ganz praktisch gehen soll, dann kann ich Ihnen als Erstes nur einen Rat geben: Schauen Sie jetzt bitte nicht mich an.
Vor allem nicht in genau diesem Augenblick. Denn da bin ich das denkbar schlechteste Beispiel dafür, wie man einen Menschen, der zweifelt, zum Glauben hilft.

Denn lange zu reden und viele Worte zu machen, das ist die schlechteste Art, um jemand vom Glauben zu überzeugen.
Worte und Sätze können vielleicht überreden – aber überzeugend ist in Glaubenssachen etwas anderes.

Eine Unmenge von Theologen und christlichen Denkern hat dicke Wälzer über Wege zum Glauben geschrieben.
Die meisten von Ihnen werden nicht einmal die Namen und Titel der Bücher kennen.

Aber Sie alle kennen den Heiligen Martin, der seinen Mantel geteilt hat; den Heiligen Nikolaus, der armen Familien und besonders Kindern in Not geholfen hat; die Heilige Elisabeth, die sich ihr ganzes Leben lang für Arme und Kranke eingesetzt hat.

Menschen, die ihren Glauben lebendig werden lassen, Menschen wie Elisabeth und Martin, lassen aufhorchen. Und sie lassen den Thomas, der nicht glauben kann, spüren, dass da an diesem Jesus und seiner Botschaft etwas dran sein könnte.

 

In der Alten Kirchengeschichte, der Geschichte der ersten Jahrhunderte der christlichen Kirche, haben wir im Studium gelernt: Die ersten christlichen Gemeinden hatten einen enormen Zulauf, nicht weil so toll gepredigt wurde, sondern weil die gelebte Nächstenliebe ansteckte; weil die Caritas von Anfang an funktionierte: Einer half dem Anderen. Es wurde geteilt, was da war.
Die Sonntagsmessen waren gut besucht, nicht (nur) wegen der Predigten, sondern weil es die Agapefeier gab, wo sich jeder einfach mal satt essen konnte.

Das Thema „satt essen“ ist heute zumindest hier bei uns kein Thema mehr.
Und auch für die Caritas haben wir Profis.
Aber das Thema „gelebtes Christsein“ ist vielleicht gerade heute so aktuell wie nie.

 

Wir leben in einer Welt, die alles andere als christlich ist.
Das erlebe ich jeden Tag, wenn ich Auto fahre.
Das erleben Sie jedes Mal, wenn beim Aldi eine neue Kasse aufgemacht wird.

Neulich sagte mir eine ältere, sehbehinderte Dame: „Sie glauben nicht, wie unangenehm mir das ist, wenn ich mit zitternden Fingern beim Bäcker das Geld im Portemonnaie suche – und hinter mir drängeln die Leute.“

 

Es wundert mich nicht, dass die Kirchen immer leerer werden – und der Egoismus immer größer. Wer sagt denn heutzutage den Menschen noch: Du bist nicht alleine auf der Welt, außer in den Predigten in der Kirche.

 

Christus geht heute nicht mehr durch verschlossene Türen, um Menschen zu überzeugen.
Und auch die Predigten hört heute nur noch eine kleine Minderheit.
Was es braucht sind Multiplikatoren, Menschen, die mit ihrem Leben Zeugnis geben für diesen Jesus und seine Botschaft.

Menschen, die in ihrem Leben ganz praktisch und ganz konkret verwirklichen, was es heißt Christ zu sein.
Solch ein Leben überzeugt und steckt an.

Auch heute – vielleicht gerade heute.

Idee: Jörg Sieger

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Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen irgendwo in einer zerstörten Kirche die traurigen Überreste eines Kreuzes.
Nur der Kopf und der Rumpf des Gekreuzigten waren noch übrig.
Sollte ein Holzschnitzer dem Christuskörper neue Arme, Hände, Beine und Füße schnitzen?

Sie kennen vielleicht schon die Antwort:
Man hat sich dagegen entschieden.
Und unter das Kreuz mit dem Jesus ohne Hände und Beine geschrieben:
Christus hat keine Hände und Beine, nur unsere Hände und Beine.

 

Christus braucht unsere Hände, wenn er Menschen aufrichten will, alten Menschen eine Stütze sein will.

Christus braucht unsere Beine, wenn er sich schützend vor Schwache stellen will.

Christus braucht unsere Lippen, wenn er den Menschen seine Botschaft der Liebe erzählen möchte.

 

Wir sind wahrscheinlich die einzige Bibel, die heute noch gelesen wird.
Wir und unser Leben.

Wir müssen uns dazu nur an sein Wort erinnern: Das, was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“

nach einem Text von Stanislaus Klemm
Quelle: Pfarrbriefservice.de

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Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr
Ulrich Lühring