Geistlicher Impuls zum 3. Advent 2023

„Freut euch zu jeder Zeit! Sorgt euch um nichts! Dankt für alles.“ – Klingt das angesichts der aktuellen Nachrichten in Radio und Fernsehen nicht wie Hohn?

Im Ukraine-Krieg ist kein Ende in Sicht.
Die Gräueltaten im Krieg am Gaza-Streifen sind unvorstellbar.
Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Staat und Regierung hat einen absoluten Tiefstand erreicht. Weniger als ein Drittel halten den Staat noch fähig, seine Aufgaben zu erfüllen.

Es legt sich eine fast schon depressive Stimmung über das Land. Wo wird das alles enden?

 

„Freut euch zu jeder Zeit! Sorgt euch um nichts!“ – Vielleicht passen diese Gedanken in kaum einem anderen Jahr so gut wie in diesem Jahr.

Wir dürfen hoffen: Es wird gut. Mit menschlichem Verstand und Gottes Hilfe werden wir auch diese Krisen bewältigen.

 

Freilich, das „Freut euch“ des dritten Advents heißt nicht, dass alles Leid ein für alle Mal beendet wäre. Das menschliche Leben bleibt schwierig und gebrochen, voller Herausforderungen und auch Scheitern.

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Gottessohn, dessen Geburt wir in wenigen Tagen feiern, im Stall geboren wurde und mit 33 Jahren am Kreuz endete. Auch in seinem Leben ging beileibe nicht alles glatt. Aber gerade darum ist ER bei uns, besonders dann, wenn in unserem Leben nicht alles glatt geht.

„Noch einmal sage ich: Freut euch!“ – Und doch bleiben da Fragen bei mir: als wenn man sich so auf Kommando freuen könnte...

 

Manch einer mag da einwenden:
Freude am Leben kommt doch nicht von ungefähr, die kann man nicht machen, die wächst doch aus der konkreten Erfahrung.

Der Eine erlebt die große Liebe – der Andere bleibt allein und fühlt sich einsam.
Die Eine strotzt vor Gesundheit – und die andere leidet an einer schlimmen Krankheit.

Ob wir Freude am Leben haben, hängt doch davon ab, was wir im Leben erfahren – oder?

 

Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber es ist doch nur die halbe Wahrheit.

Zwei Personen erzählen vom Weihnachtseinkauf in Aachen:
Der Eine sagt: „Eine Blaskapelle spielte Weihnachtslieder, es roch nach Glühwein, überall Lichter und Weihnachtsschmuck – es war wunderbar.“

Der Andere erzählt: „Ein Gedränge und Geschiebe, die Verkäuferinnen in Hektik, es stank nach Reibekuchen und altem Fett.“

Und beide waren auf dem gleichen Weihnachtsmarkt.

 

Irgendwo in unserem Kopf ist so etwas wie ein Hebelchen, das wir umlegen können.
Ein Filter, der bestimmt, was wirklich bei uns ankommt, wie wir die Dinge sehen.

Vielleicht hat Paulus das ja gemeint, wenn er sagt:
„Freut euch zu jeder Zeit. Dankt für alles.“

Wie herum wollen Sie denn Ihr kleines Hebelchen, ihren Filter im Kopf legen?

Es müssen nicht die ganz großen Dinge sein. Manchmal sind es ganz kleine Erfahrungen, die uns Anlässe sind sich zu freuen; die uns sagen, dass es sich lohnt zu leben.

 

Wenn wir genauer hinsehen, dann zeigt sich nicht nur, dass es neben dem Dunklen und Bedrohlichen auch Helles gibt; dann zeigt sich auch, dass dieser freundliche Ton nicht nur existiert, sondern sogar der Grundton des Lebens, unseres Lebens ist.

Wenn wir unsere Wahrnehmung schärfen für die Erfahrungen des Schönen, des Positiven, dann können wir erleben und wahrmachen, was Paulus schreibt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit.“

 

Und dann können wir diese Freude auch teilen.

Das wäre eine gelungene letzte Adventswoche, wenn jemand zu uns, zu ihnen und mir, sagen würde: Mensch, was strahlst du Freude aus.
Wenn wir durch kleine Gesten, ein freundliches Wort, andere mit unserer Freude anstecken würden.

Das ist die Überschrift zur letzten Adventswoche: Gaudete – freut euch.

===================================================================

Wo ist es eigentlich hin …

 … das Hoffen und Lieben und Lachen?
Das Herzen und Umarmen?
Das Vertrauen und die Leichtigkeit des Lebens?
Das Leuchten in den Kinderaugen?
Das Lächeln in den Augen der Alten?
Das Hoffnungslicht in den Augen der Kranken?

Wo ist das alles nur hin?

Lasst es uns zurückholen!

Jetzt und endlich und für immer!

Theresia Bongarth
In: Pfarrbriefservice.de

===================================================================

Ich wünsche Ihnen einen mit Freude erfüllten 3. Advent,

Ihr
Ulrich Lühring