© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Der verstorbene Papst Johannes Paul II ist, obwohl er mit Rekordgeschwindigkeit heiliggesprochen wurde, keineswegs unumstritten.
Mit einem Rekord wird er aber sicher in die Geschichtsbücher eingehen: Kein Papst hat jemals so viele Menschen heiliggesprochen wie Johannes Paul II. in seiner Amtszeit.
Jetzt könnte man ja fragen: Muss das denn sein? So viele neue Heilige?
Wenn es nach mir ginge, dann müsste die Kirche noch viel mehr Menschen heiligsprechen. Und nicht nur, wenn es nach mir ginge, sondern auch, wenn es nach dem heutigen Fest ginge und nach dem heutigen Evangelium.
Dann käme der Papst eigentlich zu nichts anderem mehr, denn eigentlich müsste er am Ende so gut wie alle heiligsprechen.
Heilig zu sein, daran erinnert mich das heutige Fest Allerheiligen, ist nicht zuerst und nicht vor allem das Ergebnis besonderer Verdienste.
Heilig wird man nicht dadurch, dass man besondere Leistungen erbracht hätte; denn den Himmel kann man sich nicht „verdienen“.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft.
Das beginnt schon in der Schule. Gute Noten sind die Voraussetzungen dafür, aus dem eigenen Leben etwas zu machen. Für die meisten attraktiven und begehrten Studienfächer gibt es immer noch einen „Numerus clausus“. Im Notenschnitt muss da schon vorne eine „1“ stehen.
Wer Leistung bringt, wird gut verdienen.
Wer Leistung bringt, kann in eine einflussreiche Position kommen.
Wer Leistung bringt, wird Ansehen haben und von anderen geachtet sein.
Was braucht man mehr, um glücklich zu sein?
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf höre ich das heutige Evangelium mit ganz anderen Ohren.
Jesus spricht über Menschen, die er „glücklich“ nennt – „selig“ nennt er sie.
Aber es sind nicht die, die Leistung bringen, in Wohlstand leben, Einfluss haben – die erfolgreich sind.
Glücklich nennt Jesus die Armen, die Trauernden, denen Gerechtigkeit fehlt – die nicht einmal in Frieden leben können.
Die Trauernden sind sicher nicht selig, weil sie traurig sind.
Die Verfolgten nicht, weil sie verfolgt werden.
Sie alle haben gemeinsam, dass sie auf Gott vertrauen.
Die Seligpreisungen sind eine Ermutigung für all diejenigen, die im Sinne unserer Gesellschaft keine Leistung bringen, nicht Reichtum ansammeln oder eine Machtposition innehaben.
Sie sind Ermutigung für diejenigen, die am Rand der Gesellschaft stehen, die sich allein gelassen fühlen.
Und diese Ermutigung sagt: Gott steht an deiner Seite.
Auf seine Nähe kannst du vertrauen, ob du arm bist oder traurig, ungerecht behandelt oder sogar verfolgt wirst.
Die Botschaft von Allerheiligen lautet für mich: Den Himmel kannst du dir nicht verdienen. Es gibt ihn nicht als Belohnung für unsere Taten.
Wenn Menschen heilig genannt werden, dann nicht, weil sie diesen Titel „verdient“ hätten. Heilig sind wir einzig und allein deshalb, weil Gott, der Heilige, erklärt: „Ihr gehört zu mir!“
Von daher haben die Päpste eigentlich noch viel zu wenige zu Heiligen erklärt. Oder andersherum gewendet: Eigentlich bräuchten sie gar keinen zum Heiligen zu erklären. Denn eigentlich reicht der heutige Festtag schon aus: Allerheiligen.
Das Fest Allerheiligen und die Seligpreisungen als Evangelium an diesem Fest ermöglichen einen anderen Blick auf die Welt.
Selig bist du nicht durch deine Leistung, sondern weil du auf Gottes Nähe vertraust, was auch immer die Umstände sagen.
Und wenn das deine Überzeugung ist, dann kannst du auch etwas beitragen zur Veränderung, die unsere Welt braucht, damit sie dem ähnlicher wird, was Jesus das Reich Gottes nennt.
Eine Welt, in der Menschen nicht nach Leistung, Wohlstand oder Erfolg beurteilt werden, sondern von der Würde her, die Gott ihnen gibt.
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Der Lieben gedenken
Zu Allerheiligen/Allerseelen
Wenn die Tage kürzer werden
und es früh schon dunkel wird,
gehören die Gedanken denen,
die längst nicht mehr bei uns sind.
Wie sie unser Leben prägten,
uns geformt Jahrzehnte lang,
mal mit Sanftmut, mal mit Strenge,
ohne uns je aufzugeben.
Drum wir zünden Kerzen an,
stehen still an ihrem Grab,
voller Dankbarkeit und Liebe,
besonders heut’, an diesem Tag.
Selbst, wenn sie nicht mehr bei uns sind,
in unseren Herzen leben sie.
Und die Kerzen auf den Gräbern
leuchten voller Harmonie.
Gaby Bessen
in: Pfarrbriefservice.de
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Einen besinnlichen Feiertag
wünscht
Ihr
Ulrich Lühring