© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
„Ich glaube, wir reden aneinander vorbei…“
Sie kennen diese Formulierung, die bedeutet, dass da zwei Personen zwar die Worte hören und verstehen – und gleichzeitig doch nicht verstehen, was der andere eigentlich will.
Ich glaube, dass Jesus und seine Zuhörer im heutigen Evangelium (Joh 6,24-35) in diesem Sinn aneinander vorbei reden.
Jesus redet vom Brot und vom Sattwerden.
Und die Menschen meinen, er rede vom Sattwerden im Sinne von Essen.
Sie denken an das Manna in der Wüste.
An das „Tischlein-deck-dich“ vom vergangenen Sonntag.
Jesus aber redet vom Hunger nach Leben und von seiner Sendung und Aufgabe in der es um genau diesen Hunger geht.
Viele Menschen wissen das nicht mehr, spüren nicht mehr, was ihre wirklichen Bedürfnisse sind.
Denn von allen Seiten werden Bedürfnisse geweckt: Werbung, Mode, „must have“.
Viele Menschen verwenden ein Großteil ihrer Zeit und Energie dafür, diese Bedürfnisse zu stillen, sogar bis zum Überdruss – und bleiben leer und hungrig.
Hätten Sie das gedacht?
In Deutschland gab es im letzten Jahr knapp 3.000 Verkehrstote – aber 10.000 Selbstmorde.
Jedes Jahr sterben doppelt so viele Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und Drogen zusammen.
Und ich wage mal zu behaupten: Da ging es nicht darum, dass jemand nicht genug zu essen und zu trinken hatte.
Es ist wichtig, lebenswichtig, dass wir unseren Hunger nach Leben ernst nehmen,
dass wir unsere echten Bedürfnisse kennen und wahrnehmen.
Um aber die eigenen Bedürfnisse zu spüren;
um zu spüren, wonach wir uns im Tiefsten sehnen, müssen wir in uns hineingehen statt nach außen.
Nur wer in sich selbst hineinhorcht kann wahrnehmen, was ihn wirklich nährt, was wirklich glücklich und zufrieden macht.
Und jetzt wage ich noch eine Theorie: Ein Grund ist sicher, dass viele Menschen verlernt haben zu genießen.
Auf einem der Blausteinkübel vor der Breiniger Kirche steht der Spruch: Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst.
Es ist kein Zufall, dass es in unseren Innenstädten immer mehr Fast-Food-Lokale gibt, immer mehr „To-Go-Angebote“.
Genuss besteht aber nicht darin, einfach nur zu konsumieren oder immer mehr anzusammeln.
Das Essen schnell in sich hineinstopfen oder drei Paar Schuhe kaufen ist möglich – es führt aber nicht zu Genuss.
Worin besteht denn Ihr ganz persönlicher Hunger nach Leben?
Was stillt wirklich Ihren Lebenshunger – und was nicht?
Ich bin davon überzeugt, dass es Jesus darum geht, wenn er sagt:
Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern und nie mehr Durst haben.
Denn ich bin das Brot des Lebens.
Das wäre für mich ein wichtiger Aspekt der Botschaft dieses Sonntagsevangeliums:
Lerne dich selbst besser kennen und schätzen.
Was ist für mich das „Brot des Lebens“?
Nur, wer das für sich selbst weiß, der kann sein Leben genießen und im eigentlichen Sinn „satt werden“.
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Link zum Meditationstext:
https://www.dth.de/diskographie/songs/warum-werde-ich-nicht-satt
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Einen schönen Sonntag allerseits
wünscht
Ihr
Ulrich Lühring