Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig

Geistlicher Impuls zum Sonntag - 07.07.2024

Schubladen

wardrobe-2012944_1280 (c) Alexa (www.pixabay.de)
wardrobe-2012944_1280
Datum:
Fr. 5. Juli 2024
Von:
Ulrich Lühring

Ich kenne dich.
Du brauchst mir überhaupt nichts zu erzählen.

Mit solchen oder ähnlichen Sätzen fangen Gespräche an, die eigentlich schon zu Ende sind noch ehe sie begonnen haben.
Nichts ist tödlicher für ein Gespräch, als die feste Überzeugung, dass mein Gegenüber mir ja sowieso nichts Neues zu sagen hat.
Wenn ich von vorneherein weiß, was der andere jetzt sagen will, dann ist es ja eigentlich unnötig, überhaupt noch miteinander zu reden.

Es soll ja tatsächlich vorkommen, dass sich Menschen so gut kennen, dass sie eigentlich gar keine Worte mehr brauchen.
Bei Ehepaaren, die seit Jahrzehnten verheiratet sind, soll das ja vorkommen, dass man sich versteht ohne jedes Wort, weil man sich tatsächlich so gut kennt.

Allerdings kenne ich den Satz nicht nur aus diesem Zusammenhang: Den kenne ich zur Genüge. Der braucht mir gar nichts zu erzählen.
Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich meine Umgebung und die Menschen darin, fein säuberlich in Schubladen einsortiere.

  • Der ist mir schon immer unsympathisch gewesen.
  • Mit der konnte ich noch nie etwas anfangen.
  • Die hat noch nie etwas Gescheites zu Wege gebracht.

Das ist ungeheuer bequem und macht das Leben einfacher:
Ich brauche mir ja keine großen Gedanken mehr zu machen.
Ich kenne ihn oder sie ja.

Das mag in vielen Fällen sogar funktionieren.
Es hat nur einen großen Haken: Es macht es dem anderen schwer (wenn nicht sogar unmöglich) aus diesen Schubladen auszubrechen.

Genau das erlebt Jesus im heutigen Sonntagsevangelium (Mk 6,1-6):
„Was will denn der. Das ist doch der Sohn des Zimmermanns. Die Familie kennen wir doch. Den kennen wir doch!“

Und das Evangelium sagt auch, wozu das führt:
Er konnte dort kein Wunder tun.

 

Das Gefühl, genau zu wissen, wer der andere ist und wie der andere ist, begegnet uns überall.
Und es erschwert Menschen (fast überall) sich zu verändern und anders zu werden.

Aber genau das ist doch Leben.
Leben ist Entfaltung, ist Bewegung, ist Wachstum und Veränderung.
Nichts in der Natur existiert ohne Wachstum und Veränderung.

Eine Blume wächst, verändert sich, ist jeden Tag neu – und morgen wieder eine andere als die, die ich gestern gesehen habe.
Eine Blume am Ändern zu hindern, hieße sie zu töten.

Und beim Menschen soll das funktionieren?

 

Das heutige Evangelium ist für mich eine wichtige Mahnung:
Hüte dich davor, Menschen in Schubladen zu stecken.
Jeder Mensch hat das Recht, sich zu ändern, sich zu entfalten, sich zu entwickeln.

Das macht das Leben nicht einfacher.
Das macht es mit Sicherheit anstrengender.

Aber nur so ist Leben möglich.
Denn Leben ist Veränderung.

Ich kenne dich genau!
Diesen Satz sollten wir als Christen eigentlich aus unserem Repertoire streichen.

Denn nur so kann das Wunder passieren – das Wunder der Veränderung.

========================================================================

geändert

Nichts gewinnen wir,
wenn wir den Lauf der Zeit anhalten wollen.
Dauerhaftes Glück vergessen wir zu schätzen.

Leben heißt Entwicklung und gewinnt durch Veränderung.
Es fällt uns so schwer, Vertrautes loszulassen,
aber in volle Hände, in volle Herzen
kann Gott nichts Neues legen.

Neue Erfahrungen und Haltungen
verlangen die Aufgabe alter Überzeugungen.
Neues, ewiges Leben kann nur entstehen,
wenn der Tod irdisches Leben auslöscht.

Jesu Auferstehung war erst möglich
nach seinem qualvollen Tod –
das gilt auch für uns.

Irmela Mies-Suermann
In: Pfarrbriefservice.de

=======================================================================

Mit einem herzlichen Sonntagsgruß,
Ihr
Ulrich Lühring