Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 06.10.2024

Warum heiraten, Leasing ist doch viel einfacher?

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Datum:
Sa. 5. Okt. 2024
Von:
Ulrich Lühring

Warum heiraten – Leasing ist doch viel einfacher.

 Ich weiß nicht mehr, wo ich den Spruch aufgeschnappt habe.
„Was für ein blöder Spruch“, dachte ich zuerst.
Aber dann: Gibt er (wenn auch reichlich überspitzt) nicht auch die Stimmung in unserer Gesellschaft wieder?

Verliebt, verlobt, verheiratet – das ist doch längst nicht mehr der gängige Weg für ein junges Paar.

Und wir wissen alle, wie gefährdet nicht nur heute Ehen sind. Wie viele scheitern.
Wer in seiner ersten Ehe lebt, ist sicher dankbar – weiß aber auch um die Schwierigkeiten, die es gibt.
Keine Ehe "gelingt" und "hält" einfach von selbst.

 

Ich denke jeder von Ihnen hat in der Familie, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft erlebt, wie Eheleute hineingeraten in den Strudel des Scheiterns.
Die Gründe sind ganz verschieden. Und am Ende haben dann die Rechtsanwälte das Wort.

Ein erfahrener Familienrichter hat einmal gesagt: „Jede Scheidung ist auch eine Tragödie, selten ein ‚Fest der Befreiung‘. Immer bleiben Verletzungen zurück und die Frage: Warum?“

 

Schwierigkeiten mit der lebenslangen Bindung an einen Partner, an eine Partnerin, die gab es immer schon.
Sie wurden allerdings (zumindest früher) oft zu Lasten des schwächeren Teils gelöst, zu Lasten der Frau.

Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen.
Diese Frage der Pharisäer im heutigen Sonntagsevangelium (Mk 10,2-16) ist echt scheinheilig.
Denn sie wussten ganz genau, dass die Möglichkeit einer Scheidung nach damaligem Recht eigentlich unbestritten war.
Strittig war höchstens die Art der Anwendung.

Es wurde allen Ernstes darüber gestritten, ob ein angebranntes Essen schon ausreicht, damit der Mann der Frau den „Scheidebrief“ ausstellen kann.
Oder ob es ausreicht, wenn dem Mann halt eine andere Frau besser gefällt.

Zumindest diese Streitfrage von damals hat unser Eherecht geregelt: Zerrüttung nennt das das Gesetz.
Mit anderen Worten: Wenn einer der beiden nicht mehr will.
Aber ist damit die Sache erledigt?

 

Mir fällt auf, wie im Evangelium die Fangfrage der Pharisäer formuliert ist: „Was ist erlaubt?

Wer so fragt, verrät eine Grundeinstellung, eine Lebenshaltung.
Wenn im Blick auf meinen nächsten Menschen nichts anderes interessiert, als was „erlaubt“ ist, dann geht es irgendwann nur noch um:
Was kann ich mir herausnehmen?
Wie kann ich innerhalb dessen, was nicht verboten ist, möglichst viel für mich herausschlagen?

Eine Haltung, die mir heutzutage allzu oft begegnet.
Jesus hat dafür nur ein Wort: Hartherzigkeit.

 

In seiner Antwort geht er auf den Schulstreit über die Auslegung des Gesetzes gar nicht weiter ein, sondern er greift zurück auf das grundlegende Menschenbild.
Und auf die Frage: Was ist wichtig im Leben?
Was macht den Menschen zum Menschen?
Welche Werte habe ich im Leben?

 

Jesus greift zurück auf eine uralte Erzählung, die sich die Juden von Generation zu Generation erzählt haben (und die wir heute als Lesung hören):
Die Geschichte von Adam und Eva.
'Eine Erzählung, die auf die eben gestellten Fragen antwortet: Woher kommt der Mensch?
Und was macht den Menschen zum Menschen?

Am Anfang hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen – fasst Jesus diese Erzählung zusammen.

Anders gesagt: Von Anfang an ist diese Sehnsucht im Menschen nach dem Du.
Die Suche nach dem einen Menschen, der uneingeschränkt Ja zu mir sagt.
Und der sein Ja nicht zurückzieht, der immer zu mir hält.

Warum heiraten – Leasing ist doch viel einfacher.
Dieser Spruch ist (christlich gesehen) nicht nur blöd, er ist gegen die Natur des Menschen.

Und dann kommt dieser bis heute folgenschwere Satz: Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.

Die katholische Kirche fühlt sich (nach wie vor) an dieses Wort gebunden – und erlaubt darum bis heute keine Scheidung und Wiederheirat.

Diese rigorose Praxis im Umgang mit der nicht zu leugnenden Tatsache, dass Ehen Scheitern; dieser Umgang mit Menschen, die nach einer Trennung in neuen Partnerschaften leben, wird (zu Recht) heftig kritisiert – auch innerhalb der Kirche.
Und es geht dabei nicht darum, ob diese Praxis „unmodern“ oder „altmodisch“ ist.
Es geht darum, ob die katholische Kirche den Willen Jesu wirklich richtig auslegt.

Jesus antwortet auf eine konkrete Frage der Pharisäer, in der damaligen Gesellschaft, in der höchstens diskutiert wurde, aus welchem Grund der Mann seine Frau „entlassen“ darf.
Aber wollte er damit auch eine konkrete Anweisung geben auf unsere Situation hier und heute?

Wie würde dieser Jesus denn heute handeln, der zu einer Ehebrecherin, die immerhin „in flagranti“ erwischt wurde, gesagt hat: „Auch ich verurteile dich nicht.“

 

Das heutige Evangelium gehört zu denen, die auch und gerade in Kirche aktuell am meisten diskutiert werden.
Es bleiben mehr Fragen als Antworten.

Ich möchte es vor allem als Einladung sehen, dass Sie sich Ihre ganz persönlichen Gedanken machen über Ihr Bild von Liebe und Partnerschaft.
Und über das Bild, dass GOTT von uns hat – als Mann und Frau, als Liebes-, Lebens- und Ehepartner.

Und vielleicht auch, ob und wo für uns im Zusammenleben mit anderen die Frage zählt: Was ist erlaubt?

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Miteinander Mensch

Meine Erwartungen an dich:
oft enttäuscht.
Deine Erwartungen an mich:
oft enttäuscht.

Narben
auf meiner Haut,
auf deiner Haut,
von Missverständnissen,
Verletzungen.

Doch wenn du anfängst,
zu sein, wie ich will,
wirst du aufhören,
du selbst zu sein.

Und wenn ich anfange,
zu sein, wie du willst,
werde ich aufhören,
ich selbst zu sein.

Und darum
will ich dich so,
wie du bist.
Und ich bitte dich:
Lass mich sein,
wie ich bin.                                         

Gisela Baltes
www.impulstexte.dewww.pfarrbriefservice.de

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Herzliche Grüße - und einen schönen Sonntag,

Ihr
Ulrich Lühring