Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 11.05.2025

Ein neuer Hirte für die Kirche ???

JK_250508_Conclave_Tag_2_Habemus-1417_by_Jessica_Kraemer_dbk (c) Jessica Kraemer (dbk - pfarrbriefservice.de) - Bildausschnitt
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Datum:
Fr. 9. Mai 2025
Von:
Ulrich Lühring

„Ein neuer Hirte für die Kirche“ – ist diese Schlagzeile aus der Zeitung (zur Wahl von Papst Leo) nicht eine gute Überschrift für die Predigt heute, besonders am „Sonntag des Guten Hirten“?

Ich würde sagen: Ganz im Gegenteil. Denn die Überschrift ist falsch. Gerade am „Sonntag des Guten Hirten“!

Im Evangelium (Joh 10,27-30) hieß es: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.“
"Ich bin der gute Hirte" – das sagt Jesus von sich.
Und nirgendwo im Evangelium ist von einem anderen Hirten die Rede.

„Du bist Petrus, der Fels, - und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“, sagt Jesus zu Petrus.
Aber nicht: Du bist der Hirte.

Es gibt nur einen Hirten – und der heißt Christus.
Und darum hat die Kirche auch keinen neuen Hirten, weil es immer der gleiche war.

 

Stellvertreter Christi – so lautet einer der Titel, die dem Papst zugesprochen werden.
Ich fand immer: ein sehr anspruchsvoller Titel (um nicht zu sagen: ein fast schon anmaßender Titel).
In seiner ersten Messe als Papst, am Freitagmorgen in der Sixtinischen Kapelle, hat Papst Leo am Ende seiner Predigt diesen Titel für mich fast schon zurechtgerückt.

Papst Leo zitiert Ignatius von Antiochien und sagt:
„Ich muss verschwinden, damit Christus bleibt. Ich muss mich klein machen, damit ER erkannt wird. Gott gebe mir diese Gnade.“

Predigt von Papst Leo am 09.05.2025 (Wortlaut)
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-05/erste-predigt-papst-leo-xiv-im-wortlaut.html

Johannes XXIII. hat es etwas prägnanter (oder leichter verständlich) so formuliert: „Johannes, nimm dich nicht so wichtig.“'

Auf den eben genannten Titel bezogen, heißt das: Du bist „nur“ der Stellvertreter. Der eigentliche Hirte ist Christus.

Nach der Predigt von Papst Leo wurde ein Bild auf der Seitenwand der sixtinischen Kapelle eingeblendet, ein Fresko von Perugino: Christus übergibt die Schlüssel an Petrus.

Was sofort auffällt: die größte Figur auf diesem Bild ist Christus. Die kleinste Figur auf dem Bild (auch im Vergleich zu den anderen Aposteln) ist tatsächlich Petrus, auch weil er kniet, sich klein macht.
Der Schlüssel ist fast so groß wie der ganze Oberkörper des Petrus.

Das Bild macht mir deutlich: Es geht nicht um den Menschen Petrus.
Es geht um das Amt, die Aufgabe.

Bild aus der Sixtinischen Kapelle:
https://www.museivaticani.va/content/museivaticani/de/collezioni/musei/cappella-sistina/parete-nord/storie-di-cristo/consegna-delle-chiavi.html

 

„Ich muss mich klein machen, damit Christus erkannt wird.“

Das gilt für den Papst, der in diesem Sinn der Stellvertreter Christi ist. Das gilt für die Kardinäle und Bischöfe. Das gilt für alle, die in der Kirche ein Amt oder eine Aufgabe haben.
Und: Das gilt für alle Christen.

In einem Interview anlässlich seiner Ernennung zum Personalchef im Vatikan sagte der jetzige Papst (vor zwei Jahren):
Wir sind oft damit beschäftigt, die Lehre zu vermitteln, aber wir vergessen, dass unsere erste Aufgabe darin besteht, die Freude zu vermitteln, Jesus zu kennen. 

https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-05/interview-prevost-kardinal-papst-leo-xiv-bischof-kirche-vatikan.html

 

Ich bin der gute Hirte.
Damit ist Christus gemeint. Um IHN muss es gehen und um SEINE Botschaft.
Das dürfen diejenigen nicht vergessen, die sich „Hirten“ nennen lassen in der Kirche.
Und das dürfen wir nicht vergessen, die wir seine Kirche sind.

 

 

Als es am Donnerstagabend hieß „Weißer Rauch“, da war die Spannung groß.
Es wurde gerätselt, welche Kleidung der neue Papst tragen wird. Und es gab ein regelrechtes Wettrennen unter den Reportern, wer als Erster herausbekommt, welche Schuhe der neue Papst trägt: normale schwarze Straßenschuhe (wie Franziskus) - oder die roten Papstschuhe.

Kardinal Marx sagte dazu in einer Pressekonferenz kurz nach dem Konklave (sinngemäß): "Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass es für einen neuen Papst entscheidend ist, welche Farbe seine Schuhe haben.  Papst Leo ist kein Franziskus 2.0 - und soll es auch nicht sein. Hört auf mit dem ständigen Vergleichen - auch bei Euch zuhause. Die Kinder vergleichen, die Menschen vergleichen. Das ist der Untergang der Menschlichkeit."

https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-05/kardinal-marx-ueber-papst-als-brueckenbauer.html 


In den letzten Tagen wurden im Fernsehen immer wieder Experten und "Menschen von der Straße" gefragt nach ihren Erwartungen an den neuen Papst.

Mir wurde dabei sehr deutlich: Die Erwartungen sind nicht nur groß, die Erwartungen sind riesig, vielleicht sogar übermenschlich.

  • Maria 2.0 erwartet, dass der neue Papst den Weg öffnet zum Diakonat und zum Priestertum der Frau;
  • die Interessensvertreter der Missbrauchsopfer erwarten, dass er all das aufarbeitet, was schon drei Päpste vor ihm nicht geschafft haben;
  • Christen in Europa erwarten, dass er die Synodalität, die gemeinsame Verantwortung von Laien und Amtsträgern stärkt und fördert;
  • Bischöfe in Afrika erwarten, dass er Entscheidungen zu Homosexuellen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zurücknimmt;
  • nicht nur viele Amerikaner erwarten, dass er Trump und Konsorten in die Schranken weist;
  • ein Kollege aus München sagte allen Ernstes: Ich hoffe, dass der neue Papst alle Kriege beendet.

 

Ich kann (und muss) mich wiederholen und mich und uns erinnern an das, was ich zum Tod von Papst Franziskus gesagt habe: Der Papst ist kein Superman mit übermenschlichen Kräften. Der Papst ist ein Mensch.

Kardinal Marx hat die großen, schon übermenschlichen Erwartungen an den neuen Papst meiner Meinung nach sehr gut „zurechtgerückt“, wenn er als Grund, warum er Papst Leo für die „richtige Wahl“ hält sagt: „Er ist kein Mann von schnellen Antworten, sondern ein Mann des Zuhörens, der aufmerksam ist für das, was der andere denkt und wo seine Probleme sind.“

https://www.zdf.de/play/magazine/heute-journal-104/heute-journal-vom-8-mai-2025-100 (Interview mit Kardinal Marx im Video bei 9m50)

 

Es wäre gut, wenn wir alle die Erwartungen an den neuen Papst zurückschrauben würden auf ein wirklich menschliches Maß.
Vielleicht ist der wichtigste Titel des Papstes gerade in dieser Zeit „Pontifex“, ein Brückenbauer – einer der Menschen verbindet und zusammenführen kann.

 

(Ich überziehe heute ein wenig, aber ich muss noch einen dritten Punkt nennen, der mir wichtig ist, weil er mit uns zu tun hat, mit mir und mit Ihnen:)

Friede – das war das erste öffentliche Wort des neuen Papstes.
Es ist viel zitiert und gedeutet worden, gerade am Gedenktag des Endes vom 2. Weltkrieg, gerade in einer Zeit alter und neuer Kriege.

Kardinal Marx deutet dieses erste Wort des neuen Papstes (im o.g. Interview) noch einmal anders:
Der Papst ist ja kein Politiker.
Friede, damit geht es auch, aber nicht nur um den politischen Bereich.
Friede heißt, dass Menschen sich begegnen auf Augenhöhe.
Friede heißt: dass wir tolerant sind, dass wir uns verstehen wollen.
Wenn wir diesen inneren Frieden verlieren,

dann ist das schrecklich für uns, für unser Zusammenleben und für die Welt.

 

Friede fällt nicht vom Himmel.
Friede fängt bei uns an.

So verstehe ich, wenn Papst Leo vor seinem ersten Segen auf dem Balkon sagt:
Ich möchte, dass dieser Frieden in eure Herzen dringt,
dass er eure Familien erreicht,
alle Menschen, alle Völker.

 

Wie heißt es in einem bekannten Gebet:

Herr, erwecke deine Kirche -
und fange bei mir an.

Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen –
und fange bei mir an.

Gotteslob 22,3

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Herr, erwecke deine Kirche
und fange bei mir an.

Herr, baue deine Gemeinde
und fange bei mir an.

Herr, lass Frieden überall auf Erden sein
und fange bei mir an.

Herr, bringe Liebe und Wahrheit zu allen Menschen
und fange bei mir an.

Aus China
(nach Gotteslob 22,3)

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Mit einem sonntäglichen Gruß
Ihr
Ulrich Lühring