Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 05. Oktober 2025

Alles halb so schlimm?

829576_optimismus_stixie_pixelio (c) Stixie (www.pixelio.de)
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Datum:
Sa. 4. Okt. 2025
Von:
Ulrich Lühring

Wenn Sie zum Erntedankfest in den Gottesdienst kommen, was für Texte würden Sie da wohl erwarten?

Sicher irgendetwas mit Dankbarkeit und Freude, mit Menschen, die Gott loben.
Das wäre doch jetzt passend gewesen.

 

Aber was gibt es stattdessen?
Den Propheten Habakuk aus dem Alten Testament, der darüber lamentiert, dass nichts so ist, wie es sein sollte, dass Verbrechen und Gewalt im Land reagieren.

Die Situation damals war folgende: Nach Jahren der Gefangenschaft in Babylon kamen die Israeliten zurück ins „Heilige Land“. Sie erwarten ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Aber das Gegenteil ist Realität. Zerstörung, Korruption, keine Arbeit, wenig Brot.

 

Ich muss nur daran denken, was auf die Flüchtlinge aus der Ukraine zukommt, wenn sie (hoffentlich) irgendwann in ihr Land zurückkehren können. Oder auf die Palästinenser, wenn die zähen Friedensverhandlungen tatsächlich irgendwann erfolgreich sein werden.

Da kommt nicht gerade ein „Erntedankgefühl“ auf.

 

Auch wenn wir uns sicher nicht vergleichen wollen mit den Menschen aus der Ukraine, deren Heimat zerbombt wird; auch wenn wir uns selbst glücklich schätzen, wenn wir Bilder sehen von ganzen Städten, die von Wirbelstürmen zerstört werden: Die Grundstimmung bei uns, so scheint mir, ist auch weniger „Erntedank“ als vielmehr Befürchtungen, Kummer und ganz viele Sorgen.
Wir leben nicht im Krieg, aber Drohnen über Flughäfen und immer häufigere Cyber-Angriffe auf europäische Einrichtungen machen uns deutlich, wie zerbrechlich unser Frieden auch bei uns ist.

Was kommt da noch alles auf uns zu?

 

Am heutigen Erntedanksonntag greift die Lesung vielleicht ganz zu Recht diese Stimmung auf. Und sie greift sie nicht nur auf, sie gibt uns auch etwas ganz Wichtiges mit auf den Weg.

Die Antwort Gottes an den Propheten Habakuk lautet nämlich nicht: „Alles halb so schlimm. Positives Denken.“ –
So wie es in einem Zitat von Heinz Rühmann heißt: „Der Optimist ist ein Mensch, der alles halb so schlimm und doppelt so gut findet.“

Genau das sagt Gott nicht, sondern ER sagt: „Schreib es auf. Schreib es groß und deutlich auf, dass man es gut sehen kann.“
Es geht nicht darum, die Augen zu verschließen vor dem, was uns Kummer und Sorgen macht.
Es geht nicht darum, dass alles „halb so schlimm“ ist. Nach dem Motto: Denk doch einfach positiv!
Ganz im Gegenteil: Schreib es auf – sieh hin, ganz genau.

Aber auf den letzten Satz der Lesung kommt es dann an: „Es kommt was kommt, der Gerechte aber bleibt am Leben.“
Mit anderen Worten: Habt Vertrauen. Lasst nie die Hoffnung fahren, denn genau das gibt euch den Mut, den ihr für euer Leben braucht.

Vielleicht ist das ja genau die Botschaft, die wir an diesem Erntedanksonntag, genau in diesem Jahr brauchen:
Die Lösung heißt nicht „wegsehen“ oder „alles halb so schlimm“. Sondern: Sieh genau hin, aber hab Vertrauen, verliere nicht die Hoffnung und behalte deinen Mut.

Ja, es ist so viel Angst im Raum.
Angst angesichts des immer fortdauernden Krieges in der Ukraine,
Angst vor Inflation, vor Rezession, vor Armut,
Angst, ob wir Strom und Heizung noch bezahlen können…

Die Angst kann uns zeigen, dass uns etwas wichtig ist und dass wir es schützen und bewahren wollen.
Zugleich kann die Angst uns lähmen und unfrei machen.
Von der Angst bestimmt zu sein, lähmt uns und macht es eng ums Herz.

Wenn es etwas gibt, das diesen Jesus ausgemacht hat, dann das: dass er die Ängste der Menschen gesehen hat und ernstgenommen hat. Und dass er ihnen genau in ihren Ängsten Mut gemacht hat: „Steh auf und geh“.
Und sie gehen. Durch Ängste, Kriege und Pandemien, innere und äußere Katastrophen hindurch. Weil sie Jesus, weil sie Gott an ihrer Seite wissen.

Nein, es ist nicht alles halb so schlimm. Aber verliere nicht die Hoffnung und behalte den Mut – mit IHM an deiner Seite.

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Zum Leben Ja und Amen sagen

 

zum Leben
Ja und Amen
sagen

mit und trotz allem
was es mit sich bringt

Qualen
und Quellen des Glücks

Zumutungen
und Mut in allen Schattierungen

Abschiede
und Anfänge der Schöpfung

 

zum Leben
Ja und Amen
sagen

die Widerstände aufgegeben

die Schatten
gibt es nur
weil es auch Licht gibt

in der Unvollkommenheit
die Spur entdecken
die zur Sehnsucht
nach dem Lebensgrund führt

nennen wir ihn Gott

nehmen wir an
dass ER zum Leben
dass ER zu meinem Leben
und zu deinem Leben

Ja und Amen sagt

Miriam Falkenberg
In: Pfarrbriefservice.de

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Herzliche Sonntagsgrüße,
Ihr
Ulrich Lühring