Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum 3. Fastensonntag - 23. März 2025

Wie stellen Sie sich GOTT vor?

551 Der brennende Dornbusch_by_Doris-Hopf_pfarbriefservice (c) Doris Hopf (dorishopf.de) - gefunden bei: pfarrbriefservice.de
551 Der brennende Dornbusch_by_Doris-Hopf_pfarbriefservice
Datum:
Fr. 21. März 2025
Von:
Ulrich Lühring

Wie stellen Sie sich eigentlich GOTT vor?

Vielleicht denken Sie jetzt: Eine echt schwere Frage am Sonntagmorgen…
Vielleicht denken Sie auch: Aha, eine Fangfrage. – Immerhin steht doch in der Bibel geschrieben: „Du sollst dir kein Bild von Gott machen!“ (Ex 20,4)

Nun steht aber dieses Bibelzitat in einem konkreten Zusammenhang: Das Volk Israel hat sich ein goldenes Stierbild gemacht, darum herumgetanzt und gesagt: Das ist unser Gott.
So darf man sich natürlich kein Bild von Gott machen.
Und man muss sich auch immer bewusst sein, dass wir mit unserem menschlichen Verstand Gott nicht begreifen können – und dass wir niemals sagen können: Genau so ist Gott.

Aber das heißt doch noch lange nicht, dass wir überhaupt keine Vorstellung von Gott haben dürfen.
Wie soll ich denn sonst mit Gott sprechen?
Wie soll ich an ihn glauben, wenn ich keine Vorstellung habe, wer Gott ist und wie Gott ist?

Daher also mit vollem Ernst die Frage: Wie stellen Sie sich denn GOTT vor?

 

Bei der Suche nach einer Antwort gibt mir die heutige Sonntagslesung (Ex 3,1-15) drei wichtige Hinweise.

Der erste Hinweis lautet: Gott lässt sich im Kleinen und Unscheinbaren finden

In einer rabbinischen Erzählung fragt ein Schüler den Rabbi: „Warum wählt Gott ausgerechnet einen Dornbusch, um Mose anzusprechen?“
Der Rabbi antwortete: „Hätte ER irgendeinen anderen Ort gewählt, so würdest du mir die gleiche Frage stellen. Aber es ist eine wichtige Frage – und daher will ich dir eine Antwort geben.
Daher sage ich, dass Gott ausgerechnet den ärmlichen und kleinen Dornbusch gewählt hat, um dich zu belehren, dass es auf Erden keinen Platz gibt, an dem GOTT nicht anwesend ist.
Nicht einmal ein Dornbusch.“

 

Vielleicht muss man ja ein Gärtner sein, um das Bild wirklich zu verstehen. Vielleicht muss man mit diesem lästigen Unkraut gekämpft haben, das offensichtlich zu nichts nütze ist, um das Bild zu verstehen.
GOTT erscheint dem Mose ausgerechnet in einem banalen Dornbusch. Wir würden vielleicht sagen: in einem Strauch Unkraut.

Wenn wir nach einem Ort suchen, an dem sich Gott finden lässt, käme uns wahrscheinlich eine Kirche in den Sinn, vielleicht ein Wallfahrtsort oder der Jakobsweg. Für Naturliebhaber vielleicht die Bergwelt oder ein Abend am Meer.

Aber beim Unkrautjäten – oder beim Stall ausmisten?

 

Gott begegnet dem Mose ausgerechnet beim Ziegenhüten – und ausgerechnet in einem doofen Dornstrauch.

Ein kluges Zitat sagt: Wer Gott suchen will, muss sich nicht hoch nach oben strecken, sondern tief bücken.

 

 

Der zweite Hinweis, wie ich mir Gott vorstellen kann und soll, steckt in diesem seltsamen Namen, den Gott dem Mose nennt.

 Wenn wir jemand vorstellen, sagen wir manchmal: Das ist der Sohn von…, das ist die Nachbarin von…
Und wenn wir uns auf jemand berufen wollen, sagen wir vielleicht: Ich bin ein Freund von…

Was mir in der Lesung auffällt ist, dass auch Gott sich über solche Beziehungen vorstellt: „Ich bin der Gott Abrahams…“

Gott lässt sich nicht nur auf die menschliche Ebene herab, es geht um Beziehung. Unser Gott ist der Gott, der Beziehung ist von Anfang an (Stichwort: Dreifaltigkeit) und der die Beziehung zu uns sucht.

Das wird noch einmal ganz deutlich, als Moses Gott nach seinem Namen fragt.

Da antwortete Gott dem Mose:
Ich bin, der ich bin.                         (Ex 3,14)

Mal ehrlich gesagt: Wenn ich jemand nach seinem Namen fragen würde und bekäme zur Antwort „Ich bin, der ich bin!“ – mit der Antwort wäre ich nicht gerade zufrieden.
Auch wenn das jetzt nicht sehr fromm ist, muss ich da eher an das Märchen von Rumpelstilzchen denken: „Ach wie gut, dass niemand weiß…“

Ich bin, der ich bin.

Da fand ich persönlich ja noch die alte Übersetzung im Lektionar (nach der Einheitsübersetzung)  besser: Ich bin der „Ich-bin-da“.

Das klang nach einer philosophischen Antwort im Sinne von: Ich bin der, der immer schon da ist – und der immer da sein wird.

 

Im Theologiestudium hat unser Professor für Altes Testament über diese Stelle und den Namen Gottes eine ganze Vorlesung gehalten.
Im Hebräischen bzw. aramäischen Urtext steht da nämlich eigentlich ein ganzer Satz: Ich bin der, der da ist.
Wobei dieses „Dasein“ im Aramäischen nicht philosophisch gemeint ist, sondern mit Beziehung zu tun hat – und man eigentlich übersetzen müsste: Ich bin der, der für DICH da ist.

Das ist sein Name.
Das ist das Wichtigste, dass Gott von sich selbst sagt.

Nicht, dass er groß ist.
Nicht, dass er allmächtig ist.
Sondern, dass er für DICH da ist.

Das Geheimnis Gottes klärt er selbst auf – in dieser einfachen Begegnung mit Mose am Dornbusch:
Nicht höheres Wesen,
nicht ewige Weisheit,
nicht Ursache aller Dinge.

Sondern – schlicht und einfach: ER ist für mich da.

 

 

Der dritte Hinweis, wer Gott ist und wie Gott ist lautet:

Es ist nicht Moses, der sich aufmacht, um Gott zu suchen.
Es ist Gott, der den Moses sucht und der ihn aus dem Dornbusch anspricht.

Nicht ich muss mich anstrengen, um Gott zu suchen.
Gott ist längst schon auf dem Weg zu mir.
Gott ist es, der mich sucht und mich anspricht.

Ich muss nur offen sein für IHN.

 

 

Wie stellen Sie sich Gott vor?

Drei Hinweise gibt uns die Lesung dieses Sonntags:

  • kein Ort ist zu klein oder zu erbärmlich, um Gott darin zu finden

  • Gott ist der, der für mich da ist

  • Gott ist es, der mich sucht und zu mir spricht

 

Wenn diese drei Hinweise zu Ihrem Bild von Gott passen, sind sie sicher schon mal auf dem richtigen Weg.

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In das Dunkel deiner Vergangenheit und
in das Ungewisse deiner Zukunft,
in den Segen deines Helfens und
in das Elend deiner Ohnmacht
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.

 

In das Spiel deiner Gefühle und
in den Ernst deiner Gedanken,
in den Reichtum deines Schweigens und
in die Armut deiner Sprache
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.

 

In die Fülle deiner Aufgaben und
in die Leere deiner Geschäftigkeit,
in die Vielzahl deiner Fähigkeiten und
in die Grenzen deiner Begabung
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.

 

In das Gelingen deiner Gespräche und
in die Langeweile deines Betens,
in die Freude deines Erfolges und
in den Schmerz deines Versagens
lege ich meine Zusage:

Ich bin da.

 

In die Enge deines Alltags und
in die Weite deiner Träume,
in die Schwäche deines Verstandes und
in die Kräfte deines Herzens
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.

Paul Weismantel
www.predigtforum.com

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Einen frühlingshaften Sonntag wünscht
Ihr
Ulrich Lühring